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Deutschland Neue Kriminalstatistik

Wo Einbrecher in Deutschland am häufigsten zuschlagen

Reporter Investigative Recherche
Zahl der Wohnungseinbrüche auf tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten

In Deutschland geht die Zahl der Wohnungeinbrücher weiter zurück, so ist sie auf den tiefsten Stand seit zwei Jahrzehnten gesunken. Grund dafür ist ein verstärktes Sicherheitsbewußtsein und der hohe Fahndungsdruck.

Quelle: WELT/ Thomas Laeber

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Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist erstmals seit 1997 wieder unter die Marke von 100.000 gefallen.
  • Das geht aus der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik für 2018 hervor, die WELT AM SONNTAG vorab vorliegt.
  • Demnach wurden 97.504 solcher Straftaten registriert. Das ist ein Rückgang um 16,3 Prozent gegenüber 2017.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist erstmals seit rund zwei Jahrzehnten – nach anderer Zählweise sogar seit der deutschen Einheit – wieder unter die Marke von 100.000 gefallen. Das geht aus der bundesweiten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) für 2018 hervor, die Bundesinnenminister Horst Seehofer diese Woche vorstellen will. Sie liegt WELT AM SONNTAG vorab vor. 97.504 Einbrüche wurden demnach registriert. Das ist ein Rückgang um 16,3 Prozent gegenüber 2017.

Von den 16 Bundesländern melden Bremen/Bremerhaven (minus 27,1 Prozent), Nordrhein-Westfalen (minus 23,4 Prozent) und Hamburg (minus 20,2 Prozent) den höchsten Rückgang. Das Saarland (plus 23,4 Prozent) und Sachsen-Anhalt (plus 3,9 Prozent) sind die einzigen Länder, in denen es noch einen Anstieg gab.

Wohnungseinbruch ist ein besonders genau erfasstes Delikt, weil es fast immer angezeigt wird. Nicht zuletzt, damit Opfer durch ihre Versicherung entschädigt werden können.

Quelle: Infografik WELT

Die polizeilich gezählte Anzahl der Einbrüche ist daher belastbar, die Dunkelziffer vernachlässigbar gering. In anderen Kriminalitätsfeldern, in denen nicht jede Straftat zur Anzeige gebracht wird, ist das nicht der Fall.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte WELT AM SONNTAG: „Der Rückgang bei den Wohnungseinbrüchen ist sensationell. Wir haben unsere Fahndungskonzepte deutlich verbessert.“ Die Gründe für das starke Minus seien vielfältig: „Ganz gewiss hat auch die Schließung der Balkanroute ihren Anteil. Dadurch kommt ein Teil der reisenden Banden nicht mehr so leicht ins Land.“

Quelle: Infografik WELT

Bremens Innensenator Mäurer (SPD) nennt als einen Grund für den Rückgang, dass die Bundesregierung Einbrüche in Privatwohnungen seit Sommer 2017 zum „Verbrechenstatbestand“ gemacht habe. Die Mindestfreiheitsstrafe wurde von sechs Monaten auf ein Jahr angehoben, die Höchststrafe beträgt nun zehn Jahre. „Damit hat der abschreckende Effekt zugenommen“, sagt Mäurer. Zudem investierten immer mehr Eigentümer in Sicherungstechnik.

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Für Mäurers Argument spricht, dass etliche Banden in andere EU-Staaten weitergezogen sind. Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), Sebastian Fiedler, sagt: „Professionelle Täter nehmen einen Chancen-Risiko-Abgleich vor. Der hat sich in Deutschland zu ihren Ungunsten entwickelt. Das mag einer der Gründe dafür sein, dass manche Tätergruppen inzwischen ihren Aktionsraum nach Skandinavien verlagert haben.“

Diese Entwicklung reduziert den Gesamtschaden. Der Präsident des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Wolfgang Weiler, sagt: „Die Entschädigungsleistung ging um rund 14 Prozent auf 310 Millionen Euro zurück.

Auch dies ist ein Rekordtief – weniger als im vergangenen Jahr mussten die Versicherer das letzte Mal 2007 für Einbrüche aufwenden.“ Laut GDV verursacht ein Einbruch im Schnitt einen Schaden von rund 2.850 Euro – das sind 100 Euro mehr als 2017.

Quelle: Infografik WELT
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Der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow, mahnt, trotz der Erfolge „nicht die Zügel schleifen zu lassen“. Fiedler schließt sich dem an: „Der Rückgang der Fallzahlen führt in vielen Bundesländern dazu, dass das Personal zur Bekämpfung des Wohnungseinbruches wieder reduziert wird.“ Das berge die Gefahr eines „Jo-Jo-Effekts“, durch den die Zahlen wieder steigen könnten, weil der Verfolgungsdruck fehle.

Die niedrige Aufklärungsquote beim Wohnungseinbruch hat sich nur leicht auf 18,1 Prozent verbessert (2017: 17,8 Prozent). Das zeigt, dass die Polizei einen Großteil der Taten nicht aufklären kann. Die polizeilich erfasste Gesamtzahl der Straftaten ging um 3,6 Prozent auf 5,55 Millionen zurück.

So schrecken Sie Einbrecher ab

Für Einbrecher zählt jede Sekunde, daher reichen oft schon einfache Sicherungsmaßnahmen, um Profis abzuschrecken. Sehen Sie hier die richtigen Tipps, um sich wirksam zu schützen.

Quelle: WELT / Christoph Hipp

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