Diskriminierung von HIV-Positiven im Gesundheitswesen: Schulungsvideos klären auf

Ganz gleich, ob beim Zahnarzt oder bei einem Klinikaufenthalt: Werden die allgemeinen Hygieneregeln eingehalten, bestehen für Mitpatienten und Personal keinerlei besondere Risiken für eine HIV-Übertragung.

Dennoch sind HIV-positive Patienten im Gesundheitswesen immer wieder unterschiedlichsten Formen von Diskriminierung ausgesetzt. 

Die Themenwerkstatt „Abbau von Diskriminierung im Gesundheitswesen“ hat deshalb ein Video erstellt, das dazu dienen soll, bei Beschäftigen in Praxen und Kliniken entsprechende Ängste und Vorbehalte abzubauen.

Zugleich soll das medizinische Personal dafür sensibilisiert werden, wie Grundrechte von Menschen mit HIV verletzt und Grenzen überschritten werden: meist durch unbedachtes, auf mangelndem Fachwissen zu HIV/Aids beruhendes Verhalten.

Der Film komprimiert in zwei Spielszenen häufig vorkommende Situationen, die von HIV-positiven Patienten als diskriminierend, entblößend und beängstigend empfunden werden: wenn sie beispielsweise nur einen Termin am Ende der Sprechstunde erhalten – mit der Begründung, danach müsse das Behandlungszimmer aufwendig desinfiziert werden. Oder wenn ihnen im Krankenhaus eine separate Toilette zugewiesen wird und auf ihrer Krankenakte für jeden sichtbar „HIV“ vermerkt ist.

Das Video, das in verschiedenen Versionen vorliegt, kann unter anderem bei Fort- und Weiterbildungen für Mitarbeitende im Gesundheitswesen – seien es Pflegekräfte, medizinische Fachangestellte oder Ärztinnen und Ärzte – eingesetzt werden.

Durch die verschiedenen Versionen sei es möglich, so Kerstin Mörsch von der bundesweiten DAH-Kontaktstelle für HIV-bezogene Diskriminierung, den Ausgang der Situation erst einmal offen zu lassen und zur Diskussion folgender Fragen anzuregen: „Was wird als nächstes passieren? Könnte das in unserem Krankenhaus/in unserer Arztpraxis auch so stattfinden? Wie würde ich reagieren? Wie würde ich mich in der Situation der Patientin/des Patienten fühlen?“ Darüber hinaus kann das Video auf Kongressen und Fachtagungen gezeigt werden, um auf Diskriminierung von Menschen mit HIV im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen.

Entstanden ist das Schulungsvideo an einem sehr intensiven Arbeitswochenende der Themenwerkstatt. Die Teilnehmenden haben das Drehbuch auf Basis eigener Erfahrungen entwickelt und die Szenen auch selbst gedreht.

Am Schluss der Langversion des Videos formulieren die Mitwirkenden klare Botschaften und Forderungen. „So ist ein Film entstanden, der die Erlebnisse von Menschen mit HIV in den Mittelpunkt stellt, die Gefühle nach erlebter Diskriminierung ausdrückt und die Forderungen an eine diskriminierungsfreie Versorgung kurz und knackig deutlich macht“, erklärt Kerstin Mörsch.

Alle Versionen des Schulungsvideos können auf dem Youtube-Kanal der Deutschen AIDS-Hilfe angeschaut werden und stehen auf aidshilfe.de zum Download bereit.

Menschen, die aufgrund ihrer HIV-Infektion Diskriminierung – z. B. im Gesundheitswesen – erfahren haben und Informationen über Beschwerdemöglichkeiten, Rat oder Hilfe benötigen, können sich an die Kontaktstelle für HIV-bezogene Diskriminierung der Deutschen AIDS-Hilfe wenden.

Mehr Informationen unter www.nimmsnichthin.de.

(sho)