Strompreise
Bild: vchal, iStock.com

Die Ergebnisliste unseres Vergleichsrechners enthält Werbelinks zu Stromtarifen von Check24 und Verivox. Alle Empfehlungen erfolgen redaktionell unabhängig und erfüllen unsere strengen Finanztip-Kriterien.


Es gibt Stromtarife, die auf den ersten Blick wie ein Schnäppchen aussehen – sich nach einigen Monaten aber als Kostenfalle entpuppen. Eine aktuelle Untersuchung von uns zeigt: Bestimmte Angebote kosten dann sogar mehr als der ohnehin schon teure „Notfall-Stromtarif“, Grundtarif genannt. In diesen fallen Kunden, die sich nicht um einen Stromanbieter gekümmert haben. Finanztip verrät Ihnen zwei Auswege aus dem Dilemma. Aber der Reihe nach.

Stromanbieter wollen in den Vergleichsrechnern von Verivox, Check 24 und Co. ganz oben in der Ergebnisliste auftauchen. Dafür haben sie sich einen Trick ausgedacht: Neukunden bekommen Bonuszahlungen, die den Tarif günstig erscheinen lassen und ihn in der Liste der Vergleichsportale nach oben katapultieren. Dass Grundgebühr und Kilowattstunden-Preis hoch sind, fällt gar nicht auf – es geht in den Gesamtkosten unter.

Im zweiten Jahr schlagen die Anbieter dann zu: Die Boni entfallen und die vereinbarten Preise kommen ungefiltert an. Statt zum Beispiel 1.000 Euro fallen im zweiten Jahr dann 1450 Euro an. Statt 83 Euro im Monat gut 120 Euro. Wer nicht rechtzeitig gekündigt hat, zahlt bis zu 45 Prozent drauf. Da der Wegfall von Boni im juristischen Sinn keine Preiserhöhung ist, muss der Stromanbieter Sie nicht einmal informieren. Ein Sonderkündigungsrecht haben Sie auch nicht.

In unserer Untersuchung für zwölf Städte fanden wir überall unter den 20 günstigsten Angeboten auf den Portalen solche, die im zweiten Vertragsjahr sogar teurer sind als die Grundversorgung – um bis zu 21 Prozent. Die Zahl gehört zu einem Tarif von Stromio. Aber das Unternehmen ist nicht allein mit dieser Taktik. Stadtwerke, Discounter und auch Marktführer wie Eon und Vattenfall haben solche unvorteilhaften Bonustarife.

Ein Insider, der anonym bleiben will, bestätigte uns: Viele Bonustarife sind bewusst so gestrickt, dass Kunden den hohen Preis schwer erkennen – und weiter zahlen. Nur so können die Anbieter ihre Ausgaben für die Boni wieder reinholen.

Wenn Sie nicht die Marketing-Abteilung Ihres Anbieters finanzieren wollen, haben wir zwei Lösungen für Sie, die bei vielen Stromtarifen funktionieren:

  1. Meiden Sie Bonustarife. Der Finanztip-Stromrechner ist dafür extra voreingestellt.

Oder:

  1. Schlagen Sie die Anbieter mit ihren eigenen Waffen: Streichen Sie den Bonus ein und wechseln Sie Jahr für Jahr den Stromanbieter. Das geht ebenfalls mit dem Finanztip-Stromrechner. Ändern Sie dazu die Einstellung unter der Frage „Wie oft wollen Sie den Tarif wechseln?“ in „jedes Jahr“.
Ines Rutschmann
Autor

Stand:

Ines Rutschmann ist unsere Energie-Expertin und widmet sich allen Fragen, die sich Verbraucher rund um Strom und Heizen stellen. Über den Strommarkt berichtete sie erstmals 2005 für die Leipziger Volkszeitung. Danach war sie für den Deutschlandfunk und das Solarstrom-Magazin Photon tätig. Ines ist Diplom-Ingenieurin (FH) und hat einen Masterabschluss in Energiemanagement.

5 Kommentare

  1. Ich bin das Erstemal auf Vergleichsportalen unterwegs und vermisse hier z.B. Montana, das mit einem etwa vergleichbaren Angebot wie Yippie aufwartet, sogar mit einer besseren Weiterempfehlungs-Quote. Für eine Stellungnahme wäre ich Ihnen dankbar.

  2. Sie beschreiben das Verhalten der Stromanbieter genau richtig.
    Die Tarife unterscheiden sich nach dem ersten Jahr so gut wie garnicht. Wenn man von vera… der Verbraucher redet, ist das dann eine Beleidigung? ich denke nein!
    Die Stromunternehmen scheinen den Verbraucher für einen Trottel zu halten, was für einen kleinen Teil möglichweise auch stimmt; und der Rest?
    Ich habe das ständige Wechseln satt. Aber was ist zu tun, wer hat das zu verantworten?

    Die Freigabe des Strommarktes wurde durch das Parlament veranlasst und hier sitzen die Verursacher. Fragen Sie mal Ihren Abgeordneten wie er abgestimmt hat und warum. Ob er/sie wohl antwortet.

    Also hoch vom Sofa und schaut euch euren Wahlzettel an. Hier stehen noch andere Personen drauf, die in den Genuss einer Diät (Gehalt) kommen wollen.

  3. Interessant! der vermeidliche Rechner enthält scheinbar nur Tarife (der Portale verivox und check24) bei dem ein Teil der Provision auch an finanztipp weitergegeben werden kann. Tarife (definitiv auch ohne Bonus) die noch weitaus günstiger sind finden keine Anzeige im finanztipp-Rechner. Unabhängig vergleichen geht wohl anders, da ist ja check24, verivox und Co. transparenter, wenn man weiß wie man den Filter (mit nur einem Klick) für den „ohne Bonus“ aktiviert.

    PFUI! @finanztipp

    Beispiel? Gerne:
    PLZ 10967 Berlin
    Verbrauch 2.900 kWh
    günstigster Anbieter ohne Bonus auf verivox:
    BEV Strom Pur 12
    Kosten pro Jahr: 717,53€
    (Arbeitspreis: 23,05 Cent pro kWh, Grundpreis: 49,08 € pro Jahr)

    bestes Angebot im finanztipp-Rechner
    MAINGAU StromRegio
    771,73€
    (Arbeitspreis: 25,37 Cent pro kWh, Grundpreis: 36,00 € pro Jahr)

    1. @Timm Thaler: Das sind alles falsche Vermutungen. Der Finanztip-Rechner nutzt zwar die Datenbanken von Verivox und Check24. Die angezeigten Ergebnislisten müssen aber nicht identisch sein mit denen, die Verivox und Check24 direkt anzeigen. Denn wir filtern die Tarife nach anderen Kriterien und entfernen beispielsweise Tarife von Anbietern, die wir nicht empfehlen können. Zu diesen gehört der Tarif, den Sie beispielhaft nennen. Das ist im Übrigen auch völlig transparent dargestellt – dazu muss man lediglich im Rechner den Infokasten hinter den Worten „so machen wir das“ aufrufen oder den Ratgeber zum Rechner lesen. Schließlich: Finanztip zeigt alle Tarife an einem Ort, die wir Verbraucher guten Gewissens abschließen lassen können – unabhängig davon, ob sich der Tarif nur direkt beim Anbieter oder auch über Verivox und Check24 abschließen lässt.

  4. Der Artikel kommt für mich 3 Wochen zu spät. Ich hatte doch vor zu wechseln. Jetzt ist das zweite Jahr leider teurer. Dumm gelaufen.

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