In diesen
Wochen nach den Sommerferien sind wieder etliche Fünfjährige
eingeschult worden. Nach dem
ersten PISA-Schock hofften einige
Experten, dass viele Kinder davon profitieren würden, wenn sie früher in die Schule gingen: Kinder mit Migrationshintergrund
sollten zum Beispiel früher ihre Deutschkenntnisse erweitern. Man wollte speziell die Kinder erreichen, die keine
Kita besuchen. Soweit die guten Absichten.
Die Früheinschulung sollte wohl auch dazu dienen, dem Arbeitsmarkt immer jüngere Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Dazu passt die (teilweise wieder aufgehobene) Reduzierung der Gymnasialschulzeit von neun auf acht Jahre. Außerdem reformiert man ja so gern im deutschen Bildungswesen. Um dann wieder alles rückgängig oder ganz anders zu machen.
Jedenfalls folgte eine Reihe von Bundesländern den Empfehlungen der Kultusministerkonferenz und zog nach den ersten Pisa-Studien den Stichtag nach vorn. Kinder, die bis zum 31. Dezember
eines Jahres (anstatt bis zum 30. Juni) sechs Jahre alt wurden, waren
nun schulpflichtig. Doch Bildungsexperten und Eltern protestierten, weil sie Fünfjährige noch als zu verspielt und zu unkonzentriert
für
den Schulbetrieb empfanden.
Pisa-Sieger Finnland schult erst mit sieben ein
Nur Berlin hält bis jetzt an der Früheinschulung fest – allerdings wurde im letzten Jahr jedes achte Kind zurückgestellt. Die meisten anderen Bundesländern sind wieder zurückgerudert – manchmal ist der Stichtag nun am 31. August, manchmal am 30. September, in einigen Bundesländer gilt wieder der 30. Juni. Aus gutem Grund. Die mit fünf Jahren eingeschulten Kinder bleiben öfter sitzen, werden seltener fürs Gymnasium empfohlen – und ihr Selbstvertrauen leidet darunter. Viele Studien wie eine hessische Studie mit 10.000 Kindern oder die Hamburger LAU-Studie belegen dies.
Außerdem hat die frühe Einschulung offenbar wenig Einfluss auf die Leistungen. Pisa-Sieger Finnland beispielsweise schickt seine Kinder erst mit sieben Jahren in die Schule. Der Grund für den Erfolg der finnischen Kinder ist offenbar nicht in der Anzahl der Schuljahre, sondern in der sehr effektiven Förderung der schwächeren Schüler zu finden.
Eine Studie des Instituts für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg hat in diesem Sommer jedoch ein eher positives Fazit gezogen. Die Leistungen der früh eingeschulten Kinder seien in der achten Klasse "mindestens auf dem Niveau" der Älteren, sagt der Verfasser der Studie, Martin Brunner. Doch hierbei wird nicht berücksichtigt, wie sich ein Kind fühlt, das über die gesamte Grundschulzeit hinweg mit Misserfolgen zu kämpfen hat. Autoren wie der Schweizer Kinderarzt und Sachbuchautor Remo Largo betonen immer wieder, wie sehr dieses frühe Scheitern Kinder bis in die Teenagerzeit in ihrem Selbstwertgefühl beeinträchtigt. Auffällig bleibt im Übrigen auch nach dieser Studie, wie oft die Jüngeren eine Klasse wiederholen müssen.
Tatsächlich
kann eine frühe Einschulung jenseits der Leistungen die Entwicklung eines Menschen beeinträchtigen: Für seine berühmt gewordene Langzeitstudie (The
Logevity Project), die mehrere Forschergenerationen beschäftigte,
hat der Stanford-Psychologe Lewis Terman 1.500 überdurchschnittlich
intelligente, um 1910 geborene Jungen und Mädchen ausgesucht. Die Probanden wurden acht Jahrzehnte lang detailliert zu
verschiedenen Lebensbereichen befragt. Das Ziel war eigentlich, etwas
über die Faktoren von Langlebigkeit zu erfahren.
In diesen
Wochen nach den Sommerferien sind wieder etliche Fünfjährige
eingeschult worden. Nach dem
ersten PISA-Schock hofften einige
Experten, dass viele Kinder davon profitieren würden, wenn sie früher in die Schule gingen: Kinder mit Migrationshintergrund
sollten zum Beispiel früher ihre Deutschkenntnisse erweitern. Man wollte speziell die Kinder erreichen, die keine
Kita besuchen. Soweit die guten Absichten.
Die Früheinschulung sollte wohl auch dazu dienen, dem Arbeitsmarkt immer jüngere Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen. Dazu passt die (teilweise wieder aufgehobene) Reduzierung der Gymnasialschulzeit von neun auf acht Jahre. Außerdem reformiert man ja so gern im deutschen Bildungswesen. Um dann wieder alles rückgängig oder ganz anders zu machen.