Internationale Aids-Konferenz: Deutschland kann mehr!

Durban, 22. Juli 2017 - Zum Abschluss der 21. Internationalen Aids-Konferenz fordert die Deutsche AIDS-Hilfe die Bundesregierung auf,  die deutschen Beiträge zum Globalen Fonds gegen Aids, Tuberkulose und Malaria auf 400 Millionen Euro pro Jahr zu verdoppeln. Auch bei UNAIDS sollte Deutschland mehr Unterstützung leisten.

Beides ist dringend notwendig. Und beides könnte eine wichtige Signalwirkung für andere Länder haben. Die bisherigen Beiträge entsprechen nicht der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands.

Dazu erklärt Silke Klumb, Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe

„Deutschland muss jetzt bei der Finanzierung der weltweiten Maßnahmen mit gutem Beispiel vorangehen. Die Welt kann weiter große Erfolge erringen, wenn alle dazu beitragen. Die historische Chance, HIV und Aids in den Griff zu bekommen, dürfen wir nicht verpassen! Wie von der letzten Internationalen Aids-Konferenz in Durban kann auch von dieser ein entscheidendes Signal ausgehen.“

Leben retten, Infektionen verhindern

Die Konferenz hat offenbart, wie prekär die aktuelle Situation ist. Zwar will UNAIDS die Aids-Epidemie bis 2030 „auf der Überholspur“ beenden, und alle dafür erforderlichen Instrumente stehen zur Verfügung. Niemand müsste heute mehr an Aids erkranken und sterben. Doch es fehlt an politischem Willen und damit an Geld. Beim Globalen Fonds droht eine drastische Finanzierungslücke, bei UNAIDS gibt es sie schon.

Die Erfolge der letzten 15 Jahre stehen auf dem Spiel, es drohen katastrophale Rückschritte (siehe Pressemitteilung vom 18.7.).

„Es gilt nun alle Kräfte zu mobilisieren, damit mehr Menschen Zugang zu Therapie und Prävention erhalten, nicht weniger!“, betont Silke Klumb. „Wir haben die Möglichkeit Leben zu retten und Infektionen zu verhindern – dafür müssen wir alles tun, was möglich ist.“

HIV-Prophylaxe ermöglichen

Viele Länder haben in Durban von guten Erfahrungen mit der medikamentösen HIV-Prophylaxe berichtet (PrEP). Sie kann Menschen vor einer HIV-Infektion bewahren, die ein besonders hohes HIV-Risiko haben, etwa weil ihnen der Schutz mit Kondomen nicht immer gelingt. Die Methode wird immer häufiger angewendet und führt teilweise bereits zu sinkenden Infektionszahlen, zum Beispiel in San Francisco.

Das Medikament Truvada wird für diesen Zweck voraussichtlich noch in diesem Jahr in Europa zugelassen.

„Wir brauchen diese zusätzliche Möglichkeit so bald wie möglich auch in Deutschland, denn sie verhindert HIV-Infektionen“, sagt Silke Klumb. „Es ist jetzt an der Zeit, mit allen Beteiligten Möglichkeiten auszuloten, wie sie finanziert werden kann.“

„Zugang für alle“: Präventionslücken in Deutschland schließen

Die erfolgreiche deutsche HIV-Prävention gilt international als beispielhaft. Doch auch in Deutschland gibt es Versorgungslücken, die zu vermeidbaren HIV-Infektionen und Todesfällen führen.

Die Deutsche AIDS-Hilfe fordert von Bund beziehungsweise den Ländern:

  • Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen ohne Aufenthaltspapiere und andere Gruppen, die bisher durchs Raster fallen.
  • Die flächendeckende Einrichtung von Drogenkonsumräumen
  • Zugang zu sauberen Spritzen für Menschen in Haft.

Mit Bezug auf das Konferenzmotto „Access Equity Rights Now“ – „Zugang für alle – Gerechtigkeit jetzt!“ sagt Silke Klumb:

„Es ist unerträglich, dass mitten in Deutschland HIV-positiven Menschen die überlebenswichtige Behandlung vorenthalten wird. Und es kann nicht sein, dass Menschen die Möglichkeit genommen wird, sich oder andere zu schützen. Es gibt wirksame Maßnahmen, man muss sie nur ergreifen.“

 

Internationale Aids-Konferenz markiert entscheidende Weichenstellung (Pressemitteilung vom 18.7.2016)

Hilfsorganisationen und Ärzte fordern HIV-Behandlung für Menschen ohne Papiere (Pressemitteilung vom 18.7.2016)