Die digitale Transformation ist omnipräsent und stellt oft ein Wagnis dar. Viele Unternehmen haben die Vorteile der Digitalisierung identifiziert und arbeiten bereits an der Umsetzung. Dennoch haben die Transformation von Geschäftsmodell, Organisation und Prozessen kaum begonnen und es scheint, dass die wahre Natur der digitalen Transformation immer noch nicht erkannt oder nur im Ansatz umgesetzt wird.

Einerseits ist die technologische Umsetzung relativ weit vorangeschritten. Viele Unternehmen sehen die technologische Entwicklung als den wesentlichen Faktor der Digitalisierung. Andererseits bleiben Chancen der digitalen Transformation noch weitgehend ungenutzt. Das Bewusstsein für die weitreichenden Möglichkeiten ebenso für die Notwendigkeiten ist noch wenig ausgeprägt und eine ganzheitliche Umsetzung selten zu Ende geführt.

Es bedarf ein Umdenken, Verhaltensänderungen, Paradigmenwechsel und Kulturwandel, um den beiden großen Herausforderungen – verändertes Kundenverhalten und verschärfter Wettbewerb – erfolgreich zu begegnen. Traditionelle, starre Strukturen und Orientierungslosigkeit prägen das langsame Entwicklungstempo. Eine oft einseitige Fokussierung auf technologische Aspekte im Veränderungsprozess erschwert die ganzheitliche Umsetzung.

Im Fokus unserer Studie „Die Illusion der digitalen Transformation“ stehen Chancen und Herausforderungen sowie zentrale Faktoren, welche zum Gelingen oder Scheitern der Umsetzung einer digitalen Transformation beitragen. Sie bietet eine Orientierungshilfe und beinhaltet fünf konkrete Handlungsempfehlungen, die Unternehmen bei der digitalen Transformation unterstützen.

Was können Sie tun?

Die Herausforderung ist erkannt – doch die Umsetzung der digitalen Transformation lässt noch auf sich warten. Hier sind fünf Ansätze, wie Sie in Ihrem Haus die Transformation starten und vorantreiben können.

  1. Kunde, Kunde, Kunde.

Der Kunde treibt offenbar nicht nur die Veränderung, er sollte auch das Zentrum aller Veränderungsarbeiten sein. In vielen etablierten Unternehmen sind Innovationen vor allem Weiterentwicklungen bestehender Produkte und Leistungen. Doch blenden Sie einmal aus, was Ihr Unternehmen ausmacht, was heute Kunden an Ihnen schätzen. Erforschen Sie stattdessen, was Kunden wirklich wollen. Das bedeutet, bei den ganz grundsätzlichen Fragen nach Nutzen, Bedienerfreundlichkeit und Mehrwert anzusetzen. Sprechen Sie mit Ihren Kunden. Nutzen Sie Daten, Analysen oder kognitive Verfahren, um neue Aspekte rund um Kundenzufriedenheit, Kundenverhalten, usw. zu entdecken und für Ihr Unternehmen nutzbar zu machen. Und plötzlich geht es nicht mehr darum, die Haptik einer Handy-Tastatur zu verbessern, sondern ein ganz neues Bediensystem ohne Tastatur zu entwickeln. Das wird nicht allen im Unternehmen gefallen – aber wenn Sie es nicht machen, macht es ein Anderer, früher oder später. Und zu guter Letzt, messen Sie auch die weicheren Kundenaspekte mit neuen KPIs.

  1. Handeln wie ein Start-up.

Start-ups haben den Vorteil, dass sie noch nichts haben: Kein Image, keine Bestands-IT, keine bestehenden Produkte und Kunden. Sie können sich also voll auf den Kundennutzen fokussieren (siehe I.) und ihr Unternehmen darum herum bauen. Sie haben aber auch den Vorteil, dass sie schnell sind. Vieles wird noch selbstgemacht, informell entschieden, Neues einfach ausprobiert. Es gibt keine große Finanzabteilung, kein Marketing, keine Sales-Abteilung – sondern nur ein Projektteam. Geschwindigkeit ist aber der entscheidende Wettbewerbsparameter, wenn Sie in den immer kürzeren Innovationszyklen mithalten wollen. Bauen Sie daher für Neuentwicklungen eigene, funktionsübergreifende Projektteams auf, die in einem vorgegebenen Rahmen unabhängig entscheiden können. Oder bieten Sie bestehenden Teams mit wenigen Kniffen rund um Struktur und Routinen neue Experimentierfreiräume.

