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Wirecard Schadensersatz Klage für Aktionäre trotz Insolvenz

Ihre Rechte als Aktionär im Wirecard-Bilanzskandal

Die Wirecard AG sieht sich nach dem Verlust von 1,9 Milliarden Euro großem Druck ausgesetzt. Dem Zahlungsdienstleister werden Compliance-Probleme, eine mangelhafte Unternehmensführung, Bilanzmanipulationen und eine unterlassene Börsen-Pflichtmitteilung vorgeworfen. Aktionäre können deshalb Schadensersatz verlangen. Achtung: Am 25.06.2020 stellte die Wirecard AG Insolvenzantrag am Landgericht München. Die Geltendmachung von Schadensersatzansprüchen ist weiterhin möglich.

Wirecard Klage: Schadensersatz für Aktionäre möglich?

Wirecard Schadensersatz

Die Wirecard Aktie fällt und fällt und war letztendlich bei unter einem Euro angekommen. Der Zahlungsdienstleister soll seine Bilanzen gefälscht und seine Aktionäre nicht wahrheitsgemäß über den Verdacht der Finanzmanipulation informiert haben. Geprellte Aktionäre haben deshalb einen Anspruch auf Schadensersatz.

Der Wirecard Bilanzskandal: Was ist passiert?

Am 30. Januar 2019 begann der Wirecard-Skandal aufgrund eines Berichts in der Financial Times. Darin wird von Geldwäsche und gefälschten Verträgen durch einen hochrangigen Mitarbeiter in Singapur berichtet. Dem folgen weitere Berichte über Straftaten, die in Singapur verübt worden sein und von denen Mitarbeiter in Deutschland Bescheid gewusst haben sollen. Auch eine Durchsuchung der Büros von Wirecard in Singapur sorgte für Aufruhr.

In den USA werden zu dem Zeitpunkt bereits erste Klagen von Aktionären bekannt, die sich durch falsche Angaben von Wirecard geschädigt sehen. Die aus dem Abgasskandal bekannte Kanzlei Hagens Berman prüft die Einreichung einer Sammelklage.

Wirecard verklagt derweil die Financial Times auf Schadensersatz und weist weitere Berichte über Ungereimtheiten im Asiengeschäft des Unternehmens als falsch und irreführend zurück. Wirecard selbst beauftragt im Oktober 2019 die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG mit einer unabhängigen Untersuchung. So sollen alle Vorwürfe ausgeräumt werden. Im April 2020 wird das Ergebnis der KPMG-Sonderprüfung veröffentlicht und lässt die Aktie von Wirecard abstürzen.

Das Wirecard Geschäftsmodell

Im Aschheim bei München beheimatet hat Wirecard insbesondere im mobile Payment Sektor, aber auch mit digitalen Bezahlvorgängen große Erfolge erzielt. Dabei wird durch Wirecard schon beim Bezahlen an der Kasse die Bonität überprüft und die Überweisung übernommen. In China arbeitet Wirecard in Kooperation mit chinesischen Anbietern von mobile & digital Payment zusammen. Im Juni 2018 hatte der Wirecard Aktienkurs den Höchststand mit über 193,55 € in der 5 Jahres Wertung erreicht. Nach immer lauter werdenden Vorwürfen musste Wirecard im Juni 2020 bekannt geben, dass 1.9 Milliarden Euro die innerhalb der Bilanzen angegeben worden waren nicht existent sind. Seit dem befindet sich die Wirecard Aktie im freien Fall.

Schadensersatzklage gegen Wirtschaftsprüfer Ernst & Young (EY) 

Welche Rolle spielen die Wirtschaftsprüfer von EY?
Berichten des Handelsblatt zufolge sollen die Wirtschaftsprüfer von EY, die bereits seit dem Jahr 2009 die Bilanzen von Wirecard prüfen und stets ein uneingeschränktes Testat erteilt haben die Verweigerung des Testats für die Bilanz von 2019 bestätigt haben. 

Nach weiteren Berichten des WDR, NDR und der Süddeutschen haben die Prüfer von EY, die ursprünglich auch das Geschäftsjahr 2018 mit einem uneingeschränkten Testat versehen haben, bei einer neuerlichen Prüfung Ungereimtheiten gefunden, die darauf schließen lassen, dass schon 2018 Berichte über ein Konto bei der Oversea-Chinese Banking Corporation in Singapur in Höhe von rund 980 Mio. Euro gefälscht wurden.

