Ein neues Gesundheitsbewusstsein?

PwC-Studie 2021: Die Folgen der Pandemie für den Lebensstil der Deutschen

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Roland Werner - PwC

Roland Werner
Leiter Gesundheitswirtschaft & Pharma bei PwC Deutschland
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So hat sich das Gesundheitsverhalten durch Corona verändert

Die COVID-19-Pandemie verlangt nach einer starken Abwehr – auf körperlicher wie psychischer Ebene. Sorgen um die eigene Gesundheit und die wirtschaftliche Existenz sowie die soziale Isolation können nicht ganz ohne Folgen bleiben. Wie gehen die Deutschen ein gutes Jahr nach Ausbruch der Pandemie damit um? Wie hat sich ihr Lebensstil verändert? Wie gesund fühlen sie sich? Was sind typische Hürden auf dem Weg zu einem gesunden Lebensstil? Diesen Fragen geht die PwC-Studie „Ein neues Gesundheitsbewusstsein für Deutschland? Leben mit der Pandemie“ nach, in der 1.000 Bürger:innen Einblicke in ihren Lebensstil und ihr Gesundheitsverhalten geben. Die repräsentative Befragung knüpft an eine Vorgängerstudie aus dem Jahr 2019 an und ermöglicht damit den Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten.

„Unsere Studie zeigt deutlich: Die Bürger:innen wünschen sich mehr Unterstützung auf dem Weg zu einem gesunden Lebensstil. Unser Gesundheitswesen sollte daher dringend seinen Fokus verschieben – von der Kuration auf die Prävention – und mehr in Vorsorge investieren.“

Michael Burkhart,bis Juli 2023 Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Die Studie im Überblick

Jede:r Vierte fühlt sich stärker gestresst

Die COVID-19-Pandemie hat den Alltag der Deutschen stark verändert, wie 86 Prozent der Studienteilnehmer:innen bestätigen. Das wirkt sich auch auf Lebensstilfaktoren wie Bewegung, Ernährung und psychische Belastung aus, die großen Einfluss auf die Gesundheit haben. Etwa jede:r Vierte gibt an, sich stärker gestresst zu fühlen und weniger Sport zu treiben. Beim Gesundheitsfaktor Ernährung gibt es hingegen eine positive Trendwende: 24 Prozent der Bürger:innen haben mehr auf ihre Ernährung geachtet – nahezu alle (92 Prozent) möchten auch in Zukunft mehr Wert darauf legen, was auf ihrem Teller landet. Neben den Lebensstilfaktoren hat die Pandemie auch einige Grundeinstellungen der Deutschen verändert. So sagt jede:r Zweite, künftig sein Kaufverhalten verändern zu möchten. Mehr „Selfcare“ hat sich jede:r Dritte vorgenommen.

Grafik: Zu welchen Veränderungen in Ihren Lebensgewohnheiten haben die Beschränkungen durch Covid-19 geführt?

Eigenverantwortung ja – aber auch Hilfen vom Staat gefordert

Den Bürger:innen ist bewusst, dass der Lebensstil große Auswirkungen auf die eigene Gesundheit und die Lebenserwartung hat. Entsprechend bestätigt die größte Gruppe der Befragten mit 37 Prozent, dass es vor allem auf Verhaltensfaktoren wie Ernährung oder Bewegung ankommt. Im Vergleich dazu spielen Umweltfaktoren oder der eigene soziale Status eine geringere Rolle (26 bzw. 17 Prozent). Daher ist es nur folgerichtig, dass mehr als die Hälfte der Deutschen die Verantwortung für Gesundheit beim Menschen selbst sieht. Gleichzeitig ist aber im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2019 der Anteil derer spürbar gewachsen, die sich mehr staatliche Unterstützung wünschen – von 25 auf 33 Prozent. Vor allem das Gesundheitsministerium sehen die Bürger:innen mit 65 Prozent in der Pflicht.

Healthcare-Barometer 2021

PwC-Studie 2021: Die Zufriedenheit mit dem deutschen Gesundheitssystem ist während der COVID-19-Pandemie sprunghaft angestiegen.

Zur Studie

Die größten Hürden: Schlafprobleme, Rauchen, keine Motivation

Was hindert die Deutschen daran, gesünder zu leben? Ebenso wie in der Vergleichsbefragung von 2019 gelten Schlafprobleme (35 Prozent), Rauchen (23 Prozent) und fehlende Motivation (22 Prozent) als größte Hemmnisse auf dem Weg zu einem gesünderen Leben. Spürbar zugenommen während des Pandemie-Jahres haben auch die Faktoren psychische Probleme (von 18 auf 21 Prozent gestiegen) sowie Einsamkeit und Isolation (von 14 auf 19 Prozent gestiegen).

Grafik: Faktoren, die einen gesunden Lebensstil erschweren

Skepsis bei Apps und Wearables

Der Informationsbedarf ist während der Pandemie-Zeit gewachsen: Nach Informationen suchen die Bürger:innen vor allem im Netz über ihr Smartphone, wie 38 Prozent bestätigen (2019: 35 Prozent). Zurückhaltend sind sie hingegen nach wie vor bei Apps, Wearables und sprachfähigen Geräten. Vier von zehn Befragten nutzen diese Technologien noch gar nicht. Im Vergleich zur Befragung von 2019 ist das allerdings eine Steigerung um fünf Prozentpunkte. Neben der Online-Suche gewinnt auch der Online-Chat mit Mediziner:innen an Akzeptanz: Immerhin 26 Prozent können sich vorstellen, dieses Angebot in den kommenden zwölf Monaten zu nutzen.

Fazit

Die Pandemie hat großen Einfluss auf das Gesundheitsbewusstsein der Deutschen. Bei der Beschäftigung mit der eigenen Gesundheit stand Corona klar im Mittelpunkt. So sorgten sich 70 Prozent darum, sich mit dem Virus zu infizieren, und 48 Prozent hatten Angst vor möglichen Folgeschäden durch die Impfung. Wenn es um Aufklärung geht, sind Ärzt:innen nach wie vor die wichtigsten Ansprechpartner. Ein Teil der Bürger:innen meidet aus Angst vor dem Virus aber den Arztbesuch: Fast jede:r Fünfte gibt an, Gesundheitsdienstleistungen wie Haus- und Facharztbesuche oder Zahnkontrollen verschoben zu haben. Da sich dieses Verhalten negativ auf die eigene Gesundheit auswirken kann, muss es in diesem Punkt dringend Aufklärung geben. Grundsätzlich sind die Bürger:innen bereit, selbst Verantwortung für ihre Gesundheit zu tragen, formulieren aber auch den Wunsch nach mehr Unterstützung. Das spricht für höhere Investitionen in Präventionsangebote, eventuell auch mit Unterstützung durch digitale Technologien, die langsam an Akzeptanz gewinnen.

„Um die Gesundheit der Deutschen zu stärken und die Prävention in den Fokus zu rücken, müssen wir die Finanzierung grundsätzlich überdenken. Unser Gesundheitswesen setzt immer noch die falschen Anreize.“

Michael Burkhart,bis Juli 2023 Leiter des Bereichs Gesundheitswirtschaft bei PwC Deutschland

Die Methodik

Die repräsentative Online-Befragung „Ein neues Gesundheitsbewusstsein? Leben mit der Pandemie“ wurde im Zeitraum vom 26. Januar bis 3. Februar 2021 erhoben. Befragt wurden 1.000 Personen ab 18 Jahren in Deutschland, quotiert auf Alter, Geschlecht und Region. Das vorliegende eBooklet stellt einen Auszug der Ergebnisse vor.

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