1,3 Millionen für nichts: So macht sich das FBI vor Apple lächerlich

Apple wehrt sich: FBI will iPhone entsperren
Apple dürfte sich ins Fäustchen lachen: Das FBI soll für die Hilfe professioneller Hacker mehr als 1,3 Millionen Dollar gezahlt haben. Doch auf dem von den Hackern geknackten iPhone fanden die Behörden nichts.

Update: Diese Zahlung hätte man sich sparen können: Monatelang kämpfte das FBI für die Entschlüsselung des iPhones des Terroristen von San Bernadino. Mit Hilfe professioneller Hacker, denen man laut Berechnungen der Financial Times mehr als 1,3 Millionen Dollar gezahlt hat, ist der der Hack dann endlich gelungen - und gefunden wurde nichts. Gar nichts. Laut CBS hat das FBI vorerst "nichts Signifikantes" auf dem iPhone 5c des Attentäters gefunden. Die Berechnungen basieren auf einer Aussage des FCB-Directors James Comey. Der hatte bei einer Konferenz in London behauptet, der Preis für die Hacker sei höher gewesen, als er selbst in den verbleibenden siebeneinhalb Jahren in seinem Job beim FBI verdienen werde. Nach öffentlich zugänglichen Gehaltstabellen verdient Comey 183 000 Dollar pro Jahr - macht 1,3 Millionen Dollar Gehalt für Comeys gesamte Zeit beim FBI. Das FBI hat also mehr als 1,3 Millionen Dollar für professionelle Hacker gezahlt, die dann nichts gefunden haben.

Die Analyse wird zwar weiter fortgesetzt, auf einen Durchbruch bei den Ermittlungen hofft die US-Behörde aber nicht mehr. Selbstverständlich geht es im monatelangen Clinch "Apple gegen das FBI" um viel mehr als nur dieses eine iPhone. Dafür aber, dass das San-Bernadino-iPhone der Stein des Anstoßes war, kommt diese Erkenntnis ziemlich überraschend - und dürfte das FBI bei seinem Kampf für eine generelle Geräte-Entsperrung einige Argumente kosten.

Apple vs FBI: Das geschah bisher

Beim Knacken des iPhones hat das FBI Hilfe von professionellen Hackern bekommen. Das berichtet die Washington Post. Die Hacker wurden wohl auf einmaliger Basis für ihre Hilfe bezahlt. Sie entdeckten einen Software-Fehler im iPhone, der letztendlich das Knacken des Handy-Zugangscodes ermöglichte, ohne dabei Daten zu verlieren. Über das exakt verwendete Entschlüsselungsverfahren gibt man beim FBI weiter keine Auskunft. Bei Apple selbst hat man weiter die Hoffnung, dass die Sicherheitslücke bald öffentlich gemacht wird und man so die Möglichkeit zum Schließen der Schwachstelle hat.

Das FBI kann allerdings lediglich ältere iPhones,wie das iPhone 5C des San-Bernadino-Attentäters Syed Farook, entschlüsseln. Zu neueren Modellen fehlt der US-Behörde nach wie vor der Zugang, behauptet FBI-Direktor James Comey in einem Vortrag am Keynon College in Ohio. Scheint so, als wäre das iPhone 5C also besonders leicht zu entschlüsseln. Die vom FBI gefundene Hintertür läuft bei den neuere Geräten ins Leere. Es ist jedoch davon auszugehen, dass noch viele ältere iPhones im Umlauf sind - und diese vor dem Zugriff des FBI nicht geschützt sind.

Die große Mehrheit der Tech-Welt stellt sich im nun schon Wochen andauernden Streit auf die Seite von Apple und Tim Cook. Bereits 20 Unternehmen, darunter Facebook, Google, Microsoft, Amazon, Ebay und Intel reichten vor Gericht mehrere gemeinsame Briefe ein. Darin wird die rechtliche Grundlage der Forderungen des FBI angezweifelt. Die Tech-Giganten fordern, dass Unternehmen nicht gezwungen werden dürften, die Sicherheit ihrer Produkte schwächen zu müssen.