Somit scheint das Asiengeschäft der Wirecard AG zu großen Teilen erfunden. Offen bleibt die Frage inwieweit EY den Bilanzskandal mitzuverantworten hat, da sie Belege bereits zu einem früheren Zeitpunkt auf Plausibilität hätten prüfen müssen.

DPR versagt bei der Prüfung - Staatshaftung möglich

HAHN Rechtsanwälte prüft Amtshaftungsansprüche wegen des Versagens der DPR. Die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung war von der BaFin bereits im Februar 2019 beauftragt worden, den Abschluss des ersten Halbjahres 2018 der Wirecard AG zu überprüfen. Nach fast eineinhalb Jahren lag beim Insolvenzantrag von Wirecard noch immer kein Bericht über eine solche Prüfung vor. Offenbar war bei der DPR nur ein einziger Mitarbeiter für diese Überprüfung abgestellt worden. Der Vertrag mit der DPR ist inzwischen vom Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz zum 31.12.2021 fristgemäß gekündigt worden. Aus Sicht von HAHN Rechtsanwälte ein Bauernopfer und Schuldeingeständis des zuständigen Ministeriums. Amtshaftungsansprüche wegen des Versagens der DPR werden deshalb nun von uns geprüft.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Pressemitteilung.

KPMG-Bericht zu Vorwürfen gegen Wirecard

KPMG berichtet in seinem Sonderprüfungsbericht von Untersuchungshemmnissen. Zur Existenz und zur Höhe von Umsätzen aus dem Drittpartnergeschäft können die Prüfer keine Angaben machen. Für die untersuchten Jahre 2016 bis 2018 können sie weder bestätigen, dass diese Umsätze existieren und korrekt sind, noch dass sie nicht existieren und nicht korrekt sind. Wirecard selbst interpretiert dieses Ergebnis der Untersuchung als zufriedenstellend - KPMG habe keine Belege für die erhobenen Vorwürfe gefunden, so Wirecard-Chef Markus Braun.

Doch die Vorwürfe waren damit keineswegs ausgeräumt. Ende Mai wird bekannt, dass sich die Veröffentlichung der Konzernbilanz weiter verzögern wird. Ebenso wurd die Hauptversammlung verschoben. Grund hierfür soll eine Mitteilung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) sein. Demnach konnten die Wirtschaftsprüfer EY noch nicht alle Prüfungshandlungen abschließen.

Im Juni wurde die Luft für den Wirecard-Vorstand dann immer dünner. Die Münchner Staatsanwaltschaft führt eine Durchsuchung der Geschäftsräume von Wirecard in Aschheim durch. Den Verantwortlichen wird vorgeworfen, "durch die ad-Hoc-Mitteilungen vom 12.03.2020 und vom 22.04.2020 irreführende Signale für den Börsenpreis der Aktien der Wirecard AG" gegeben zu haben.

1,9 Milliarden Euro sind verschwunden

Am 18. Juni 2020 folgte dann der Schock. Statt den Jahresabschluss endlich zu veröffentlichen, berichtet Wirecard, dass 1,9 Milliarden Euro (etwa ein Viertel der Konzernbilanzsumme) verschwunden seien bzw. wohl nie existiert haben. Die EY-Prüfer haben keinen Nachweis für die Existenz dieser Summe auf asiatischen Treuhandkonten finden können. Wirecard selbst sieht sich betrogen und will Strafanzeige gegen unbekannt stellen. Der Aktienkurs fiel derweil ins Bodenlose. Gründer Markus Braun tritt als Wirecard-Chef zurück und wird nur wenige Tage später festgenommen. Ihm wird Marktmanipulation vorgeworfen. Der Haftbefehl wird gegen Kaution von 5 Mio. Euro außer Vollzug gesetzt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gehen derweil weiter. Braun sicherte sich inzwischen die Unterstützung von zahlreichen Anwälten, die ihn strafrechtlich, zivilrechtlich, arbeitsrechtlich und im Bereich der Persönlichkeitsrechte beraten sollen.

