LS Outlook 2018

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Global Life Sciences Outlook 2018

Innovation im Life Sciences-Sektor in Industrie 4.0: Den Wandel annehmen, gestalten, wachsen

Angesichts der zunehmenden Industrialisierung im Bereich Life Sciences geht es für die Unternehmen der Branche darum, die exponentiell voranschreitenden technologischen Veränderungen anzunehmen und ihre Geschäfts- und Forschungstätigkeit, Innovationsfähigkeit sowie die Herstellung und den Vertrieb von Produkten entsprechend anzupassen und umzugestalten. Nur so werden sie künftig den Bedürfnissen der Verbraucher gerecht.

Überblick

Mit Beginn der vierten industriellen Revolution steht der Life-Sciences-Sektor vor einem tiefgreifenden technologischen Wandel. Die Unternehmen der Branche rüsten sich derzeit für die Zukunft, indem sie die neuen Technologien für sich nutzen und eine auf den Patienten fokussierte Unternehmenskultur entwickeln. Auch strategische Allianzen und neue Geschäftsmodelle tragen zum Gesamtwachstum im Sektor bei. Dieses Wachstum ist jedoch auch mit Unsicherheiten verbunden, deren Ursachen der Preisdruck, eine wertbasierte Versorgung, das geopolitische Klima und politische Veränderungen sind.

Der vorliegende Ausblick auf das Jahr 2018 stellt die derzeitige Situation im globalen Life-Sciences-Sektor dar und beleuchtet Trends, die für die Unternehmen der Branche bei ihren Anpassungsbestrebungen für die Zukunft und für ihr weiteres Wachstum wesentlich sind. Zudem enthält er einige Hinweise, die helfen, die bestehenden Unsicherheiten zu überwinden und zeigt Strategien, die ein weiteres Wachstum sicherstellen. 

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Globaler Life-Sciences-Sektor: Problemstellungen 2018

Den exponentiellen technologischen Wandel annehmen

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (AI) und kognitiven Technologien, Automatisierung und Rechenleistung schreitet zunehmend schneller voran. Technologien für die kontinuierliche Fertigung und robotergestützte Prozessautomatisierung (RPA) verkürzen Produktionszeiten und steigern die Prozesseffizienz. Die genannten Technologien wirken sich vorteilhaft für die Patienten und die Produktivität klinischer Studien aus, führen jedoch auch zu größeren Datenvolumina. Dies erfordert wiederum weiteren Bedarf in punkto Größenanpassungen und Maßnahmen zur Datensicherheit im Unternehmen. Zur Gewinnung von Erkenntnissen aus großen Datenmengen, die aus elektronischen Patientenakten, Abrechnungsdaten, klinischen Studien und anderen Quellen generiert werden, gehen Unternehmen Partnerschaften mit Technologieanbietern ein.

Wichtige Erkenntnis:

Durch Einführung von Cloud-Lösungen lassen sich bei zunehmenden Datenvolumina die verfügbaren Ressourcen gewissermaßen auf Abruf erweitern. Eine Verknüpfung mit innovativen Big-Data-Technologien ermöglicht darüber hinaus das Management von Real-World-Data (RWD). Durch den Einsatz von AI-Algorithmen können Unternehmen den Prozess der Arzneimittelforschung und -entwicklung rationeller gestalten, denn damit lassen sich umfangreiche Datensätze aus klinischen Studien, Patientenakten und genetischen Profilen auswerten. 3D-Druck und Gentherapie könnten in der Branche zu disruptiven Veränderungen führen, da sie eine gezielte, personalisierte Behandlung von Patienten ermöglichen, unter anderem mit den neu zugelassenen CAR-T-Therapien.

Den geopolitischen Wandel annehmen

Auch im Jahr 2018 dürfte die Preisgestaltung neben der Sicherung des Market Access für Life-Science-Unternehmen im Vordergrund stehen. Dabei kommt es entscheidend auf eine deutliche Alleinstellung bzw. Differenzierung an, denn der von den Patienten und Kostenträgern wahrgenommene Wert wird sich voraussichtlich zunehmend auf die Preise auswirken, statt lediglich die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zu decken. Die Unsicherheiten angesichts geopolitischer Grenzen und Politikansätze sowie der in einigen Ländern bzw. Regionen angepassten Steuerreformen könnten die Unternehmen der Branche dazu zwingen, Maßnahmenpläne zur Minimierung potentieller Risiken zu entwickeln, ihre Investitionsentscheidungen zu überdenken und sich bietende Chancen zu nutzen.

Wichtige Erkenntnis:

Die Präzisionsmedizin ermöglicht die Erfüllung der wachsenden Nachfrage der Kostenträger nach Therapien mit höherem Personalisierungsgrad. Zudem lässt sich durch wertbasierte Vertragsgestaltung der Aufwand für kostenintensive (z. B. kurative) Therapien schneller wieder einspielen. Entscheidend für eine erfolgreiche F+E-Portfoliostrategie wird die Herstellung eines Gleichgewichts zwischen dem Premium- und dem Volumengeschäft sein. Für die Aufsichtsbehörden gilt es, neue Rahmenbedingungen mit umfassenden, wissenschaftsbasierten Richtlinien zu schaffen, die es den Unternehmen erleichtern, schnell zugängliche, innovative Therapien für die Patienten bereitzustellen.

