Zahl der Wohnungseinbrüche steigt um zehn Prozent

Rund 167.000 Mal wurde im vergangenen Jahr in Deutschland eingebrochen. Das ist im Vergleich zu 2014 ein Anstieg von zehn Prozent. In einer Stadt schlagen die Diebe besonders häufig zu.
Deutschlands Kampf gegen Einbrecherbanden ist erfolglos: Die Zahl der Fälle ist 2015 dramatisch gestiegen – auf mehr als 167.000. Auch die Verstöße gegen das Ausländerrecht nahmen rasant zu.
Politik und Polizei bekommen das Problem der Einbruchskriminalität nicht in den Griff. Das belegt die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) für das Jahr 2015, die der „Welt“ vorliegt. Demnach wurde beim Wohnungseinbruchdiebstahl mit 167.136 Fällen ein Rekordwert registriert. Das ist eine deutliche Zunahme um 9,9 Prozent im Vergleich zum Jahr 2014.
Im vorvergangenen Jahr waren es 152.123 Fälle gewesen; schon damals hatte die Polizei den höchsten Stand der vergangenen 15 Jahre registriert – der nun noch einmal deutlich gestiegen ist.
Nur nach der Vereinigung lag die Zahl einheitsbedingt höher. 1993 gab es rund 227.000 Wohnungseinbrüche.
Überdurchschnittlich hoch war 2015 die Zahl der Wohnungseinbrüche in Hamburg (plus 20,2 Prozent), in Nordrhein-Westfalen (plus 18,1 Prozent) und in Niedersachsen (plus 13,1 Prozent).

Studien zufolge leiden Opfer noch Monate und teilweise Jahre unter diesen Taten. Denn sie bedeuten einen erheblichen Eingriff in die Privatsphäre. Beinahe jedes vierte Opfer gibt an, mindestens zwölf Monate nach einem Einbruch noch unter Stress und Anspannung zu leiden. Viele klagen über Angstgefühle und Schlafstörungen. Fast 25 Prozent der Betroffenen würden deshalb am liebsten den Wohnort wechseln – und beinahe zehn Prozent tun dies auch.
Die Kriminalstatistik will Bundesinnenminister Thomas de Maizière voraussichtlich im Mai in Berlin offiziell vorstellen. Der CDU-Politiker hatte bereits bei der Präsentation der Statistik 2014 erklärt, er betrachte es „mit Sorge“, dass der Wohnungseinbruchdiebstahl zugenommen habe. Seine Länderkollegen hatten mehrfach angekündigt, mehr gegen Einbrüche zu tun, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.
Zu diesen Zeiten sind Diebe besonders aktiv

Die Zahl der Einbrüche in Deutschland ist weiter gestiegen. Viele Straftaten werden nicht aufgeklärt. Besonders aktiv sind die Diebe in ganz bestimmten Monaten und zu ganz bestimmten Zeiten.
De Maizière selbst hatte zudem das Bundeskriminalamt damit beauftragt, ein Konzept zur besseren Bekämpfung der organisierten Kriminalität zu erstellen. Denn bei einem Teil der Täter handelt es sich um Einbrecherbanden, die meist aus Osteuropa stammen und nach den Taten über die offenen Grenzen verschwinden.
Die Zahl aller in Deutschland polizeilich erfassten Straftaten ist im vergangenen Jahr gegenüber 2014 um 4,1 Prozent auf insgesamt 6,33 Millionen Fälle gestiegen. Damit bleibt die Kriminalität über der Sechs-Millionen-Grenze. Sie war bereits in der Statistik des Vorjahres erstmals seit dem Jahr 2010 wieder überschritten worden. Die Gesamtaufklärungsquote beträgt 56,3 Prozent. Das bedeutet eine kleine Verbesserung um 1,4 Prozent gegenüber dem Jahr 2014.
Laut PKS 2015 zeichnet sich als Trend für das vergangene Jahr ab, dass vor allem die Eigentumsdelikte zugenommen haben. Fast 40 Prozent aller Straftaten sind Diebstahldelikte. Sie legten insgesamt um 1,8 Prozent auf 2,48 Millionen Fälle zu. Hohe Zuwachsraten gab es beim Laden- und Taschendiebstahl. So verzeichnete die Polizei 7,1 Prozent mehr Diebstähle in Geschäften (391.401 Fälle) und sieben Prozent mehr Taschendiebstähle (168.142 Fälle).
Der Kfz-Diebstahl stieg leicht um 0,3 Prozent. Bundesweit wurden 36.507 gestohlene Autos gemeldet. Der Fahrradklau liegt weiter auf einem hohen Niveau. Die Zahl sank aber etwas, um 1,3 Prozent auf 335.174 Fälle.
Zahl der Straftaten gegen Aufenthalts- und Asylrecht steigt rasant
Der Zuwachs bei einigen Delikten erklärt sich laut Kriminalisten damit, dass mehr Zuwanderer als je zuvor nach Deutschland gekommen sind. Der Polizeistatistik zufolge nahmen beispielsweise die Straftaten, die gegen das Aufenthalts-, das Asylverfahrens- und Freizügigkeitsgesetz verstießen, um 157,5 Prozent auf 402.741 Fälle zu. Und die Zahl unerlaubter Einreisen stieg sprunghaft auf 154.188 an, was ein Plus von 210,2 Prozent bedeutet.
Neues Gesetz stärkt Rechte der Frauen bei Vergewaltigungen

Bei weniger als zehn Prozent aller angezeigten Vergewaltigungen kommt es zu einer Verurteilung. Das Opfer muss nachweisen, dass es sich gewehrt hat. Ein neuer Gesetzesentwurf soll das nun ändern.
Bemerkenswert ist, das die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln statistisch gesehen nicht dem Trend in der gesamten Republik entsprechen. Denn bundesweit gab es weniger Fälle von sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Konkret ging die Zahl der Fälle um 4,4 Prozent auf 7022 zurück.
Die Zahl der Tatverdächtigen bei der Gesamtkriminalität ist um 10,2 Prozent auf 2,36 Millionen gestiegen. Bei den „Nichtdeutschen“, wie sie in der Statistik heißen, sind es 911.864 – eine Zunahme um 47,7 Prozent. Rechnet man die ausländerrechtlichen Verstöße bei den Straftaten heraus, ist die Zahl solcher Verdächtigen mit 555.820 wesentlich geringer.
Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat einen Höchstwert der vergangenen 15 Jahre erreicht. Wie es dazu kommen konnte und was uns noch erwartet, zeigt das neue E-Book der „Welt“ mit dem Titel „Einbruchsparadies Deutschland. Warum der Staat beim Schutz unseres Eigentums versagt“ .