Die Wirtschaftsprüfer von EY haben den Jahresabschluss von Wirecard nicht bestätigt. Damit können Banken vergebene Kredite zurückfordern. Diese belaufen sich laut Wirecard auf eine Höhe von rund zwei Milliarden Euro und können gekündigt werden, wenn nicht bis zum 19. Juni 2020 ein testierter Jahres- und Konzernabschluss vorliegt. Zudem wird erwartet, dass die Wirecard AG spätesten bei der nächsten Index-Überprüfung im September aus dem DAX fliegen wird - eine Schmach für den Konzern, der zunächst als Überflieger galt, bevor die Vorwürfe aus den vergangenen Jahren und ganz besonders aus den vergangenen Wochen das Unternehmen und seine Investoren auf den Boden der Tatsachen zurückholten.

BaFin-Chef Felix Hufeld sprach im Zusammenhang mit dem Wirecard-Skandal von einem kompletten Desaster und einer Schande. Es handele sich um die entsetzlichste Situation, in der er je einen Dax-Konzern gesehen habe. Er räumte aber ein, dass auch die BaFin selbst nicht effektiv genug gewesen sei, um den Vorfall zu verhindern. Eine BaFin-Untersuchung der Vorfälle steht nun an.

Wirecard stellt Insolvenzantrag - was bedeutet das für Aktionäre?

Am 25. Juni 2020 stellte die Wirecard AG Insolvenzantrag beim Amtsgericht München. Der Schadensersatzanspruch von Aktionären und betroffenen Anlegern besteht weiterhin. Bei einem Insolvenzverfahren würden deren Forderungen allenfalls nachrangig berücksichtigt werden. Unabhängig davon können Anleger ihre Schadensersatzansprüche aber auch gegenüber der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young geltend machen. Diese hatte die Bilanzfälschungen übersehen und fehlerhafte Jahresabschlüsse testiert. Damit hat sie unserer Auffassung nach gegen ihre Abschlussprüferpflichten verstoßen.

Weiterführende Informationen zum Insolvenzantrag und den Folgen entnehmen Sie bitte unserer Pressemeldung:

Pressemeldung zum Insolvenzantrag der Wirecard AG

Nachdem die Wirecard AG in der vergangenen Woche Insolvenz anmelden musste, haben nun auch fünf weitere Tochtergesellschaften Insolvenz angemeldet. Die fünf Töchter der Wirecard AG sind, bzw. waren mit Softwareentwicklung sowie Dienstleistungsangeboten betraut.

Ersten Berichten des Handelsblatt nach will nun aber die Deutsche Bank zumindest der Wirecard Bank unter die Arme greifen. Bereits am Donnerstag (02.07.2020) hatte die Deutsche Bank angekündigt, dass Sie Hilfen für die Wirecard Bank prüft.

Was können Anleger mit Wirecard-Aktien jetzt tun?

Nach unserer Einschätzung muss sich der Vorstand um den ehemaligen Wirecard-Chef Braun schwerwiegende Pflichtverletzungen vorwerfen lassen. Ein nicht funktionierendes bzw. kaum vorhandenes Compliance-System, falsche Bilanzierung und nicht zuletzt unvollständige Kapitalmarktinformationen ermöglichen geprellten Investoren und Anlegern eine Klage auf Schadensersatz.

HAHN Rechtsanwälte gehört zu den erfahrensten Kanzleien auf dem Gebiet des Bank- und Kapitalmarktrechts und hat schon zahlreiche erfolgreiche Musterverfahren nach dem Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz geführt. Die Kanzlei steht seit 30 Jahren ausschließlich auf der Seite von Verbrauchern, Anlegern und Investoren.

Sie besitzen Wirecard-Aktien oder haben diese besessen? Dann sollten Sie über die Geltendmachung von Schadensersatz nachdenken. Ihren Anspruch auf Ersatz des Kursdifferenzschadens können Sie auch dann geltend machen, wenn Sie Ihre Anteile bereits veräußert haben.