Schaffung einer anpassungsfähigen Organisation für die Zukunft der Arbeit

Eine Unternehmensstruktur für die Organisation der Zukunft zu entwickeln, ist eine der wichtigsten Aufgaben für Personalmanager im Gesundheitswesen und im Life Sciences Sektor. Die Zukunft der Arbeit wird noch stärker vernetzt, dezentral, kollaborativ, projektorientiert und mobil sein. Die wichtigsten Trends lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  •  flachere Unternehmenshierarchien mit größerer Autonomie auf Team- und Mitarbeiterebene 
  • entscheidende Bedeutung der Unternehmenskultur, insbesondere mit wachsender Größe
  • kompetenzbasierte Ökonomie, in der die Qualifikation der Mitarbeiter ein Differenzierungsmerkmal darstellt
  • Robotik, KI-Sensorik und kognitive Technologien führen zu einem Wandel nahezu aller Tätigkeitsprofile

Wichtige Erkenntnis:

Unternehmen der Life-Sciences-Branche müssen sich zunehmend auf die Umgestaltung von Tätigkeitsprofilen und Aufgaben fokussieren, indem sie auf die grundlegenderen menschlichen Fähigkeiten größeren Wert legen und diese mit Technologien verknüpfen. So kann beispielsweise die Einführung der robotergestützten Prozessautomatisierung (RPA) in der klinischen Forschung die Genauigkeit und Qualität der Prozesse in den Bereichen F&E und Arzneimittelsicherheit verbessern.

Entwicklung einer von Mut getragenen Kultur zum Umgang mit Unsicherheiten

Die strengen ethischen Grundsätzen unterliegende Life-Sciences-Branche wird von den Regulierungsbehörden kontinuierlich überwacht. Im Jahr 2018 werden Führungskräfte daher durch einheitliche Vorgaben im gesamten Unternehmen eine Kultur der Integrität schaffen. Abgesehen von menschlichem Versagen können die miteinander vernetzten Systeme zu Cyberrisiken führen, mit möglicherweise weitreichenden Auswirkungen auf Patientenversorgung und -sicherheit, Vermögenswerte und Reputation des Unternehmens, gewerbliche Schutzrechte, Kundenbeziehungen und Einhaltung regulatorischer Vorgaben. Auch künftig sind Führungskräfte im Life-Science-Bereich daher gehalten, Meldungen zu Sicherheitsproblemen mit potentiell erheblichen Auswirkungen ernstzunehmen und aufmerksam zu registrieren.

Wichtige Erkenntnis:

Zukunftsorientierte Führungskräfte müssen sich bereits jetzt die Frage stellen, wie sie mit möglichen ethischen Herausforderungen in einer von Maschinen dominierten Welt umgehen, und genau die KI-getriebene Umgebung schaffen, die ihren Erfordernissen entspricht. Für MedTech Unternehmen geht es darum, „eingebaute Sicherheit“ anzubieten. Dabei wird ein Produkt oder Gerät von Beginn an unter dem Gesichtspunkt der Sicherheit entworfen, statt Sicherheitsfunktionen erst nach seiner Auslieferung und Inbetriebnahme hinzuzufügen. Zur Minimierung von Risiken im Bereich Cyber-Risk sind Unternehmen gehalten, Systembrüche zu vermeiden und Echtzeit-Monitoring einzuführen, Cyber-Bedrohungen zu modellieren und auszuwerten sowie Bedrohungen zu minimieren und Abhilfemaßnahmen umzusetzen.

Datenintegrität und Maximierung der Wertschöpfung aus Daten

Das Jahr 2018 wird von hohen Erwartungen der Regulierungsbehörden an die Datenqualität und -integrität gekennzeichnet sein, da im Bereich Life Sciences zunehmend Cloud-Lösungen, automatisierte Systeme und hochmoderne Technologien zum Einsatz kommen. Dabei verfolgen die Unternehmen das Ziel, Daten innerhalb der gesamten Organisation verfügbar zu machen und die Isolation der einzelnen Abteilungen zu überwinden. So können sie Erkenntnisse für eine wertbasierte Preisgestaltung und Verbesserung des Marktzugangs gewinnen.

Wichtige Erkenntnis:

Durch funktionsübergreifende Teams können Unternehmen im Life-Science-Sektor Silodenken überwinden. So lässt sich vorhandenes Wissen über Abteilungen und Therapiegebiete hinweg weitergeben. Zudem kann ein lückenloses End-to-End Evidenzmanagement die Wertschöpfung aus Daten maximieren. Ein umfassenderer Zugriff auf "Real World Data" würde die Unternehmen in die Lage versetzen, "Real World Engagement" zu liefern. So können der Entwicklungsprozess effizienter gestaltet und die Kosten gesenkt werden.

