Grippe: Risikofaktoren, Komplikationen & Todesfälle

Komplikationen können bei allen grippekranken Personen auftreten. Die Influenza-Viren zerstören durch ihre massive Vermehrung in den Zellen die äußerste Schicht der Atemorgane (Flimmerepithel der Schleimhaut) und können darüber hinaus das Immunsystem schwächen, indem sie auch die vom Körper zur Abwehr gebildeten Fresszellen (Makrophagen) verringern. Im Gegensatz zu „Erkältungs-Viren“ können sich Influenza-Viren auch in Lunge, Gehirn oder Herz ausbreiten und dort schwerwiegende Komplikationen verursachen.

Die Auswirkungen der Komplikationen hängen stark vom allgemeinen Gesundheitszustand des Influenza-Patienten ab. Schwere, lebensgefährliche Erkrankungsverläufe bis hin zum Tod betreffen vorwiegend ältere Menschen über 60 Jahren. Ältere Menschen sind durch die Grippe besonders gefährdet, weil ihre Immunabwehr häufig schwächer ist als bei jüngeren Menschen. Auch die möglichen Komplikationen infolge einer Influenza-Infektion bedrohen vor allem das Leben von älteren Patienten.

Es besteht jedoch für Personen jeden Alters ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe, Komplikationen und Todesfälle, wenn Grundleiden vorliegen - wie chronische Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten, Leber- oder Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus oder andere Stoffwechselkrankheiten, chronische neurologische Grundkrankheiten, wie z.B. Multiple Sklerose mit durch Infektionen ausgelösten Schüben, angeborene oder erworbene

Immunschwäche oder HIV-Infektion. Ein erhöhtes Risiko besteht zudem für bestimmte Personengruppen wie Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen und Schwangere.

Bei den Komplikationen steht die Lungenentzündung (Pneumonie) im Vordergrund, die in 3 Kategorien eingeteilt werden kann:

  • primäre Influenzapneumonie durch das Virus selbst,
  • bakterielle Pneumonie nach Superinfektion (u.a. durch Pneumokokken, Staphylokokken, Haemophilus influenzae) oder
  • Exazerbationen chronischer Lungenerkrankungen wie z.B. COPD.

Die geschädigte Atemwegsschleimhaut ist ein idealer Nährboden für Bakterien, die nun ungehindert eindringen können. Hierdurch kommt es leicht zu zusätzlichen bakteriellen Infektionen (Super- bzw. Sekundärinfektionen), die häufig schwerer verlaufen als die eigentliche Influenza. Bei den bakteriellen Komplikationen sind neben der bakteriellen Lungenentzündung vor allem Mittelohrentzündung (Otitis media; vor allem bei Kindern), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) und eitrige Bronchitis zu nennen.

Weiterhin können die Influenzaviren selbst direkt das Herz-Kreislauf-System schädigen und Herzmuskelentzündungen, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche mit verminderter Pumpleistung (Herzinsuffizienz), eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Lunge aufgrund der Herzschwäche (Lungenödem) oder einen Kreislaufschock verursachen. In einigen Fällen werden auch Übergriffe der Viren auf den Magen-Darm-Trakt und das zentrale Nervensystem (Hirnhautentzündung, Gehirnentzündung) beobachtet. Da das Influenza-Virus aber prinzipiell jedes Organ schädigen kann, sind auch Symptome wie Leberschwellung, Leibschmerzen, Durchfälle oder Erbrechen möglich.

Experte: Wissenschaftliche Beratung und Ausarbeitung: Prof. Dr. Thomas Löscher, München

Literatur:
Lehnert R et al. Antivirale Arzneimittel bei saisonaler und pandemischer Influenza. Ein systematisches Review. Dtsch Arztebl Int 2016; 113: 799
Rationelle Diagnostik und Therapie in der Inneren Medizin in 2 Ordnern; Meyer, J. et al. (Hrsg.); Elsevier 11/2016
Salzberger B, Schmidt B: Neues zur Influenza. Dtsch med Wochenschr 2016; 141: 1451

Letzte Aktualisierung: 18.08.2017

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