Wir prüfen kostenlos, welche Ansprüche Sie haben und gegen wen Sie diese im Wirecard-Bilanzskandal geltend machen können. Wir stellen ebenfalls kostenfrei eine Deckungsanfrage bei Ihrer Rechtsschutzversicherung. Eine Rechtsschutzversicherung tritt in der Regel nur dann ein, wenn diese vor dem Jahr 2000 bereits abgeschlossen wurde und kein Risikoausschluss wegen Kapitalanlagen besteht. Einige Rechtschutzversicherungen bieten aber auch aktuell noch Schutz mit einer Begrenzung hinsichtlich der Höhe der Schadenssumme.

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Update vom 09.01.2021

Marsalek soll halbe Milliarde Euro beiseite geschafft haben

Jan Marsalek, der sich seit einem halben Jahr auf der Flucht befindet, soll vor seinem Abtauchen gemeinsam mit etwa zehn Komplizen eine halbe Milliarde Euro aus dem Wirecard Unternehmen beseite geschafft haben. Dieses und weitere Details gehen aus dem europäischen Hatfbefehl hervor, mit dem der ehemalige Finanzvorstand des Unternehmens seit Juni 2020 gesucht wird. Vorgeworfen werden ihm demnach Bilanzfälschung, Manipulation des Aktienkurses, schwerwiegende Veruntreuung sowie der gewerbsmäßige Bandenbetrug (jeweils in mehreren Fällen). Unter anderem soll Wirecard einer Firma in Singapur einen Kredit über 100 Millionen Euro gewährt haben. Ein Teil dieses Geldes floss von dort nach Litauen. Von dort folgte schließlich eine Überweisung in Höhe von 35 Millionen Euro an eine Holding, die das Geld wiederum an Marsalek weiterreichte. Dieser soll es dann genutzt haben, um einen Privatkredit zu begleichen.

Update vom 20.11.2020

Markus Braun schweigt vor Untersuchungsausschuss

Am 19. November musste sich der ehemalige Wirecard-Chef Markus Braun vor dem Untersuchungsaussschuss verantworten. Doch er machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch und gab außer seinem Geburtstadatum keinerlei Antworten. Die Mitglieder des Ausschusses hätten gerne von ihm gewusst, warum er sich mit wem getroffen hat. Doch Braun blieb stur und stumm. Allerdings gab er an, ab sofort mit der Staatsanwaltschaft München kooperieren zu wollen. Was er dann dort sagen wird, bleibt abzuwarten. Sein Kompagnon Jan Marsalek ist derweil weiter auf der Flucht.

Update vom 01.09.2020

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss soll Wirecard-Skandal aufklären

Am zweiten Tag der Sondersitzung des Finanzausschusses wurde klar: Es wird einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum Wirecard-Skandal geben. Nach den Linken, der FDP und der AFD haben auch die Grünen zugesagt, einen solchen einführen zu wollen. Grüne, Linke und FDP haben gemeinsam genug Stimmen, um den Ausschuss einzusetzen - auf die Zustimmung der AFD hatten sie verzichten wollen. Bereits nächste Woche könnte dieser mit seiner Arbeit beginnen. Es gilt Massen von Akten zu studieren und Zeugen zu vernehmen. Es wird erwartet, dass sich die Arbeit bis weit ins Jahr 2021 hinziehen und somit auch im Wahlkampf eine große Rolle spielen wird.

Unterdessen war bekannt geworden, dass BaFin Mitarbeiter in den letzten eineinhalb Jahren mit keiner Aktie so viel handelten, wie mit der Wirecard Aktie. Es werden Vorwürfe des Insiderhandels laut. Die Bundesregierung will nun die Regeln für Finanzgeschäfte überprüfen, die BaFin Mitarbeiter mit Aktien von durch sie selbst kontrollierten Unternehmen tätigen.

Update vom 31.08.2020

Sondersitzung des Finanzausschusses: BND in Wirecard-Skandal verwickelt?

