PrEP-Studie: Jetzt Zugang zur HIV-Prophylaxe für alle schaffen

Immer mehr Menschen nutzen die medikamentöse Prophylaxe PrEP, um sich vor HIV zu schützen. Seit im Oktober 2017 relativ günstige Präparate auf den Markt gekommen sind, hat sich die Zahl der Nutzer verdreifacht und liegt jetzt bei 4.500.

Das hat der Direktor des Instituts für HIV-Forschung der Universität Essen, Prof. Hendrik Streeck, mitgeteilt. Er präsentiert heute beim Deutschen STI-Kongress in Bochum die Ergebnisse der PRIDE-Studie zur PrEP-Nutzung in Deutschland.

Zentrale Aussage: Die PrEP werde vor allem in der Zielgruppe schwuler Männer gut angenommen und etabliere sich in Deutschland schneller als in anderen Ländern.

Dazu erklärt Sven Warminsky vom Vorstand der Deutsche AIDS-Hilfe:

„Der Erfolg der PrEP ist ein Erfolg für die HIV-Prävention in Deutschland. Die medikamentöse Prophylaxe ist eine zuverlässige Methode sich zu schützen und hat das Zeug, viele Infektionen zu verhindern. Für viele Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko ist sie unverzichtbar.“

Schutz darf keine Frage des Geldbeutels sein

Erschreckend ist vor diesem Hintergrund, dass Menschen mit geringerem Einkommen von dieser Schutzmethode ausgeschlossen sind, weil sie zu teuer ist. Prof. Streeck und sein Team stellen fest, dass die PrEP überwiegend von Besserverdienenden genutzt werde. Die Kosten für die Medikamente und die begleitenden Untersuchungen könnten sich auf bis zu 100 Euro im Monat summieren - für viele zu viel.

„Schutz vor HIV darf keine Frage des Geldbeutels sein", sagt Sven Warminsky. "Wir brauchen jetzt  einen regulären Zugang für alle. Es ist an der Zeit, dass die Gesetzlichen Krankenkassen für das Medikament und die Begleituntersuchungen aufkommen. Nur so können wir die Chancen der PrEP voll ausschöpfen.“

PrEP-Studie: Prophylaxe rechnet sich

In anderen Ländern wird die HIV-Prophylaxe bereits über die staatlichen Gesundheitssysteme zur Verfügung gestellt, so zum Beispiel in Frankreich, Australien und in US-amerikanischen Metropolen. Vielerorts sanken die HIV-Infektionszahlen infolge von PrEP drastisch, etwa in England und in San Francisco.

Eine Studie der Universität Rotterdam ergab im letzten Jahr, dass die PrEP in Deutschland bis 2030 bis zu 9.000 HIV-Infektionen verhindern könnte. Das Gesundheitssystem würde damit hohe Folgekosten von HIV-Infektionen sparen.

Für Menschen mit erhöhtem Risiko

Die PrEP ist eine Schutzmethode für Menschen mit erhöhtem HIV-Risiko. Neben Kondomen und der Schutzwirkung durch die HIV-Therapie ist sie die dritte Möglichkeit, eine HIV-Übertragung beim Sex zu verhindern.

„Die PrEP wird die anderen Safer-Sex-Methoden nicht ablösen. Für manche Menschen ist sie aber die am besten geeignete Strategie, für einige die einzige auf Dauer praktikable“, betont Sven Warminsky.

Ärztliche Begleitung und Checks sind wichtig

Bei der PrEP nehmen HIV-negative Menschen ein HIV-Medikament mit zwei Wirkstoffen ein. Es verhindert die HIV-Übertragung bei regelmäßiger Einnahme so zuverlässig wie Kondome.

Bei Anwendung  der PrEP ist ärztliche Begleitung mit regelmäßigen HIV-Tests sehr wichtig. Auch Untersuchungen auf andere sexuell übertragbare Infektionen gehören dazu, damit sie gegebenenfalls schnell behandelt werden können.

 

Pressemitteilung des Instituts für HIV-Forschung der Uniklinik Essen

Mehr Informationen zur PrEP auf aidshilfe.de

Safer Sex gibt's jetzt dreifach (Pressemitteilung vom 24.5.2018)

Studie der Universität Rotterdam zu Chancen der PrEP in Deutschland

Bericht zum Rückgang der Neuinfektionen in Großbritannien