Schaffung von Patientenvertrauen und -fokussierung

Pharma-Unternehmen führen zunehmend digitale Technologien ein, um sich noch mehr auf den Patienten zu fokussieren. Patientenvertrauen und -bindung leiden jedoch möglicherweise unter mangelnder digitaler Kompetenz oder der Reputation des Unternehmens. Zu den Technologien, die künftig die Interaktion mit dem Patienten transformieren können, gehören unter anderem:

  • integrierte Blockchain-Technologie zur Steigerung von Effizienz und Sicherheit sowie für eine bessere Rückverfolgbarkeit 
  • Gamifizierung zur effektiveren Bindung des Patienten und Vermittlung von Gesundheitswissen
  • 3D-Druck zur Transformation aller Phasen der Pharma-Wertschöpfungskette
  • Optimierung des Potentials des vernetzten Patienten zur Entwicklung von Lösungen je nach Therapieergebnis

Wichtige Erkenntnis:

Neue klinische Studien unter Einbeziehung von Patientenvertretern können die Akzeptanz seitens der Kostenträger und Leistungserbringer erhöhen. So lässt sich auch der Nutzen gegenüber Patientengruppen direkt darstellen. Die am Prozess Beteiligten sollten einen genaueren Blick auf Gesundheits-Apps werfen, mit denen sich die Patientenbindung durch Bereitstellung von Gesundheitsliteratur steigern lässt. Auch durch Companion-Diagnostik können Patienten die für sie am besten geeignete Behandlung und passende Medikamentendosierung besser erkennen, was zu einer gößeren Therapietreue führt.

Entwicklung eines intelligenten, funktionsübergreifenden regulatorischen Ansatzes

Künftig werden die Aufsichtsbehörden prüfen, auf welche Weise sich für Life-Science-Unternehmen ein „Kultur- und Qualitätsindex“ erfassen lässt. Hierfür werden sie ihre Richtlinien fortlaufend anpassen, um mit der zunehmenden Anwendung vernetzter Geräte im Bereich Life Sciences Schritt zu halten. Die Life-Sciences-Branche bewegt sich schrittweise in Richtung von Modellen der Selbstregulierung, die auf einige Komponenten des regulatorischen Prozesses Anwendung finden, bei denen die Unternehmen selbst Kennzahlen zu ihren internen Prozessen und Ergebnissen vorlegen, die dann von den Regulierungsbehörden überwacht werden. Auch könnte künftig ein ganzheitlicher Ansatz greifen, bei dem die Aufsichtsbehörden zur Überwachung des Sektors weltweit zusammenarbeiten.

Wichtige Erkenntnis:

Life-Science-Unternehmen, die in die Zusammenführung und Vereinheitlichung ihrer Daten investieren, dürften davon nicht nur im Compliance-Bereich, sondern auch im gesamten Unternehmen profitieren. Zwar könnten auch im Compliance-Bereich erhebliche Investitionen anfallen. Zur Erfüllung der Compliance-Anforderungen werden die Unternehmen jedoch vermutlich vorwiegend versuchen, im Interesse der Generierung von neuem Geschäft Synergien über Branchensegmente und Produkt-Lebenszyklusphasen hinweg zu erzeugen.

Wachstum durch Partnerschaften und neue Geschäftsmodelle

Technologiepartnerschaften, mit denen Unternehmen auf kommerzieller und klinischer Ebene ihre Patientenfokussierung und Digitalisierung weiter vorantreiben können, sind seit langem weit verbreitet. Nun werden jedoch auch erhebliche Investitionen in externe F&E-Partnerschaften (z. B. im Bereich der Wissenschaft) getätigt. Partnerschaften in der klinischen Forschung ermöglichen durch einheitliche Prüfpläne gemeinsame Forschungsprojekte. So können Forscher auch gleichzeitig mehrere Therapieansätze für unterschiedliche Patientengruppen oder Erkrankungen untersuchen. Neue Geschäftsmodelle wie Everything-as-a-Service (XaaS) unterstützen Unternehmen bei der Planung zusätzlicher Kapazitäten, Produkte und Prozesse. Diese stehen dann in Form von „horizontalen“ Dienstleistungen über Abteilungs- und andere Grenzen hinweg zur Verfügung.

Wichtige Erkenntnis:

Zur Realisierung nachhaltiger Innovationen sind die Unternehmen gehalten, Partnerschaften mit den Regulierungsbehörden einzugehen, sodass neue Produkte die einzelnen Phasen der Pipeline effizient durchlaufen. Auch öffnen sich Unternehmen zunehmend der Einführung von Modellen der Direktvermarktung an Patienten, die zu einer Senkung der Vertriebskosten und zu einer Verbesserung der Patientenerfahrung führen könnten. Intern haben bereits mehrere Unternehmen funktionsübergreifende Lenkungsausschüsse gebildet, die an der Verknüpfung der F&E-Kompetenzen mit Vertrieb, Medical Affairs, klinischer Forschung, Market Access und wichtigen Bereichen externer Partner arbeiten sollen.

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