Am 31.08.2020 findet eine Sondersitzung des Finanzausschusses des Bundestages statt. Dabei geht es unter anderem darum, ob auch der Bundesnachrichtendienst in den Wirecard-Skandal verwickelt sein und mit Jan Marsalek zusammengearbeitet haben könnte. Das ehemalige Vorstandsmitgleid der Wirecard AG, das seit mittlerweile über zwei Monaten auf der Flucht ist, hatte sich mit Kontakten zu diversen Geheimdiensten gebrüstet. Darunter amerikanische und britische Geheimdienste, der israelische Mossad und der deutsche BND. Zurzeit soll Marsalek sich in der Nähe von Moskau aufhalten und dort unter der Kontrolle des russischen Auslandsgeheimdienstes SWR stehen. Johannes Geismann, Staatssekretär im Bundeskanzleramt und Beauftragter für die Nachrichtendienste des Bundes soll im Ausschuss Rede und Antwort stehen. In Russland wird vermutet, dass Marsalek mit dem russischen Geheimdienst zusammengearbeitet und diesem bei den Transaktionen von Geldern aus fragwürdigen Geschäften geholfen haben soll. Auch Vertreter der BaFin und Bundesjustizministerin Christine Lambrecht müssen sich vor dem Finanzausschuss veantworten, der noch bis morgen tagen soll.

Update vom 28.08.2020

Insolvenzverwalter berichtet von chaotischen Zuständen und 2,8 Milliarden Euro Schulden bei Wirecard

Michael Jaffé, Insolvenzverwalter bei Wirecard, berichtet von chaotischen Zuständen bei dem Finanzdienstleister. WDR und Süddeutsche Zeitung haben Einblick in sein nicht öffentliches Gutachten bekommen und berichten von unhaltbaren Zuständen. Wirecard habe demnach einen Schuldenberg angehäuft, der zuletzt unglaubliche 3,2 Milliarden Euro betrug. Selbst wenn der Insolvenzverwalter alles zu Geld mache, was noch da sei, würden wohl 2,8 Milliarden Euro Schulden bleiben. Umso mehr fragen sich betrogene Verbraucher, wie dies niemandem habe auffallen können. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY ist sich keiner Schld bewusst und wirft Wirecard Betrug vor, den man nicht habe aufdecken können. Jaffé sieht dagegen möglicherweise Haftungsansprüche bei EY - die wären jedoch auf 4 Millionen Euro pro Jahresbilanz begrenzt.

Update vom 13.08.2020

BKA sucht über "XY...ungelöst" nach Jan Marsalek

In der Sendung "XY...ungelöst" vom 12.08.2020 startete die Staatsanwaltschaft München einen öffentlichen Aufruf: Wer hat Jan Marsalek seit Juni 2020 gesehen oder weiß, wo er sich aufhält? Gegen das ehemalige Vorstandsmitglied der Wirecard AG liegt ein Haftbefehl vor, es wird weltweit nach ihm gefahndet. Auch in der "Europe's most wanted" Liste von Europol wird Marsalek als gesucht geführt. Marsalek wird in Russland vermutet.

Update vom 30.07.2020

So verlief die Sondersitzung des Finanzausschusses

Am Mittwoch, den 29.07.2020 kamen in Berlin Politiker zu einer Sondersitzung des Finanzausschusses zusammen, darunter Finanzminister Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Peter Altmaier. Über 4 Stunden standen sie Rede und Antwort, doch abgeschlossen ist das Thema damit noch lange nicht. Weiterhin steht die Bildung eines Untersuchungsausschusses im Raum, um wirklich aufzuklären, wer wann was wusste und welche Handlungen möglicherweise unterlassen hat. Olaf Scholz ist sich jedenfalls selbst keiner Schuld bewusst und verteidigt auch die seinem Ministerium unterstellte BaFin. Seiner Meinung nach waren ihnen die Hände gebunden. Das was zu tun war, sei getan worden. Vielmehr liege der Fehler im System, weshalb er auch bereits in der letzten Woche einen 16-Punkte-Plan vorgelegt hatte, mit dem die Finanzaufsicht reformiert werden soll. Auch Altmaier konnte keine Fehler bei der Aufsicht über die Wirtschaftsprüfer, die in sein Ministerium fällt, erkennen. Der Wille zur Aufklärung scheint bei den meisten Beteiligten vorhanden, Schuld will jedoch keiner gewesen sein. Die Opposition zeigte sich nach dem Ausschuss nicht überzeugt und speziell die Linke, aber auch die FDP würden gerne mit Hilfe der Grünen einen Untersuchungsausschuss einsetzen.

Update vom 22.07.2020

Markus Braun erneut verhaftet - Betrug schon seit 2015?

