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Der digitale Patient: Global Health Care Consumer Survey 2019

Studie: Wie nutzen die Deutschen digitale Angebote in der Gesundheitsversorgung?

Der Patient als mündiger digitalisierter Kunde. Inwieweit dieses Bild vom Patienten im 21. Jahrhundert stimmt, untersucht die aktuelle Deloitte Studie Global Health Care Consumer Survey 2019. Die Ergebnisse zeigen, dass deutsche Patienten grundsätzlich offen für digitale Anwendungen sind - so nutzen bereits 35% digitale Geräte um Ihre Fitness zu tracken - sind aber im internationalen Vergleich in vielen Belangen noch zurückhaltend.

 

Die Deutschen sind durchaus technikaffin und prinzipiell offen für entsprechende digitale Versorgungsangebote. Vor allem bei Millennials steigt das Interesse an digitalen Kanälen und Prozessen, um ihre Gesundheitsversorgung zu verbessern. Die Mehrheit der Befragten (86%), die bereits Erfahrungen mit digitalen Angeboten im Gesundheitsbereich gemacht haben, sind mit der Beratung über digitale Wege zufrieden. 73% würden wieder auf den „digitalen Doktor“ bzw. eine virtuelle Sprechstunde zurückgreifen.

Unwissenheit über bestehende Angebote

Betrachtet man das Feedback der Befragten, haben jedoch mit virtuellen Arztbesuchen bislang noch wenige Patienten Erfahrung gesammelt. Nur 13% gaben an, bereits einen virtuellen Arztbesuch getätigt zu haben. Grund hierfür ist vor allem die Unwissenheit über vorhandene Angebote. Denn über die Hälfte der Personen, die noch nie an einer Videosprechstunde teilgenommen haben, meinen sie hätten keinen Zugang oder sind sich nicht sicher, ob sie einen hätten.  

 

Deutsche Patienten sind willig, digitale Anwendungen auszuprobieren, finden allerdings bisher wenig Anknüpfungspunkte. Ich bin guter Dinge, dass sich dies durch das DVG ab dem nächsten Jahr ändern wird. Ein besonders heikler Punkt ist für viele Deutsche die Datenweitergabe: Wenn sensible Informationen mit Ärzten und Krankenhäusern geteilt werden, muss garantiert sein, dass diese nicht in falsche Hände gelangen oder ohne Einwilligung zu kommerziellen Zwecken verwendet werden.

            Ibo Teuber, Director, Life Sciences & Health Care, Deloitte 

 

Datensicherheit entscheidet über die Akzeptanz

Insgesamt sind 36% der Befragten bereit, Daten mit ihrem Arzt zu teilen, 35% mit Notfalldiensten. Bedinungung hierfür ist Transparenz über die Verwendung der Informationen, kein Missbrauch zu kommerziellen Zwecken, sicherer Schutz vor Datendiebstahl und keine Weiterleitung an Dritte wie beispielsweise Arbeitgeber. Generell ist die Bereitschaft zum Data Sharing immer am höchsten, wenn es um den persönlichen Arzt oder auch um Notfalldienste geht, die im Bedarfsfall auf digitalem Weg alarmiert werden könnten. 

Nun ist es an den Stakeholdern im Gesundheitswesen für eine verbesserte Datensicherheit und transparente Datenverarbeitung zu sorgen. Außerdem muss eine Interoperabilität zwischen den verschiedenen Akteuren im Gesundheitswesen angestrebt werden.

Ausblick

  • Schon heute agiert ein Teil der Verbraucher als „digitaler Patient“. Wenn sich die Entwicklung weiter fortschreibt, wie viele werden es dann 2040 sein?
  • Alle Stakeholder im Ökosystem müssen sich schon heute
    darauf einstellen, dass die Patienten fordernder und aufgeklärter sind und werden.
  • Die digitale Behandlung greift vor einer ambulanten und dann einer stationären Versorgung; personalisierte Therapien, etc können durch ein strategisches Innovationsmanagement antizipiert werden.
  • Was heute noch fehlt, um die Bedürfnisse der Verbraucher zu erfüllen:
    • Ausbau digitaler Angebote und Zugangsmöglichkeiten zu virtuellen Therapien
    • Sektorenübergreifender Datenaustausch basierend auf Standards 
    • Konsequenter Ausbau des Datenschutzes und Schaffung von Vertrauen in Datenverwendung

 

(Datengrundlage des Global Health Care Consumer Survey 2019 ist eine repräsentative Befragung von 3.625 Teilnehmern in Deutschland, die im Mai und Juni 2019 online interviewt wurden. Die Erhebung war Teil einer globalen Studie mit über 20.000 Befragten in 7 Ländern.)

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