Verbraucherumfrage zur Zukunft nach der Krise

Einleitung

Dass die Corona-Pandemie Auswirkungen auf das Kaufverhalten der Deutschen haben wird, war abzusehen. Und tatsächlich: Obwohl die ersten Geschäfte bereits wieder geöffnet wurden, blieb der erhoffte Kundenansturm aus. Womöglich sind viele Deutsche misstrauisch und vermeiden weiterhin öffentliche Räume. Aber auch die Sorge vor einer wirtschaftlichen Rezession hemmt die Konsument*Innen. Zumindest gab dies rund ein Fünftel der Befragten der kürzlich veröffentlichten McKinsey-Studie an. Stephan Genth, der Geschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, sieht den Handel auch nach Wiedereröffnung noch mitten in der Krise. Die Verluste der letzten Wochen seien kaum auszugleichen, weshalb er zusätzliche finanzielle Hilfe für die Handelsunternehmen fordert.

Der oben beschriebene Trend zeigt: Die Corona-Pandemie wird unseren Alltag langfristig verändern. Als Verbraucherportal für Konsument*Innen haben wir es uns zur Aufgabe gemacht diese Veränderungen genauer zu untersuchen – angefangen mit dem Kündigungsverhalten der Deutschen. Darauf gehen wir im ersten Teil unserer Studie ein. Im zweiten Teil haben wir die Meinungen der Befragten genauer unter die Lupe genommen. Sie wurden zu Themen wie Reiserückerstattung, Verschiebung von Großveranstaltungen und Geisterspielen im Stadion befragt.

Die vermutete Kündigungswelle bleibt aus

Seit dem 1. März 2020 haben 45 Prozent der über 1.100 Befragten angegeben, mindestens einen Vertrag gekündigt zu haben. Gerade in den westdeutschen Bundesländern wurden mehr Kündigungen als erwartet ausgesprochen.


Schaut man jedoch etwas genauer hin fällt auf, dass gerade mal 17 Prozent derer, die mindestens einen Vertrag gekündigt haben, die Corona-Pandemie als Grund ihrer Kündigung angegeben. Die vermutete Kündigungswelle blieb also vorerst aus. Doch schauen wir uns im Folgenden diese Fälle einmal genauer an:


Vor allem der finanzielle Aspekt spielt bei Corona-Kündigungen eine Rolle

Betrachtet man die Art der Kündigungen, stechen mit 23% vor allem die gekündigten Mitgliedschaften ins Auge. So gaben immerhin über ein Fünftel der Befragten an, eine Mitgliedschaft wegen der Corona-Pandemie beendet zu haben.

Dies hatte verschiedene Ursachen, wobei eine besonders von Bedeutung war. Denn fast die Hälfte der Befragten gab an, aus finanziellen Gründen gekündigt zu haben. Die Sorge vor einer wirtschaftlichen Rezession scheint demnach auch für die Befragten eine Rolle zu spielen.

Neben dem finanziellen Aspekt waren vor allem die fehlende Notwendigkeit, die Schließung und die Änderung im Angebot bedeutende Kündigungsgründe.

(No)-Go`s: Reisegutscheine und Verschiebung von Großveranstaltungen

Doch genug von Kündigungen – wie sieht die momentane Stimmung der Befragten aus? In Bezug auf die Themen der Reiserückerstattung und der Verschiebung von Großveranstaltungen eher zwiegespalten. Denn die Meinungen zu diesen Themen fielen sehr unterschiedlich aus. Aber zurück zum Anfang: Die Befragten sollten wählen inwieweit sie Reisegutscheine statt Rückzahlungen akzeptabel finden. Mehr als zwei Drittel finden das inakzeptabel.

Interessant ist dabei der Vergleich zwischen den Angestellten beziehungsweise Beamten und den Selbstständigen. Während Angestellte und Beamte dem Trend folgen und zu 69 Prozent Reisegutscheine nicht als akzeptabel empfinden, hat sich knapp die Hälfte der Selbstständigen für einen Verzicht auf Reiserückerstattung ausgesprochen.

Die Meinung der Befragten zu Verschiebungen von Großveranstaltungen, sieht wiederrum ganz anders aus. So stieß dieses Thema auf wesentlich höhere Akzeptanz. 83 Prozent der Befragten gaben an, eine Verschiebung absolut oder eher akzeptabel zu finden. Lediglich 17 Prozent lehnten dies ab.

Eventim-Chef Klaus-Peter Schulenberg äußerte sich zu diesem Thema wie folgt: „Sollte es eine bislang geplante aufschiebende Regelung für die Ticketerstattung nicht geben, dann werde die Kulturlandschaft in Deutschland umfassend und dauerhaft Schaden nehmen.“ Innerhalb der Umfrage sollten die Befragten nun ihre Meinung zu diesem Statement angeben. Das Ergebnis fiel, wenn man die vorherige Einstellung zu den Verschiebungen der Großveranstaltungen betrachtet, doch eher überraschend aus.

