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Kriminalität Polizei meldet gut ein Fünftel weniger Wohnungseinbrüche

Jahrelang nahm die Zahl der Einbrüche in Deutschland zu. Die Politik zeigte sich alarmiert, die Strafen wurden verschärft. Nun haben die Ermittler einen deutlichen Rückgang registriert.
Polizist sichert Spuren (Symbolbild)

Polizist sichert Spuren (Symbolbild)

Foto: Julian Stratenschulte/ dpa

Dass die Polizei im zweiten Jahr in Folge weniger Wohnungseinbrüche feststellen würde, zeichnete sich bereits vor ein paar Monaten ab. Nun steht auch fest, wie stark die Zahl der registrierten Delikte zurückging - nämlich um mehr als ein Fünftel.

Die Polizei hat für 2017 insgesamt 116.540 versuchte und vollendete Wohnungseinbrüche erfasst. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf die neuen Kriminalstatistiken für alle Bundesländer, nachdem nun Mecklenburg-Vorpommern als letztes Bundesland seine Kriminalstatistik 2017 präsentierte. Bereits 2016 hatte es einen Rückgang auf 151.265 Wohnungseinbrüche gegeben.

Offizielle bundesweite Zahlen gibt es noch nicht, CSU-Innenminister Horst Seehofer will sie Anfang Mai vorstellen. Den Länderstatistiken zufolge lag die Zahl der Einbrüche im vergangenen Jahr aber so niedrig wie seit 2009/2010 nicht mehr.

2015 war mit 167.136 registrierten Wohnungseinbrüchen ein Höchststand der vergangenen Jahre erreicht worden. Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland bis dahin zugenommen.

Kriminologe: Auf und Ab der Zahlen hängt am Dunkelfeld

Die schwarz-rote Bundesregierung beschloss daraufhin schärfere Strafen. Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist seit Sommer 2017 eine Mindesthaftstrafe von einem Jahr statt von sechs Monaten fällig. Die Höchststrafe beträgt nun zehn Jahre. Die Polizei testet zudem seit Längerem computergestützte Kriminalitätsvorhersagen (Predictive Policing).

Einbruchsversuche scheitern häufig. Experten führen das auch darauf zurück, dass sich viele Wohnungs- und Hausbesitzer inzwischen besser schützen, etwa mit sichereren Fenstern und Türen. In Nordrhein-Westfalen etwa blieben 46,3 Prozent der 39.057 im vergangenen Jahr dort registrierten Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken. Die Täter gelangten also gar nicht erst in die Wohnungen und Häuser oder stahlen nichts.

Zunehmend reisende Täter aus Osteuropa

Der Düsseldorfer CDU-Innenminister Herbert Reul teilte dazu mit, es sei gut, "dass sich immer mehr Bürger beraten lassen, wie sie ihre vier Wände besser schützen können". Der Kriminologe Thomas Feltes machte indes darauf aufmerksam, dass längst nicht jeder Einbruch erfasst wird. "Das Auf und Ab bei den Wohnungseinbrüchen ist letztendlich wohl nur über das Dunkelfeld zu erklären", sagte der Wissenschaftler von der Ruhr-Universität Bochum.

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Bei den Tatverdächtigen dominieren laut Bundeskriminalamt zwar nach wie vor deutsche Staatsangehörige und "örtlich-regionale Täter", etwa Jugendbanden und Drogenkonsumenten. Kontinuierlich zugenommen habe aber der Anteil von nichtdeutschen Verdächtigen und von sogenannten reisenden Tätern, die sehr mobil und in gut strukturierten Banden zusammenarbeiteten, häufig aus Südost- und Osteuropa.

apr/dpa