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Nach Shitstorm von Rechtsextremen: WDR löscht Beitrag aus der Mediathek

Die Macher einer fremdenfeindlichen Kampagne hatten sich über das T-Shirt eines Studiogastes empört. Der WDR knickte ein und entfernte das Video vorübergehend aus dem Netz. Es ist nicht der erste Fall dieser Art.

Barista, Barista: Das T-Shirt eines Studiogastes hat in rechtsextremen Kreisen für Empörung gesorgt. | © NW/Screenshot

Barista, Barista: Das T-Shirt eines Studiogastes hat in rechtsextremen Kreisen für Empörung gesorgt. | © NW/Screenshot

15.08.2018 | 15.08.2018, 15:40

Köln. Der WDR hat nach einem rechten Shitstorm einen Beitrag aus seiner Mediathek vorübergehend entfernt. Eine fremdenfeindliche Facebook-Community hatte sich über ein T-Shirt in der Vormittagssendung "Live nach Neun" empört. Der öffentlich-rechtliche Sender ließ daraufhin den Beitrag verschwinden.

Worum geht's?

In der ARD-Vormittagssendung war am Montag der Barista Carlo Graf Bülow zu Gast. Der hatte Anfang des Jahres die deutschen Kaffeemeisterschaften in der Disziplin "Latte Art" gewonnen und sollte im Studio zeigen, wie gut er Bilder in Kaffeeschaum zaubern kann.

Was später für Aufregung sorgte, war allerdings nicht das Handwerk des Baristas - sondern seine Kleidung. Bülow trug im Studio ein T-Shirt mit der Aufschrift "Barista, Barista! Antifascista!" Das Emblem zeigt eine Kaffekanne statt der bekannten "Antifa"-Fahne.

Was ist das für ein T-Shirt?

Bei dem Logo handelt es sich eigentlich um ein harmloses Internet-Meme. Es beruht auf der Aussage eines Polizisten im Prozess gegen den "Feine Sahne Fischfilet"-Sänger Jan "Monchi" Gorkow. Der Sänger war wegen Landfriedensbruch angeklagt und freigesprochen worden. Im Prozess Ende 2017 hatte ein Polizist ausgesagt, die Linken hätten ihren Schlachtruf "Barista, Barista, Antifascista" gerufen.

Tatsächlich ist "Barista, Barista" kein Schlachtruf der Linken, sondern der Mensch, der den Kaffee zaubert (der Schlachtruf heißt eigentlich "Alerta, alerta".) Im Netz wurde die Aussage des Mannes kurzerhand verballhornt. Dabei entstanden auch viele Memes, unter anderem das Logo mit dem umgewandelten Antifa-Logo. Dieses trug Bülow am Montag im WDR-Studio.

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Shitstorm von rechts

Für die Macher des fremdenfeindlichen Kampagnenprojekts "Ein Prozent" war das zu viel des Guten: Noch während der Sendung riefen sie die Community auf ihrer Facebook-Seite zum Protest gegen die Sendung auf. "Lust auf einen Shitstorm am Morgen?", hieß es dort. Der Barista dürfe in der Sendung seine "verblödeten linksextremen Botschaften absetzen". Man solle sich mal vorstellen, "es wäre ein T-Shirt mit patriotischer Botschaft. Was wäre dann wohl los?". Die Anhänger der Kampagne fluteten daraufhin die Kommentarspalten der Sendung auf Facebook.

Und der WDR? Der löschte kurzerhand den Auftritt des Baristas aus der Mediathek. Wie das medienkritische Blog "Übermedien" berichtet, sei die Sendung in der Mediathek um den Auftritt des Baristas gekürzt worden. Der Einzelbeitrag auf daserste.de wurde komplett gelöscht.

Eine Zuschauerin, die sich über das T-Shirt auf Facebook beschwert hatte, bekam die Antwort: "Vielen Dank für den Hinweis! Das ist uns tatsächlich nicht aufgefallen. Das Logo auf seinem T-Shirt wird nicht in dem Video in der Mediathek zu sehen sein. Liebe Grüße aus der Redaktion und nochmals vielen Dank." Erst am Dienstag wurde die Entscheidung rückgängig gemacht - die Videos sind jetzt wieder in der Mediathek zu sehen.

"Die Kampagnen der Faschisten wirken"

Carlo Graf Bülow erzählte dem Medienblog, eine Redakteurin sei kurz nach der Sendung "aufgeregt zu ihm gekommen" und habe ihn auf sein Shirt angesprochen. Vermutlich könne man den Beitrag deshalb nicht in die Mediathek stellen.

Auch auf seiner Facebook-Seite äußerte sich Bülow zu dem Fall. Man müsse doch "zumindest hinterfragen, ob die Zensur eventuell einen Schritt zu weit geht, wenn aufgrund akut auftretenden Gegenwindes aus den sozialen Medien ein Auftritt komplett herausgeschnitten wird, der eigentlich keinerlei politische Tiefe hat."

Auch auf Twitter kritisierten viele Nutzer die Entscheidung:

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Inzwischen ist das Video wieder in voller Länge in der Mediathek zu sehen. Auf Facebook entschuldigte sich die Redaktion für die vorübergehende Löschung: "Wir haben voreilig eine Passage aus der gestrigen Sendung gelöscht, weil der Gast ein T-Shirt mit einem Spruch getragen hat, der in den sozialen Medien kritisiert wurde. Die Löschung war ein Fehler, den wir bedauern. Wir haben daher die Passage wieder hereingenommen, so dass die Sendung jetzt so zu sehen ist, wie sie gestern ausgestrahlt wurde."

Nicht der erste Fall

Es ist nicht das erste Mal, dass sich ein öffentlich-rechtlicher Sender vor der Wut der Rechten einknickt. Erst im Juli hatte der Saarländische Rundfunk einen Beitrag auf Facebook über die "Seebrücke" gelöscht, weil die Kommentarspalten von rechten Hetzern geflutet worden waren. "Leider hat sich unter diesem Video eine Diskussion entwickelt, die kaum noch zu moderieren ist", so die Redaktion damals. "Wir werden diesen Post daher gleich entfernen."

Das Aktionsbündnis "Bunt statt Braun" hatte den SR daraufhin kritisiert. "Eine öffentlich-rechtliche Sendeanstalt darf der kleinen lauten Gruppe digital organisierter Rechte nicht so nachgeben. Es kann nicht sein, dass sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk zum Spielball der Rechten macht, und löscht, was den Rechten nicht gefällt."

Auch andere Beispiele zeigen, dass die öffentlich-rechtlichen Sender die Forderungen aus der rechten Szene (ein bisschen zu) ernst nehmen. Die Tagesschau geht beispielsweise in ihrem Blog regelmäßig auf Forderungen rechter Shitstorms ein. Hier erklärt sie beispielsweise, warum sie nicht über bestimmte Kriminalfälle mit ausländischen Straftätern berichtet.

In den vergangenen Monaten waren die Öffentlich-rechtlichen immer wieder kritisiert worden, weil sie rechten Positionen zu viel Raum böten. Für Unmut sorgen beispielsweise die vielen Talkshow-Auftritte von AfD-Politikern. Moderator Frank Plasberg hatte im Frühsommer angekündigt, zumindest AfD-Chef Alexander Gauland nicht mehr einladen zu wollen.

Im Mai sorgte ein Bericht der Tagesschau für Kritik in den sozialen Netzwerken. Hier wurde eine rechte Demo in Berlin als "Systemkritik" bezeichnet. Viele Twitter-Nutzer warfen der ARD vor, der Sprache der Rechten auf dem Leim zu gehen.