Die Luft für den Ex-Wirecard Chef Markus Braun wird dünner. War er nach seiner ersten Verhaftung gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro auf freien Fuß gesetzt worden, gab die Staatsanwaltschaft München nun bekannt, dass er erneut verhaftet wurde. Auch zwei weitere ehemalige Mitarbeiter, der ehemalige Finanzvorstand und der ehemalige Chefbuchhalter, seien verhaftet worden. Der Haftbefehl gegen Braun sei erneuert und erweitert worden. Grund hierfür sei, dass sich die Tatvorwürfe gegen die Beteiligten ganz erheblich erweitert hätten, so die Staatsanwaltschaft. Ihnen wird nun vorgeworfen, bereits 2015 die Bilanzen gefälscht zu haben und so an Kredite im Wert von 3,2 Milliarden Euro gekommen zu sein.

Update vom 20.07.2020

Merkel warb in China für Wirecard

Nachdem zunächst das Finanzministerium und Olaf Scholz in Bedrängnis gerieten, wächst nun auch der Druck auf die Bundesregierung selbst. Wie der Spiegel enthüllte sprach Merkel selbst auf ihrer China Reise im September 2019 das Thema Wirecard an und machte Lobbyarbeit für den Finanzdienstleister. Und das, obwohl dem Kanzleramt bekannt gewesen sein musste, dass gegen Wirecard ermittelt wurde und die Firma in Schwierigkeiten steckte. Denn das Finanzministerium bestätigte inzwischen auf Nachfrage diesem noch vor der Reise Informationen zu den Vorwürfen gegen Wirecard zur Verfügung gestellt zu haben. Am Mittwoch, den 29. Juli wird es in Berlin eine Sondersitzung zum Thema Wirecard geben, an der auch Olaf Scholz teilnehmen wird.

Update vom 20.07.2020

Jan Marsalek wohl in Russland untergetaucht

Seit dem 18. Juni 2020, dem Tag seiner Freistellung, ist Jan Marsalek verschwunden. Zunächst war vermutet worden, dass er sich auf den Philippinen befinden könnte, doch inzwischen hat sich herausgestellt, dass Einreisedaten von den dortigen Grenzbeamten gefälscht worden waren, um ihm beim Untertauchen zu helfen. Wie eine gemeinsame Recherche von Spiegel, Bellingcat, The Insider und dem McClatchy Report nun ergab, flüchtete Marsalek bereits am 18. Juni nach Weißrussland, wo er kurz nach Mitternacht landete. Das Handelsblatt konnte daraufhin in Erfahrung bringen, dass Marsalek nach Russland weiterreiste. Er soll sich nun auf einem Anwesen bei Moskau befinden und dort unter der Aufsicht des russischen Militärgeheimdienstes GRU stehen. Die russische Führung weiß jedoch angeblich von nichts.

Update vom 17.07.2020

Erstes Geständnis und Druck auf Olaf Scholz

Im Wirecard Skandal hat offenbar ein erster Beschuldigter seine Tatbeteiligung gestanden. Oliver Bellenhaus, ehemaliger Chef der Wirecard-Tochter Cardsystems Middle East, hat laut seinem Anwalt seine Tatbeteiligung am Skandal gestanden. Was der inzwischen in Untersuchungshaft sitzende Manager eventuell noch ausgeplaudert haben könnte, wurde nicht mitgeteilt.

Unterdessen muss sich auch Finanzminister Olaf Scholz Vorwürfe gefallen lassen, nachdem bekannt wurde, dass er bereits seit Anfang 2019 von den Problemen bei Wirecard wusste. Wie die FAZ berichtet, sei er schon im Februar 2019 darüber informiert worden, dass die BaFin wegen Marktmanipulation gegen Verantwortliche der Wirecard AG ermittele. Voraussichtlich wird sich der Finanzausschuss des Bundestages in einer Sondersitzung mit dem Thema beschäftigen. Wer wusste wann Bescheid und welche Informationen haben Finanzministerium und BaFin möglicherweise zurückgehalten?

Update vom 15.07.2020

BaFin: Hat Markus Braun Insiderhandel betrieben?

