Schwerpunkt Prostatakarzinom

Das Prostatakarzinom ist bei Männern die häufigste Krebserkrankung und eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen in Deutschland. Die Häufigkeit der Erkrankung nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Auf Datenbasis von 2014 erkrankt in Deutschland etwa jeder 9. Mann an einem Prostatakarzinom.
Das auf die Prostata begrenzte Karzinom verursacht zumeist keine Beschwerden und wird nur selten durch Symptome beim Harnlassen, dagegen häufig im Rahmen einer Früherkennungsuntersuchung der Prostata diagnostiziert. Fortgeschrittene Prostatakarzinome hingegen können vergleichsweise häufig Beschwerden verursachen, die manchmal durch eine bereits stattgefundene Metastasierung ausgelöst sind.
An der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Ulm werden jährlich über 500 Patienten mit einem Prostatakarzinom operativ oder medikamentös behandelt und das gesamte Behandlungsteam, sowohl die Ärzte als auch die Mitarbeiter der Pflege, sind auf diese Erkrankung spezialisiert. Seit vielen Jahren ist die Klinik von der Deutschen Krebsgesellschaft als Prostatakarzinomzentrum zertifiziert, da unsere Klinik die hohen Qualitätsanforderungen bei der Behandlung der betroffenen Patienten in allen Erkrankungsstadien erfüllt.
Wir behandeln Patienten mit Prostatakarzinom nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und Leitlinien. Gerne stehen wir Ihnen im Rahmen unserer Sprechstunde zur Beratung und weiteren Therapieplanung zur Verfügung, wenn ein Prostatakarzinom diagnostiziert wurde. Von der Deutschen Krebsgesellschaft ist unsere Klinik kürzlich als Zweitmeinungszentrum für Patienten mit Prostatakrebs zertifiziert worden. Für Zweitmeinungsgespräche über die individuell am besten geeignete Behandlung stehen wir kurzfristig gerne zur Verfügung. Bitte kontaktieren Sie für eine Terminvereinbarung Frau Schmid unter der Telefonnummer 0731-500-58004. Alle an unserer Klinik behandelten Patienten werden in unserer interdisziplinären Konferenz (Tumorboard) des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU) besprochen und geeignete Therapieverfahren empfohlen.
Sollte eine operative Entfernung der Prostata die Therapie der Wahl darstellen, so kann dies an unserer Klinik in Schlüssellochtechnik (laparoskopisch und robotisch-assistiert) mit dem seit vielen Jahren etablierten und erfolgreich angewendeten DaVinci®-System durchgeführt werden. Unter der Leitung von Klinikdirektor Prof. Bolenz wurden mit unserem Team bereits über 600 Eingriffe mit dem DaVinci-System durchgeführt, sodass eine umfassende Erfahrung mit dieser modernen Operationstechnik besteht. Gerne beraten wir Sie über mögliche Vorteile des Verfahrens und erarbeiten einen Behandlungsplan für Sie. Sehen Sie hier ein aktuelles Interview mit Prof. Bolenz über die Operationsmethoden bei Prostatakrebs. Hier können Sie weitere Antworten auf häufige Patientenfragen im Interview von Prof. Bolenz lesen.
Darüber hinaus sind wir spezialisiert auf die erweiterte Abklärung eines Prostatakarzinomverdachts mittels MRT-TRUS-fusionierter Prostatastanzbiopsie, die an unserer Klinik mit einem Gerät der neuesten Generation (ARTEMIS®) durchgeführt wird.
Sollte bei Ihnen eine weiter fortgeschrittene Prostatakarzinomerkrankung vorliegen, so können wir das gesamte Spektrum der modernen chirurgischen und medikamentösen Tumortherapie inklusive klinischer Studienprogramme mit neuartigen Medikamenten, die noch nicht zugelassen und allgemein verfügbar sind, anbieten.
Bei einem Wiederauftreten der Erkrankung nach bereits erfolgter Operation oder Bestrahlung könnte eine zielgerichtete erneute Operation zur Entfernung des Erkrankungsherdes sinnvoll sein. Eine solche Operation ist durch die Unterstützung der neuartigen PSMA-PET-Bildgebung nun möglich. Tumorzellen können speziell markiert werden und mit einer Sonde bei der Operation erkannt und entfernt werden (sogenannte „PSMA-radioguided“-Operation).
Eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit pflegen wir mit unseren Kooperationspartnern im interdisziplinären Tumorboard des Comprehensive Cancer Center Ulm (CCCU). Dazu zählen insbesondere die Klinik für Strahlentherapie (Prof. Wiegel), die Nuklearmedizin (Prof. A. Beer), die Onkologie (Prof. Döhner und Dr. Kull) und die Palliativmedizin (Dr. Mayer-Steinacker).

