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Bericht des Krisenstabs des Landes

Stephan Weil zur Corona-Krise: „Die Bürger in Niedersachsen haben verstanden, was los ist“

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, hier am 20. März, bei einer kurzfristig einberufenen Landespressekonferenz vor Journalisten.

Stephan Weil (SPD), Ministerpräsident von Niedersachsen, hier am 20. März, bei einer kurzfristig einberufenen Landespressekonferenz vor Journalisten.

Hannover. Der Corona-Krisenstab des Landes Niedersachsen hat am Montag erneut öffentlich über den Stand der Corona-Pandemie informiert. Es äußerten sich in Hannover Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Claudia Schröder, Abteilungsleiterin Gesundheit im Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung.

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Weil nennt aktuelle Zahlen zu Corona-Infizierten und Todesfällen

Zunächst nannte Stephan Weil die aktuellen statistischen Zahlen zum Coronavirus in Niedersachsen: demnach sind hier derzeit 1769 Menschen infiziert, sechs Menschen sind bislang infolge einer Corona-Infektion ums Leben gekommen. Claudia Schröder vom Sozialministerium ergänzte: In Niedersachsen seien derzeit rund 80 Infizierte in Intensivbehandlung und müssten beatmet werden.

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Ein Land wie „tiefgekühlt“

Vor diesem Hintergrund betonte Weil noch einmal die Wichtigkeit der am Wochenende beschlossenen Maßnahmen – er sagte aber auch, dass sich die Menschen nach seinem bisherigen Eindruck gut an diese Regeln halten. „Es ist sehr ruhig in Niedersachsen“, sagte Weil und sprach auch von einem „tiefgekühlten Zustand“ des Landes. „Bis hierhin haben wir den Eindruck, die Bürgerinnen und Bürger haben verstanden, was los ist“.

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So soll es weitergehen

Die Bevölkerung solle sich darauf einstellen, dass die nun in Kraft getretenen Maßnahmen zunächst bis zum 18. April gelten. In der Woche nach Ostern (also ab Dienstag nach den Osterfeiertagen, 14. April) solle dann überprüft werden, wie weiter zu verfahren sei, sagte Stephan Weil.

Wir haben es mit schweren Grundrechtseingriffen zu tun, so Weil. Das möge am Anfang noch nicht jeder als sehr belastend ansehen, aber auf die Dauer müsse das nicht so bleiben. Man sei sich dessen bewusst, es sei der Landesregierung aber Ernst mit den Maßnahmen. Der Ministerpräsident betonte, dass alle Regeln zur Reduzierung der Sozialkontakte auch für das Privatleben der Menschen gelten. Private Feiern etwa seien nicht mehr gestattet. Eine konkrete Zahl, ab wie vielen Personen das gelte, wollte Weil nicht nennen. Schröder ergänzte indes, es müsse jedem klar sein: „Die Polizei wird im Falle einer Zuwiderhandlung entsprechend handeln und rigoros eingreifen.“

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Nehmen die Fälle nun ab, weil alle sich an die Beschränkungen halten?

„Die Zahlen von Infizierten werden weiter steigen, wir sind noch nicht über den Berg“, sagte Claudia Schröder vom Sozialministerium. Aber wenn die Menschen so weitermachen, gebe es eine realistische Chance, dass die Krankenhäuser dem „Aufwuchs“ an Fällen gewachsen sein werden. Die Versorgung der Kranken werde sich aber über Wochen hinziehen. Sie sehe auch anhand der Zahlen erste kleine Erfolge der Maßnahmen, wollte aber nicht weiter ins Detail gehen. Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Infizierten (“Reproduktionsquote“) alle drei Tage. Dies werde aber nachlassen, sagte Schröder. Da die Inkubationszeit der Corona-Krankheit zehn Tage dauere, zeitigten die gebotenen Maßnahmen eine gewisse Dauer, werden also erst bald positiv spürbar.

Das Land wirbt um Freiwillige

In Niedersachsen gebe es etwa so viele Intensivbetten mit Beatmungsgeräten wie in ganz Italien, meint Schröder. Das sei aber auch notwendig angesichts des prognostizierten Anstiegs der Erkrankungen. Trotz dieser guten Ausstattung richtete sie einen Appell an medizinisch ausgebildete Personen, die derzeit noch nicht im Dienst sind: Das Land wirbt um Freiwillige, die zu den Berufsgruppen Ärzte und Pflegende gehören, sich zu melden. Es scheint also nicht nur jede helfende Hand gebraucht zu werden, auch medizinisches Material ist in Teilen rar: Schutzmasken, die vor der Corona-Krise etwa 49 Cent pro Stück kosteten, werden jetzt für 10 Euro, ja sogar für 20 Euro veräußert, berichtet Claudia Schröder. Dies sei wohl auch ein Grund für den Diebstahl von Schutzmasken aus der MHH.

Auch bei der Arbeit sollen Kontakte weiter minimiert werden

Wo immer möglich, sollen die Menschen im Home Office arbeiten, sagte Weil. Der Ministerpräsident wies darauf hin, dass auch die Arbeitgeber verpflichtet seien, Nahkontakte ihrer Mitarbeiter zu vermeiden und auch in Fabriken und auf dem Bau Arbeit (und damit Arbeiter) zu entzerren. Wo dies nicht geschehe, sollte man den Behörden Bescheid geben: "Und die helfen dann auch nach."

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Wer erhält eine Strafe, wenn er sich nicht an die Regeln hält?

Die Polizei macht zunächst eine „Gefährderansprache“, verwarnt die Personen also, berichtete Schröder. Ob dann eine Geldstrafe erlassen wird, hänge vor allem davon ab, ob die Betroffenen sich dann an diese Warnung der Polizisten halten oder nicht. Wer sich nicht an den 1,5-Meter-Abstand zu anderen Personen hält, der begeht laut Schröder eine Ordnungswidrigkeit. Dabei geht es aber vor allem um den Vorsatz, also um Menschen, die sich bewusst wiederrechtlich nicht an diese Anweisung hielten. Bußgelder beginnen bei rund 2.500 Euro und können bis zu 25.000 Euro betragen – je nach Schwere des Vergehens. "Vorbestraft ist man nur nach einem Gerichtsurteil," so Schröder. Allerdings könne das Infektionsschutzgesetz auch harte Strafen vorhalten.

Nach den Lageberichten der Polizei sei die Situation in Niedersachsen jedoch vergleichsweise ruhig, sagt Claudia Schröder. Hotspots bei Versammlungen gebe es nicht.

Von Michael Soboll

HAZ

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