Mai 2020
Unsere Umfrage zeigt: Deutschland benötigt dringend Nachhilfe!
Für BearingPoint ist die Digitalisierung im öffentlichen Bereich seit Jahren ein sehr wichtiges Thema. Durch den Bildungspakt wurde 2019 der Startschuss für eine umfassende Transformation gesetzt. Aufgrund des Corona-Ausbruchs wurde der Präsenzbesuch von Schulen unmöglich und Home Schooling zur gelebten Normalität. Es hat sich gezeigt, dass der Bildungspakt noch nicht ansatzweise die gewünschte Wirkung entfaltet hat. Dies mag an der geringen Effizienz der administrativen Abläufe liegen oder in der Kompetenzverteilung der involvierten Institutionen.
Auch im internationalen Vergleich wird aktuell transparent, dass in Deutschland Digitalisierung und Bildung wesentlich stärker konvergieren müssten, um den acht Millionen Schülern die Chance zu bieten, im globalen Wettbewerb zu bestehen. Neben einem pädagogischen Konzept und einem digitalen Mindeststandard gehört dazu auch der technologische Anschluss für jedes Kind. Neben einem zukunftsweisenden Konzept sollten zudem die Strukturen im öffentlichen Bildungssektor angepasst werden. Da die vorgenannten Themen interdependent sind, ist beispielsweise die getrennte Verantwortung der Bundesländer für Lehrinhalte/Lehrpläne und der Kommunen bzw. Bildungsträger für die digitale Ausstattung suboptimal. Wenn alle beteiligten Interessensgruppen zusammenarbeiten würden, ließe sich das Potenzial des umfangreich mit Kapital ausgestatteten Bildungspakts schneller und einfacher heben.
Unsere gemeinsame Zukunft liegt in der Bildung unserer Kinder. Deutschland liegt hier im europäischen Vergleich weit zurück – nur 4,2% des BIP werden für Bildung investiert. Der europäische Durchschnitt liegt bei 5% und Länder wie die Schweiz liegen z. B. bei 7,5%. Beim Vergleichswert des WLAN-Zugangs in den Schulen ist Deutschland ebenfalls weit abgeschlagen:
Die Corona-Krise ist kein einmaliges Erdbeben, dass nur kurzfristige Lösungen benötigt. Es ist langfristiges, effizientes Handeln gefragt, mit dem die Basis für die Zukunft gelegt wird. Wie nie zuvor muss sich das Lernen verändern, hin zu einem neuen ‘Normal’, das jetzt eingeläutet werden muss.
Treppenhausübergabe
Turnhallenübergabe
Im Rahmen der Umfrage ‚Home Schooling – Fluch oder Segen?‘ hat BearingPoint im April 2020 mehr als 500 Eltern in Deutschland befragt und so einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen von digitaler Bildung und mobilem Lernen sowie der Vereinbarkeit mit dem Home Office bekommen. Entstanden ist die Studie: “Home Schooling – die Chance für das digitale Bildungswesen”, aus welcher wir neben weiteren Quellen und Stellungsnahmen unsere Handlungsempfehlungen für die Umsetzung des digitalen Lernens in Deutschland abgeleitet haben:
Im Ergebnis dieses ersten Schrittes wären alle Schulen in Deutschland vorbereitet für eine mögliche zweite Welle eines Corona-Lockdowns.
Verpflichtende Ausbildung für Lehrer und Bildungsträger notwendig. Schulung und Weiterentwicklung des digital-pädagogischen Gesamtkonzeptes, des Mindeststandards und der Medienkompetenz (online oder ‘hybrides’ Lernen unter Nutzung von digitalen Lehrmethoden). Gleichzeitig sollte auch die Qualifizierung der Schüler für Medienkompetenz und ‚hybrides‘ Lernen ab der Primarstufe fächerübergreifend und verbindlich im Lehrplan aufgenommen werden.
Eine dynamische, kontinuierliche, digitale Bildungstransformation ist gefragt. Diese ist in den letzten Jahren in Deutschland zwar nur recht langsam vorangekommen, wir haben jetzt allerdings die Chance auf eine kluge Bildungsrevolution. Diese sichert die Bildung unserer Kinder und trägt dadurch zur Erhöhung der Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland bei.