Profilbild von Prof. Dr. med. Christian Bolenz

Prof. Dr. med. Christian Bolenz

Ärztlicher Direktor

Profilbild von Priv.-Doz. Dr. med. Felix Wezel, M.Sc., FEBU

Priv.-Doz. Dr. med. Felix Wezel, M.Sc., FEBU

Leitender Oberarzt

Profilbild von Dr. med. Niklas Löbig

Dr. med. Niklas Löbig

Funktionsoberarzt

Profilbild von Prof. Dr. med. Friedemann Zengerling, MHBA, FEBU

Prof. Dr. med. Friedemann Zengerling, MHBA, FEBU

Oberarzt, Leitung konservative Uro-Onkologie, Leitung Urologische Studienzentrale

Sprechstundentermine

Telefon 0731 500-54777

Sie erreichen uns telefonisch:
Montag bis Freitag: 7:30 – 14:30 Uhr

Symptomatik, Diagnostik und Therapie

In frühen Stadien bleibt das Prostatakarzinom meist unbemerkt. Glücklicherweise ist es durch die moderne Früherkennung gelungen, den Prostatakrebs häufig rechtzeitig zu erkennen. Im späteren Verlauf kann es je nach Lokalisation und Ausdehnung des Tumors zu den unterschiedlichsten Symptomen kommen. Die Erkrankung kann die Lebensqualität dann durch Beschwerden beim Wasserlassen, Blut im Urin oder Schmerzen im Bereich des Beckens einschränken.

 

Die Entscheidung, welche diagnostischen Untersuchungen bei Ihnen notwendig sind, ist abhängig vom individuellen Risiko des Patienten und den zur Verfügung stehenden Therapieoptionen. Eine fachärztliche Beratung ist hierbei zentraler Bestandteil. Untersuchungen, die die Behandlungsentscheidung nicht beeinflussen, können normalerweise vermieden werden. Die Bestimmung des Serum-PSA-Wertes zusammen mit der individuellen Vorgeschichte sowie der rektalen Tastuntersuchung und ggf. einer Ultraschalluntersuchung (transrektale Ultraschalluntersuchung; TRUS) werden bei der Früherkennung häufig eingesetzt.
Die Behandlung ist dann abhängig von der Art des Tumors, dem Allgemeinzustand des Patienten und seiner persönlichen Präferenz, sofern zwischen verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten ausgewählt werden kann.
Zu unserem Behandlungsspektrum zählen:

  • Ausführliche und individuelle Beratungsgespräche
  • Umfassende Diagnostik mit hochauflösenden bildgebenden Verfahren, inklusive der Fusionsbiopsie (MRT und TRUS) der Prostata
  • Individuelles Therapiekonzept entsprechend Ihren Bedürfnissen und Wünschen
  • Radikale Prostataoperation (-entfernung)
    • Offen-chirurgisch
    • laparoskopisch robotisch-assistiert (Da Vinci® SI-System)
    • nerv- und gewebeschonende Operationstechniken
  • Systemtherapie (medikamentös und Chemotherapie) bei lokal fortgeschrittener und/oder metastasierter Erkrankung:
    • Hormontherapie in Tablettenform
    • Intravenöse Chemotherapie in unserer interdisziplinären Onkologischen Tagesklinik
    • Radionuklid-/Radioligandentherapie (Radium-223, Lutetium-177-PSMA) in Kooperation mit der Nuklearmedizin
    • Supportivtherapie (z.B. Knochenschutz, Bluttransfusion, Ernährungstherapie)
    • Neueste Therapieformen im Rahmen von klinischen Studien
  • Enge interprofessionelle Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern
    • Klinik für Strahlentherapie
    • Klinik für Innere Medizin
    • Klinik für Nuklearmedizin
    • Sozialmedizin
    • Psychoonkologie
    • Ernährungsberatung

 

Bei ca. 20-30% der Patienten mit Prostatakrebs kommt es nach einer radikalen Prostatektomie trotz anfänglich scheinbarer Heilung („PSA im Nullbereich“) zu einem Wiederanstieg des PSA Wertes und somit zu einem Wiederauftreten der Erkrankung („Rezidiv“). Klassischerweise wurden diese Betroffenen früher oder später mit einer Hormonentzugstherapie und eventuell mit einer Bestrahlung behandelt. Mit einer alleinigen Hormontherapie kann die Erkrankung in der Regel für mehrere Jahre kontrolliert werden, eine Heilung ist so jedoch nicht möglich.

In den letzten 10 Jahren hat bei der Lokalisierung eines Krankheitsrückfalls die sogenannte PSMA-PET-Bildgebung neue Standards gesetzt. So können mittlerweile in vielen Fällen frühzeitig genaue Angaben über den Ort des erneuten Tumorwachstums gemacht werden. In diesen Fällen können wir prüfen, ob eine erneute, zielgerichtete chirurgische Entfernung des Rezidivs die Erkrankung evtl. längerfristig aufhalten oder zumindest die Hormontherapie hinauszögern kann. Hierbei können nach vorheriger radioaktiver Markierung mittels eines sog. „PSMA-Liganden“ Lymphknotenmetastasen des Prostatakarzinoms intraoperativ mittels einer Gammasonde exakt lokalisiert und entfernt werden. Die spezifische Bindung der nicht gefährlichen radioaktiven Substanz erfolgt an das Prostata-spezifischen Membran-Antigen (PSMA). Dieses Verfahren stellt gerade bei sehr kleinen, sonst nur schwer auffindbaren Lymphknoten eine wesentliche Erleichterung und Verbesserung dar. Erste vielversprechende wissenschaftliche Ergebnisse zu diesem Verfahren liegen bereits vor. Ob die PSMA-radioguided surgery ein geeignetes Verfahren in Ihrem Fall darstellt, muss immer im Vorgespräch geprüft werden. Alle Patienten werden zudem vor einer Operation in der interdisziplinären Tumorkonferenz auf ihre Eignung für das Verfahren überprüft.

Für weitere Informationen zur PSMA-radioguided surgery stehen Ihnen OA Dr. Axel John (Axel.John@uniklinik-ulm.de) und Herr Prof. Bolenz gerne in ihrer Sprechstunde zur Verfügung.

Das Prostatakarzinom stellt in Deutschland die häufigste Krebserkrankung bei Männern über 70 Jahren dar. Bei rechtzeitiger Diagnosestellung in einem frühen Stadium ist eine Heilung mittels Operation oder Bestrahlung oft noch möglich. Die Diagnose wird durch eine Prostatabiopsie gestellt. Um die Genauigkeit dieser Biopsie zu erhöhen, hat sich in den letzten Jahren die MRT-Ultraschall-fusionierte Prostatabiopsie etabliert. Allerdings hat sich auch bei diesem Verfahren gezeigt, dass vor allem im Bereich der sog. Transitionalzone ein Teil der Prostatatumore nicht frühzeitig entdeckt werden kann. Mit der PSMA-PET/MRT steht nun seit kurzem an unserer Klinik ein hochmodernes Verfahren zur Verfügung, das für das Prostatakarzinom spezifische Oberflächenstrukturen auf Krebszellen sichtbar machen kann. Unsere Hoffnung ist, dass durch die PSMA-PET/MRT in Kombination mit der Ultraschall-gesteuerten Prostatabiopsie ein Karzinom noch genauer und damit früher erkannt werden kann.  