Die Ermittlungen gegen den ehemaligen Wirecard-Chef Markus Braun weiten sich aus. Nun wurde bekannt, dass die BaFin Insiderhandel vermutet und deshalb bei der Staatasanwaltschaft München Anzeige gegen die MB Beteilungsgesellschaft von Braun gestellt hat. Am 24. Juni, nur einen Tag bevor der Finanzdienstleister Insolvenz anmeldete, verkaufte die MB Beteiligungsgesellschaft Wirecard Aktien im Wert von 6,6 Millionen Euro. Wenige Tage zuvor hatte die Firma bereits Aktien im Wert von 3,4 Millionen Euro verkauft. Nun soll ermittelt werden, ob der Tatbestand des Insiderhandels erfüllt wird. Braun befindet sich zur Zeit gegen eine Kaution von 5 Millionen Euro auf freiem Fuß. Nach seinem Kompagnon Jan Marsalek wird weiter gefahndet. Auch gegen ihn weiten sich die Vorwürfe aus. Die Financial Times berichtet davon, dass Marsalek in Libyen eine Miliz aus 15.000 Söldnern rekrutieren wollte, um afrikanische Flüchtlingsströme zu kontrollieren und die libysche Grenze zu schließen. Auch soll er Kontakte zum russischen Geheimdienst und dem russischen Militär haben. Ihm solle sogar die Formel für das Nervengift Novitschok vorliegen. Die Financial Times will über Dokumente verfügen, die diese Vorwürfe beweisen.

Update vom 14.07.2020

Insiderinformationen veröffentlicht?

Wie das Handelsblatt berichtet, hat die BaFin die ermittelnde Staatsanwaltschaft München über Insiderinformationen informiert, die frühzeitig in einem Online Forum veröffentlicht worden waren. In dem Forum war geschrieben worden, dass die EY die Bilanz von 2019 nicht uneingeschränkt testieren werde. Der Post wurde inzwischen gelöscht, konnte aber noch weitere Interna vorweisen. Es könnte deshalb sein, dass Insiderhandel betrieben wurde und Mitarbeiter von ihrem Wissen profitiert haben. Die Staatsanwaltschaft München muss auch diesen Vorwürfen in ihren umfangreichen Ermittlungen nachgehen.

Update vom 09.07.2020

FBI ermittelt gegen Wirecard: Marihuana-Betrug?

Wie das Wall Street Journal am 08.07.2020 berichtete, ermitteln nun auch das amerikanische Justizministerium und das FBI gegen Wirecard. Dabei soll geklärt werden, ob das Unternehmen in einen 100 Millionen Dollar Betrug rund um den Verkauf von Marihuana involviert ist. Hintergrund ist, dass amerikanische Banken die Zahlung von Marihuana mit Kredit- oder Debitkarte oft verweigern. Ein deutscher Geschäftsmann, der inzwischen in den USA festgenommen wurde, soll sich ein System ausgedacht haben, mit dem die Banken über den Kauf der Droge getäuscht und so die Zahlungen freigegeben haben sollen. Teil des dafür aufgebauten Netzwerkes aus Briefkastenfirmen, gefälschten Webseiten und Zahlungsdienstleistern könnte auch die Wirecard AG gewesen sein.

Update vom 04.07.2020

Welche Rolle spielt Jan Marsalek?

Neben dem Ex-Wirecard-Chef Markus Braun befindet sich vor allem sein Vertrauter Jan Marsalek im Visier der Behörden. Gegen beide sollen Haftbefehle vorliegen. Doch während sich Braun bereits gestellt hat, scheint Marsalek auf den Philippinen untergetaucht zu sein. Das Land spielt selbst bereits eine unrühmliche Rolle im Wirecard-Skandal. Denn zunächst hatte es geheißen, dass die ominösen 1,9 Milliarden Euro sich auf philippinischen Konten befunden haben und dort verschwunden sein sollen, bevor die Zentralbank des Landes klarstellte, dass das Geld sich nie dort befunden habe. Nun wächst der Druck auf das Land weiter, nachdem Marsalek dort am 23. Juni 2020 (als der Wirecard-Skandal bereits bekannt war) eingereist und am 24. Juni nach China weitergereist sein soll. Ein peinlicher Vorfall für die philippinischen Behörden, die nun interne Ermittlungen anstellen. Justizminister Guevarra deutete an, dass die Flugdaten manipuliert gewesen sein könnten, um Marsalek ein Untertauchen zu ermöglichen.