Offenbar hatte sich das FBI vor der Kontaktaufnahme mit Apple selbst an der Entschlüsselung des San-Bernardino-iPhones versucht - aber erfolglos. Dabei änderte das FBI offenbar das Passwort der dazugehörigen Apple-ID, so dass damit kein automatisches Backup in die iCloud mehr möglich war. Erst danach wendete man sich an Apple. Mittlerweile will man nicht mehr nur dieses, sondern alle iPhones entschlüsseln. Bisher hatte das FBI immer wieder beschwichtigend betont, dass die Entschlüsselung des San-Bernardion-iPhones kein Präzedenzfall werden sollte. Doch nun prescht der FBI-Director James Corney vor: Sollte Apple das Handy entsperren müssen, könnte das FBI den Entscheid auch auf andere Fälle übertragen, sagte der FBI-Direktor bei einer Anhörung vor dem US-Kongress. Würde das Gericht dem FBI also tatsächlich recht geben, will die US-Behörde sämtliche iPhones, die Teil eines Gerichtsverfahrens sind, entschlüsseln lassen.

Aus einem Gerichtsbescheid geht hervor, dass Apple bereits in 70 Fällen iPhones für die ermittelnden Behörden entschlüsselt hat. Allerdings geschah die Entsperrungen auf freiwilliger Basis. Das FBI fordert von Apple die Entsperrung des iPhones von einem der Terroristen des Anschlags in San Bernardino, bei dem 14 Menschen getötet worden sind. Aber in diesem Fall verweigert Apple verweigert die Entschlüsselung. Zur Entsperrung müsste Apple nun einen Schritt weiter gehen wie in den 70 Fällen zuvor und einen Software-Eingriff vornehmen. Aber genau diesen Schritt verweigert man sich bei Apple.

Wer im Streit "Apple gegen das FBI" zu wem hält, erfahren Sie hier.

Wer gegen wen? So positionieren sich die Unternehmen beim iPhone-Skandal

  • Zum Hintergrund: Am 02. Dezember 2015 wurden bei einem Anschlag im kalifornischen San Bernardino 14 Menschen ermordet. Attentäter waren Syed Rizwan Farook und seine Frau. Dem FBI liegt das iPhone des Attentäters vor - die Agenten können es jedoch nicht entsperren.
  • Das will das FBI: Der US-Geheimdienst will Zugriff auf das Handy des Attentäters, um an wertvolle Informationen über das Attentat und seine Hintergründe zu bekommen. Dafür soll Apple das iPhone entsperren. Am liebsten wäre es dem FBI, Apple würde in jedes seiner iPhones eine Art Hintertür einbauen, mit der das FBI in solchen Fällen das Gerät ohne Mühe entsperren kann.
  • Das will Apple: Apple will das iPhone nicht entsperren - und schon gar keine Hintertür in all seine Geräte einbauen. Tim Cook betont in einem offenen Brief das Recht auf Privatsphäre und warnt vor dem unstillbaren Datenhunger der Behörden. Außerdem fürchtet Apple einen Präzedenzfall - entsperren sie ein iPhone für den Geheimdienst, müssen in Zukunft alle iPhones entsperren.

Rückendeckung für beide - wer hält zu wem?

  • Für Apple: Hinter Apple steht fast die komplette IT-Prominenz. Sowohl Google und Twitter als auch Facebook haben Apple ihre Unterstützung zugesprochen. Auch viele iPhone-Käufer und sogar Android-Fans springen Apple in Online-Foren bei.
  • Für das FBI: Microsoft-Gründer Bill Gates stellt sich gegen Apple. Er will das iPhone entsperren lassen - betont aber, dass dies ein Einzelfall bleiben muss.

Auch Trump und McAfee mischen mit

Das wollen Donald Trump und John McAfee: Der Milliardär Donald Trump will, dass alle Menschen weltweit Apple boykottieren, solange sie das iPhone nicht entsperren. Die Meinung setzte er bei Twitter ab - mit einem iPhone wohlgemerkt. Der exzentrische McAfee-Gründer John McAfee bietet dem FBI dagegen seine Hilfe an und will das iPhone innerhalb von drei Wochen entsperren. Außerdem wollen beide Aufmerksamkeit und Präsident der Vereinigten Staaten werden.

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