Der Befund war unmissverständlich: „Nach 13 Jahren Projektlaufzeit sind die mit der Entwicklung von ASV-BW verfolgten, zu Projektbeginn formulierten Ziele nicht erreicht“, urteilte der Landes-Rechnungshof in einem Gutachten über das 2006 begonnene und bis heute laufende Vorhaben zur Einführung der Software „Allgemeine Schulverwaltung Baden-Württemberg“ (ASV-BW). „Die Zielvorgaben des Projekts ASV-BW zu Kosten, Zeiten und Leistungen wurden deutlich verfehlt.“

Computerprogramm kostet mehr als 47 Millionen Euro

Das Computerprogramm, das Schulleitern Verwaltungsarbeit abnehmen und dem Kultusministerium die Statistik erleichtern soll, ist bis heute nicht flächendeckend eingeführt. Was einst rund vier Millionen Euro kosten sollte, hat inzwischen mehr als 47 Millionen verschlungen. Zweifel an der Tauglichkeit stehen trotzdem im Raum. Und nun? Wie soll es mit ASV weitergehen?
Mit dieser Frage befasste sich am Donnerstag der Bildungsausschuss des Landtags. Rechnungshof-Abteilungsleiter Lothar Nickerl trug den Abgeordneten die Analyse seiner Behörde vor und gab Handlungsempfehlungen. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erläuterte ihre Pläne, Abgeordnete stellten mehr oder weniger kritische Fragen.
Nickerl betonte, dass der Rechnungshof trotz aller Kritik am Projektmanagement der vergangenen 13 Jahre eine zügige Einführung anrate. „Wir halten ASV als Schulverwaltungssoftware grundsätzlich für tauglich“, sagte er und plädierte für eine allgemein verpflichtende Nutzung durch alle Schulen des Landes – falls und sobald die Software einwandfrei funktioniere.

Ministerin Eisenmann zeigt sich zuversichtlich

Genau das hat Ministerin Eisenmann vor. Man solle „den Blick nach vorne richten“, forderte sie. Zwar seien vor der Verpflichtung noch „Verbesserungen der Nutzerfreundlichkeit sowie die Produktivsetzung weiterer Funktionalitäten“ nötig, doch da sei sie zuversichtlich. Derzeit laufe eine „Pilotierung“ für alle Schularten. Ihr Ministerium erarbeite mit den Kommunen, die als Schulträger mit zuständig sind, einen „Vorschlag, bis zu welchem Zeitpunkt ASV-BW verpflichtend eingeführt werden kann“.
Die Opposition empörte sich in unterschiedlichen Härtegraden über den Projektverlauf. „Atemberaubend“, sei der, fand Timm Kern (FDP). Er diagnostizierte ein „IT-Desaster“. Stefan Fulst-Blei (SPD), dessen Partei zwei der fünf Minister stellte, die mit ASV betraut waren, sagte: „Dieser Vorgang ist alles andere als ein Ruhmesblatt.“ Er befürchte weitere Kosten. Klaus Dürr (AfD) forderte vor der Einführung weitere Nutzer-Befragungen.

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