Fast zwei Drittel schenken Schulenbergs Worten keinen Glauben. Die Mehrheit der Befragten ist  skeptisch inwieweit die Kulturlandschaft tatsächlich Schaden von einer möglichen Ticketerstattung nimmt. Auffällig ist, dass das Statement vor allem in den westdeutschen Bundesländern auf mehr Ablehnung trifft, als man erwarten würde.

Die Bereitschaft zur Solidarität ist gering

Da Schulenbergs Äußerungen bei den Befragten nicht gerade auf Zustimmung stoßen, ist es umso spannender sich die Einstellungen der Teilnehmer*Innen zu Fragen der Solidarität anzusehen. Ursula von der Leyen bat „finanziell nicht notleidende Kunden“ aus Solidarität auf ihr Recht auf Rückerstattung zu verzichten. Mehr als 70 Prozent der Befragten gaben an, nicht dazu bereit zu sein.

Mit Blick auf den Trend, der sich bereits in den vorherigen Punkten abgebildet hat, ist dies nicht verwunderlich. Es lässt sich festhalten, dass die Mehrheit der Befragten, wenn man von der Verschiebung von Großveranstaltungen absieht, kein sonderlich großes Verständnis für ausbleibende Rückerstattungen hat.

Wirft man hier einen Blick auf die einzelnen Berufsgruppen fällt auf, dass Auszubildende und Studierende, sowie Selbstständige ihr Recht auf Rückerstattung nicht ganz so ernst nehmen. So sind hier rund ein Drittel der Befragten bereit, auf Rückerstattung zu verzichten.

Neben diesen doch eher allgemeinen Aussagen, wurden die Teilnehmenden ebenfalls gefragt bei welchen Betrieben die Bereitschaft auf eine Rückerstattung zu verzichten höher ausfällt. Wie sich bereits oben abgebildet hat, sind knapp 30 Prozent nicht dazu bereit auf jegliche Rückerstattungen zu verzichten. Bei Betreuungseinrichtungen und Vereinsmitgliedschaften gaben die Befragten an etwas kulanter zu sein. So wollen bei Betreuungseinrichtungen 37 Prozent auf eine Rückerstattung verzichten, bei Vereinsmitgliedschaften sogar 44 Prozent.

Doch bei einer Frage waren sich fast alle einig. Bei Firmen, die sich während der Corona-Pandemie als kundenunfreundlich erwiesen haben, möchte die große Mehrheit nicht mehr einkaufen oder buchen.

Pay-TV-Nutzer freuen sich auf die Bundesliga

Zu guter Letzt wollten wir wissen, welche Meinung die Befragten zu Geisterspielen im Stadion haben. Diese konnten sich positiv, negativ oder neutral zu dem Thema äußern. Zunächst ließ sich aus den Aussagen keine deutliche Position ausmachen, da das Ergebnis sehr ausgeglichen war. Nachdem wir die Befragten jedoch danach unterteilt haben, ob sie derzeit einen Vertrag mit einem Anbieter für Sportübertragungen abgeschlossen haben oder nicht, fiel auf: Pay-TV-Nutzer bewerten den Start der Bundesliga deutlich positiver.

Ebenfalls interessant: Einige Bundesländer fiebern wohl mehr auf baldige Fußballwochenenden hin, als andere. Ganz vorne mit dabei sind Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Nordrhein-Westfalen.

So haben wir die Umfrage erhoben

Die Umfrage wurde von Kuendigung.org entwickelt und mit den Nutzer*Innen der Plattform im Zeitraum vom 1. Mai bis 13. Mai durchgeführt. An der Umfrage haben 1.146 Befragte teilgenommen. Bei einigen Fragen waren Mehrfachantworten möglich. Aufgrund von Rundungen der prozentualen Umfragewerte kann es dazu kommen, dass die Summen der Ergebnisse nicht immer ganz übereinstimmen.

Den Bericht zur Befragung finden Sie unter folgendem Link:

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Über Kuendigung.org

Kuendigung.org ist ein Verbraucherportal, das seine Nutzer*Innen unterstützt Verträge zu kündigen. Egal ob am Computer oder unterwegs mit Smartphone, Nutzer*Innen finden immer die passende Kündigungsvorlage und können diese als PDF oder Word-Datei kostenlos herunterladen. Optional kann die Kündigung gegen eine kleine Gebühr direkt per Fax, Brief oder Einschreiben an den Empfänger gesendet werden.

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