Das Verfahren kann aktuell eingesetzt werden bei Patienten, bei denen im Vorfeld bereits einmalig eine Prostatabiopsie ohne Tumornachweis durchgeführt wurde und sich anhand z.B. des PSA Verlaufes weiterhin ein Tumorverdacht ergibt. Ob dies eine rein Ultraschall-gestützte oder eine Prostata-MRT basierte Fusionsbiopsie war, spielt dabei keine Rolle. Die Terminierung der PSMA-PET/MRT erfolgt über die Sprechstunde unserer Klinik, im Anschluss wird im Rahmen der Befundbesprechung, falls sinnvoll, eine PSMA-PET/MRT TRUS (Transrektaler Ultraschall) Fusionsbiopsie der Prostata geplant. Der Eingriff wird ambulant und je nach Patientenwunsch in Vollnarkose oder Lokalanästhesie durchgeführt. Im Falle eines Tumorbefundes wird das Ergebnis in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz diskutiert und eine Behandlungsempfehlung ausgesprochen.

Für weitere Informationen zur PSMA-PET/MRT TRUS Fusionsbiopsie der Prostata stehen Ihnen OA Dr. med. Axel John (Axel.John@uniklinik-​ulm.de) und Herr Prof. Dr. med. Christian Bolenz gerne in ihrer Sprechstunde zur Verfügung.

Patienteninformationen

Je nach Risikosituation und Gesundheitszustand ergeben sich beim Prostatakarzinom zumeist mehrere Behandlungsalternativen. Dazu zählt die Operation, die Bestrahlung sowie ggf. eine medikamentöse Behandlung. Gelegentlich besteht auch die Möglichkeit der sog. Aktiven Überwachung von Prostatakrebs, bei der die Erkrankung zunächst regelmäßig beobachtet wird und keine aktive Behandlung erfolgen muss. Wir empfehlen Ihnen eine ausreichende Bedenkzeit für Ihre Therapieentscheidung und falls Sie unsicher sind, die Einholung einer Zweitmeinung. Eine Entscheidung kann nur aufgrund einer individuellen Beratung im vertraulichen Arztgespräch erfolgen. Eine gute zusätzliche Beratung bietet die Entscheidungshilfe Prostatakrebs (einen Zugangscode können Sie von Ihrem behandelnden Urologen erhalten); sowie die Seiten der Deutschen Gesellschaft für Urologie. Diese können helfen, Unsicherheiten zu reduzieren und die Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten besser zu verstehen.

Im Rahmen einer vorstationären Vorbereitung werden alle Ihre Fragen in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch beantwortet. Im Zuge dessen werden Sie auch beim Narkosearzt in unserer Klinik für Anästhesiologie vorgestellt. Nach der Operation beträgt der Krankenhausaufenthalt ca. 1 Woche. Während des stationären Aufenthaltes findet ein Gespräch für eine eventuelle Anschlussheilbehandlung, die Sie wahrnehmen können, statt.

Links

Der Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe (BPS) e. V
www.prostatakrebs-bps.de
Neue internetbasierte Informations- und Entscheidungshilfe für Patienten mit nicht-metastasiertem Prostatakrebs


AWMF-Leitlinie:
Interdisziplinäre Leitlinie der Qualität S3 zur Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms
 www.awmf.org

European Association of Urology
uroweb.org/guideline/prostate-cancer/


Reha- und AHB-Kliniken für Patienten mit Prostatakarzinom
www.prostatakrebs-bps.de/medizinisches/spezialkliniken-und-aerzte/171-reha-und-ahb-kliniken

 

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