  1. Investieren wie ein Risikokapitalgeber.

Sie betreten Neuland. Das bedeutet, dass nicht jedes Projekt, nicht jede Innovation gelingen wird. Selbst erfahrene Venture-Capital-Finanzierer wissen, dass die Mehrzahl ihrer Investitionen sich nicht rechnen wird. Doch welche das sind, wissen sie erst später. Für Unternehmen bedeutet das: Bearbeiten Sie mehrere Projekte parallel statt nacheinander. Das ist gerade für Mittelständler eine personelle wie finanzielle Herausforderung. Doch auch hier können Sie von den Venture-Capitalists lernen: Diese investieren häufig mit anderen Finanziers oder Institutionen gemeinsam. Suchen Sie sich also Verbündete, die gemeinsam Innovationen mit Ihnen entwickeln. Oder lagern Sie Innovationsprojekte vollständig aus, beispielsweise via Crowdsourcing. Collaboration-Tools sind leicht verfügbar und nivellieren räumliche Grenzen. Gewinnen wird der, der zuerst Zugriff auf Innovationen hat. Das bedeutet nicht, dass man alles alleine und inhouse umsetzen muss.

  1. Den „Tipping Point“ zum Umdenken erreichen.

Bei allen Veränderungen, die Sie angehen, wird es eine Weile im Unternehmen brauchen bis der „Gezeitenwechsel“ oder „Tipping Point“ erreicht ist und sich die digitale Transformation in Theorie und Praxis unternehmensweit verbreitet hat. Doch Sie können den Wandel beschleunigen. Das kann schon im Kleinen beginnen, beispielsweise mit einem veränderten Umgang mit Fehlern. Stellen Sie nicht den Fehler in den Vordergrund, sondern mögliche positive Aspekte: Was kann daraus gelernt werden, welche Veränderungen sind nötig, diesen aber auch noch nicht gemachte mögliche Fehler in Zukunft zu vermeiden. Dabei sollten Sie Ihre Mitarbeiter, möglicherweise auch Kunden oder Zulieferer, einbinden – denn auch diese können wertvolles Feedback geben. Und geben Sie die Aufgabe doch vollständig an ein Team ab, das unterschiedliche Perspektiven repräsentiert und die Ergebnisse aufbereitet. Stellen Sie sich auch selbst als Anwendungsfall mit einem eigenen Fehler zur Verfügung, damit deutlich wird, dass es keine Denkbarrieren geben sollte. Solche Methoden können vollkommen unabhängig von digitalen Projekten, auch bei bestehenden Strukturen, eingeführt und damit vertraut gemacht werden. Der selbstverständliche Umgang mit solcher Führungs- und Unternehmenskultur ist aber eine entscheidende Voraussetzung für eine umfassende digitale Transformation.

  1. IT den geschäftlichen Bedürfnissen anpassen.

Viele IT-Abteilungen leiden unter dem Aufwand für das Tagesgeschäft: Sicherzustellen, dass die vorhandene IT-Infrastruktur läuft. Das Vorantreiben der Digitalisierung und der Einsatz neuer, wertbringender digitaler Lösungen kommt dann häufig zu kurz. Prüfen Sie daher, welche Aufgaben die IT Ihres Hauses wirklich selbst in der Hand behalten sollte und was ausgelagert werden könnte. Sorgen Sie dafür, dass Teile Ihrer IT-Ressourcen eindeutig innovativen IT-Lösungen zugeordnet werden, damit weder Tagesgeschäft noch Digitalisierung leiden. Denn die digitale Transformation kann nur gelingen, wenn das operative „Business“ diese Transformation treibt und die IT dabei hilft, diese mit geeigneten Methoden und Technologie umzusetzen. Die Studie „Die Illusion von der digitalen Transformation“ wurde von Juli bis August 2016 durchgeführt und umfasste 281 Teilnehmer aus deutschen Unternehmen. Die hier verwendete Online-Befragung wurde durch 16 Tiefeninterviews ergänzt. Mehrheitlich nahmen Führungskräfte teil. Die befragten Unternehmen bildeten einen repräsentativen Mix hinsichtlich ihrer Branchenzugehörigkeit.

Die detaillierten Ergebnisse unsere Studie finden Sie im Downloadbereich. Für Fragen und weitere Informationen stehen wir Ihnen sehr gern zur Verfügung.

 

  • Digitalisierungsmonitor 2016 2.21 MB Download

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