Ein fester Händedruck, eine freundliche Umarmung, ein Platz an einem Mini-Tisch: "Hast du einen PCR-Test machen lassen?", fragt Wladimir Putin lachend, bevor er den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko fest in die Arme schließt. Der erwidert schmeichelnd, dass er mit seiner Wenigkeit hoffentlich eine willkommene Abwechslung zu der Weltelite darstelle, die bei Putin in den letzten Tagen zu Gast war.

Tatsächlich: Im Vergleich zu Putins jüngsten Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz oder Frankreichs Präsident Emmanuel Macron könnte der äußere Schein von Lukaschenkos Besuch im Kreml an diesem Freitag kaum unterschiedlicher sein. Während der Westen seit Tagen vor einer bevorstehenden Invasion Russlands in der Ukraine warnt und an Putin appelliert, scheint der russische Präsident im Windschatten der jüngsten Krise einem anderen Ziel deutlich näher gekommen zu sein: Belarus fest im Moskauer Orbit zu verankern.

Nie zuvor demonstrierten Russland und Belarus eine solche Einigkeit wie in den vergangenen Wochen und Monaten. Im vergangenen Herbst stellte sich Putin demonstrativ hinter Lukaschenko, als der eine Krise an der polnischen EU-Außengrenze provozierte, indem er Tausende Menschen etwa aus dem Irak ins Land lockte, um sie dann nach Europa zu eskortieren. Anfang des Jahres stand Lukaschenko bereit, als Russland einige Tausend Soldaten nach Kasachstan schickte, um dem befreundeten Regime in Astana im Kampf gegen Massenproteste den Rücken zu stärken. 

Der Draht zum Westen ist abgerissen

Nun scheint Belarus endgültig in die Rolle des Vasallen zu verfallen und Lukaschenko sich bereitwillig zu Putins Stichwortgeber degradieren lassen. Noch vor seiner Abreise nach Moskau polterte der belarussische Machthaber, man werde notfalls russische Super-Nuklearwaffen in Belarus stationieren. Auch die russischen Truppen, die derzeit eine großflächige Militärübung in Belarus abhalten, würden so lange im Land bleiben wie nötig. Für die jüngste Krise, so Lukaschenko, seien nur der Westen und die Nato verantwortlich.

Noch nie schien Putin seinem Ziel so nah, eine langfristige militärische Präsenz im westlichen Nachbarland zu etablieren. Längst vorbei ist die Zeit, als Lukaschenko es sich leisten konnte, geschickt zwischen Russland und dem Westen zu lavieren. Die innere Logik dieser Metamorphose ist klar: Seit Lukaschenko die Proteste nach der offenkundig gefälschten Wahl im August 2020 brutal niederschlagen ließ, ist der Draht zum Westen abgerissen. Die EU setzte Lukaschenko sowie einige hohe Beamte und Staatsunternehmen auf ihre Sanktionslisten.

Putin nutzte die Gunst der Stunde, um Belarus fest an sich zu ziehen. Er spannte einen politischen und wirtschaftlichen Schutzschirm über Lukaschenko, gewährte ihm Milliardenkredite und lieferte Öl und Gas zu Vorzugspreisen. Die verbale Unterstützung aus dem Kreml sorgte auch dafür, dass Lukaschenkos Sicherheitsapparat loyal blieb.