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Niedersachsen & Bremen Sparkassen-Kunden droht Aus ihrer Prämiensparverträge

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Ist die Sparkasse ihren Namen noch wert? Tausende Sparverträge kündigt sie Kunden im Land. Denn Sparer sind für Banken in Zeiten von Niedrigzinsen eine Belastung. Was Betroffene nun beachten müssen.

Hannover (dpa/lni) - Immer mehr Menschen in Niedersachsen droht eine Kündigung lukrativer Prämiensparverträge. Betroffen sind nach Informationen der Stiftung Warentest derzeit Kunden der Sparkassen in Duderstadt, Hameln-Weserbergland, Münden, Osnabrück, Rotenburg Osterholz, Uelzen Lüchow-Dannenberg und Wunstorf. Die Verbraucherzentrale zählt allein in Osnabrück 7500 langjährige Sparer, die ihre Verträge verlieren könnten. "Die Kündigungen sind für die Betroffenen sehr ärgerlich", sagte Roland Aulitzky von der Stiftung Warentest der Deutschen Presse-Agentur.

Einer der Gründe ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB): Banken müssen Strafzinsen für ihre Einlagen bei der EZB zahlen. Im Gegenzug haben sie - ähnlich wie Lebensversicherer - zunehmend Probleme, hohe Zinsversprechen an ihre Kunden aus früheren Zeiten noch einhalten zu können.

Als Prämiensparverträge gelten Sparverträge ohne feste Laufzeit, die nach 15 Jahren die Höchstverzinsung erreicht haben. Sie sind nun von den Kündigungen betroffen. Im Mai hatte der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe geurteilt, dass langjährige Prämiensparer die Kündigung ihrer Altverträge durch die Sparkassen hinnehmen müssen, wenn sie die maximal mögliche Zinshöhe ausgeschöpft haben. Kunden der Kreissparkasse Stendal in Sachsen-Anhalt hatten geklagt, weil sie ihre Verträge aus den Jahren 1996 und 2004 weiterführen wollten.

Eine Sprecherin der Verbraucherzentrale Niedersachsen sagte der dpa, dass das Phänomen ihrer Beobachtung zufolge auch bei den Sparkassen im Land zunehme. Erst im September hatten die Sparkasse Uelzen Lüchow-Dannenberg sowie die Sparkasse Osnabrück Sparern gekündigt.

Nach Angaben der Stiftung Warentest hätten Kunden der Prämienverträge deutlich höhere Renditen erhalten, als der Markt derzeit zulässt. "Diese erträglichen Renditen fallen nun für betroffene Kunden weg", erklärte der Finanzexperte der Verbraucherorganisation. Die Sparkassen würden ihnen zwar Ersatzangebote machen. "Die bringen aber keinen oder höchstens einen symbolischen Ertrag."

Die Sparkassen rechtfertigen die Maßnahmen mit einem steigenden Kostendruck. Auch in Zeiten der Niedrigzinsphase müssten die Filialen Geld verdienen. "Während es den Sparkassen früher möglich war, Gebühren so gut es geht von ihren Kunden fernzuhalten, wird das heute immer schwieriger", heißt es. "Schätzungen zufolge kostet jeder Kunde die Sparkassen alleine durch die Nutzung von Basisdienstleistungen jährlich ungefähr 100 Euro."

Niedersachsens Sparkassen sind nicht die einzigen, die mit drastischen Schritten versuchen, die Auswirkungen der Nullzinspolitik abzumildern. Bundesweiter Vorreiter war die Leipziger Sparkasse. Im September kündigte die Münchner Sparkasse 28 000 Prämiensparverträge.

Die Stiftung Warentest rät Betroffenen, ihre Kündigungen durch die Verbraucherzentralen prüfen zu lassen, auch wenn ihre Chancen nach dem Urteil des BGH nicht gut stehen. Aulitzky empfiehlt Sparern zudem, die Verzinsung ihrer langjährigen Sparverträge untersuchen zu lassen. Oft müssten die Sparkassen nachzahlen, weil ihre Zinsberechnungen nicht stimmten. Der Experte warnt: "Wenn Kunden eine Kündigung akzeptieren, verfallen die Ansprüche."

Hinweis des BGH

Mitteilung zum BGH-Urteil

Übersicht der Stiftung Warentest über kündigende Sparkassen

Stellungnahme der Sparkasse

Informationen der Verbraucherzentrale Niedersachsen

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