Er wolle ein Oberbürgermeister sein wie ein Weingärtner, sagt Thomas Keck über sich selbst. Das darf er mit Fug und Recht behaupten, schließlich entstammt Keck einer alten Weingärtnerfamilie, die sich bis ins 15. Jahrhundert datieren lässt. „Das Besondere am Weinbau ist, dass jede Generation stets genügend für sich erntet, aber auch neue Weinberge anlegt, von denen dann die kommenden Generationen profitieren.“

Neue Wohnungspolitik finden

Zum Anlegen neuer Weinberge zählt für Thomas Keck der Wohnungsbau und die Schaffung von Wohnraum für alle Bürger in Reutlingen. „Ich möchte zu einer neuen Wohnungspolitik finden“, sagt der Mann, der seit mehr als 20 Jahren Geschäftsführer des Mieterbundes Reutlingen-Tübingen ist und deshalb weiß, was es bedeutet, wenn Menschen keine Wohnung finden. Als Stadt mutig Wohnraum zu bauen gehört für Keck zu dieser neuen Wohnungspolitik.
Gerade deshalb hat er auch in den vergangenen Jahren als Gemeinderat darauf gedrängt, ein Wohnungsbauprogramm zu verabschieden, das Spekulanten den Boden entziehen soll. Für Grund und Boden über 0,5 Hektar gibt es nur dann ein Baurecht, wenn das Areal zuvor der Stadt zum Kauf angeboten worden ist. Ein Modell, sagt Keck, das übrigens zum Beispiel von der Stadt München seit Jahren erfolgreich angewandt werde. „Die Stadt kann dann über die GWG selbst bauen oder eben mit Auflagen an einen privaten Investor verkaufen.“ Das Problem im Moment: Es gibt kaum Parzellen, eine der letzten Brachflächen ist das Areal der ehemaligen Ypern-Kaserne.
„Wir brauchen preisgünstige Wohnungen“, ist Keck entschlossen. Denn, sagt der Sozialdemokrat, das Thema Wohnraum werde eines der zentralen sozialen Themen nicht nur in Reutlingen, sondern bundesweit sein. Davon hänge auch der soziale Friede ab. Keck beklagt diesbezüglich eine „katastrophale Wohnungspolitik“ im Land in den vergangenen Jahrzehnten. Gerne würde Keck in Reutlingen auch ein Zweckentfremdungsverbot durchsetzen, dafür gebe es im Augenblick aber keine Mehrheit im Gemeinderat. „Ein solches Verbot sehe ich als eine der begleitenden Maßnahmen, um mehr Wohnraum zu schaffen.“ Am Beispiel der Stadt Konstanz und an dem vieler anderer Städte sehe man, wie gut dies funktioniere.

ÖPNV muss so attraktiv sein

Die Bindungspflicht von 30 Jahren für geförderten Wohnraum hält Keck für zu kurz. „Derzeit fallen in Reutlingen immer noch mehr Wohnungen aus der Bindung heraus als dass neue geförderte Wohnungen gebaut werden.“ Von der großen Politik erwartet Keck diesbezüglich keine Änderung in naher Zukunft. „In Sachen Wohnraum müssen die Kommunen etwas unternehmen“, ist er überzeugt. Dies sei auch sein vorrangiges Ziel für Reutlingen.
Auf einen Öffentlichen Personennahverkehr mit breitem Angebot setzt Keck beim Verkehr in der Stadt. Das neue Buskonzept, das im September an den Start geht, sei überfällig. „Der ÖPNV muss so attraktiv sein, dass die Leute das Auto stehen lassen.“ Dazu zählt für Keck auch die Realisierung der Regionalstadtbahn und deren zügiger Ausbau und zwar auch über den Nordraum und bis zu den Fildern.
Ausgebaut wird auch das Radwegenetz in Reutlingen. Keck macht aber deutlich: „Mit guten und schnellen Radwegen ist es nicht getan.“ Die Radwege müssten gepflegt, geräumt, gesäubert und nicht zuletzt auch beleuchtet werden. Den Ausbau der Dietwegtrasse müsse man diskutieren, sagt Keck, die Trasse sei jedoch „eine natürliche Fortführung des Scheibengipfeltunnels“. Allerdings seien viele Fragen nicht geklärt, zum Beispiel wohin der Verkehr denn gehe.
Die Stadt punktet mit ihren drei kulturellen Standbeinen Stadthalle, Tonne-Theater und franz.K. Nach Ansicht von Thomas Keck braucht es aber auch niederschwellige kulturelle Angebote, wie zum Beispiel eine Musikkneipe, um die Stadt zu beleben. Belebung, vor allem in den Abendstunden, könnte sicherlich auch dem Bürgerpark gut tun. Keck sieht die gesamte Anlage als gelungen an, vor allem auch den Skaterpark. Einige gestalterische Elemente könnten jedoch noch eingebaut werden. Nochmals einen Schub erhofft er sich  vom Stadthallenhotel. „Die Betreiber sind toll“, ist Keck überzeugt. Gastronomisch verspreche er sich einiges davon. Zum Gesamtbild an der Stadthalle gehört auch der Steg. Geht es nach Keck, so muss der möglichst rasch abgebaut und durch einen neuen ersetzt werden. „Ohne einen Fußgängersteg kommen wir nicht aus. Aber wir brauchen hier eine neue Lösung.“
Seit einem Viertel Jahrhundert zählt sich Thomas Keck zu den Befürwortern eines eigenen Stadtkreises.  „Wir gehen im Kreistag mit unseren Reutlinger Interessen regelmäßig unter“, beklagt Keck. Und nennt in diesem Zusammenhang zum Beispiel das Jugendcafé in Reutlingen, dessen Mitfinanzierung der Kreis abgelehnt hat, während andere Jugendcafés im Landkreis eine solche Förderung stets bekommen. „Aber die Schärfe der Auseinandersetzung betrübt mich.“ Was der Landtag abgeliefert habe sei glattweg Arbeitsverweigerung, beurteilt Keck. „Der Gang zum Verfassungsgerichtshof ist deshalb unerlässlich.“
Und dann ist dem Sozialdemokraten Keck noch eine Sache enorm wichtig: Der Respekt vor der Leistung eines jeden Menschen. In unserer Gesellschaft zähle nur noch Abitur und Studium, beklagt Keck. Dabei leiste doch jeder seinen Beitrag für die Stadt, egal ob als Straßenreiniger, als Handwerker oder als Unternehmerin.

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Thomas Keck: Daten und Fakten

Geboren am 2. Juni 1963 in Reutlingen, verheiratet, Vater von zwei Söhnen. Ausgebildet am Friedrich-List-Gymnasium und an den Universitäten Tübingen und Ulm.
Tätigkeit: Seit mehr als 20 Jahren ist Thomas Keck als Geschäftsführer des Deutschen Mieterbundes Reutlingen-Tübingen und dort auch auf Landes- und Bundesebene tätig.
Kommunalpolitik: im Betzinger Bezirksgemeinderat seit 1989; im Gemeinderat Reutlingen seit 1994; seit 1999 als Kreisrat in Reutlingen; seit 2004 als Bezirksbürgermeister in Betzingen.
Ehrenamt: Thomas Keck ist in vielen Bereichen ehrenamtlich tätig. Beispiele: als Vizepräsident des Schwäbischen Albvereins; als Gründungsvorsitzender des „Fördervereins Ortskern Betzingen“ zur Sanierung und Erhaltung historischer Gebäude im Betzinger Sanierungskern.