DOMESTICANEUM – das neue, multimediale Besucherzentrum der Arche Warder feiert Eröffnung

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther wird am Mittwoch, 26. April 2023, in Europas größtem Landschaftstierpark Arche Warder ein weltweit einzigartiges, neues museales Besucherzentrum eröffnen: das DOMESTICANEUM. Auf mehr als 300 Quadratmetern wird hier erstmalig die Geschichte von Haus- und Nutztieren im Wandel der Jahrtausende erlebbar – multimedial und interaktiv.

Im Besucherzentrum DOMESTICANEUM begibt sich das Publikum auf eine Zeitreise, die in einer Höhle in der Alt-Steinzeit beginnt und auf der „Farm der Zukunft“ endet. Die Inszenierung lebt dabei von Interaktion und Edutainment: Durch multimediale Angebote wie Spiele, Videoinstallationen, Geräusche und lebensgroße Modelle können Groß und Klein die spannende Entwicklung der Haustiere und deren Rolle für die Kulturgeschichte des Menschen hautnah erfahren.

Wie wurden Hunde zu unseren besten Freunden? Wie wurde das Schwein zum Haustier? Wie fanden Mensch und Huhn zusammen? Diese und andere Fragen beantwortet das neue barrierefreie Besucherzentrum DOMESTICANEUM in acht verschiedenen Räumen.

Die Wortschöpfung DOMESTCANEUM beschreibt dabei die Symbiose zwischen fundierter Wissenschaft mit hohem Unterhaltungs- und Erlebniswert.

Wie der Wolf zum Hund wurde

Zunächst geht es Tausende von Jahren zurück in eine Höhle zu den Menschen der Altsteinzeit, die Überlebenskünstler waren und sich aufs Jagen und Sammeln spezialisiert hatten. „In der Höhle befinden wir uns in der Zeit um 12.000 v. Chr., hier werden wir den Hund näher beleuchten, das älteste Haustier des Menschen, mit dem alles begann“, sagt Arche Warder-Direktor und Initiator des DOMESTICANEUMS Prof. Dr. Dr. Kai Frölich. Wie die Steinzeitmenschen Wölfe zu ihren treuen Begleitern machten, darüber kann nur spekuliert werden, da es nur wenige Funde aus der Zeit gibt. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Wolf den ersten Schritt gemacht hat und die Nähe des Menschen suchte, vermutlich, weil er von den Abfällen angelockt wurde. Die bewegende Geschichte, wie der Mensch den Wolf domestizierte, wird die Besucher des neuen Museums faszinieren und berühren.

Die Viehzüchter der Jungsteinzeit

Im nächsten Raum der Ausstellung wird der Nutzer in die Jungsteinzeit entführt zu den ersten Bauern in die Zeiten um 7500 v. Chr und 3500 v.Chr. Die Menschen wurden sesshaft, begannen mit dem Ackerbau und machten aus wilden Tieren Haustiere. „Hier schlagen wir auch einen Bogen zu unserer jungsteinzeitlichen Siedlung im Tierpark Arche Warder. Schaf und Ziege sind in dieser Epoche unsere Leittiere“, erklärt die Tierpark-Pädagogin der Arche Warder, Stefanie Klingel. Warum haben sich unsere Vorfahren für Schaf und Ziege entschieden und nicht für Hirsche oder Antilopen, die ebenfalls Tiere der damaligen Zeit waren? Stefanie Klingel: „In der Ausstellung kann der Nutzer genau dieser Frage in einem interessanten, interaktiven Spiel nachgehen.“

Antike Megapolis: Erlebnistour durch Uruk

Weiter geht die Reise in die erste Metropole der Menschheit: in die Stadt Uruk im Südirak direkt am Fluss Euphrat. Wir befinden uns in der Zeit um 2800 v. Chr. Uruk, das heutige Warka, war eine Stadt der Superlative, eine blühende Metropole und wirtschaftliches Zentrum. 40 000 Menschen sollen hier zusammengelebt haben. Im Besucherzentrum der Arche Warder können die Besucher eine Reise in die einstige Megacity unternehmen. Sie steigen ein in einen original rekonstruierten Streitwagen und erleben eine aufregende, virtuelle Fahrt durch Uruk.

Auch das Leben in dieser altertümlichen Stadt ist eng mit der Geschichte eines Haustieres verbunden: dem Pferd ebenso wie dem Esel, die den Menschen unschätzbare Dienste erwiesen. Ihnen ist es zu verdanken, dass sich die Menschen schneller fortbewegen und leichter Lasten transportieren konnten. Doch die Domestikation dieser Zug-, Last- und Reittiere hat noch viel weitreichendere Auswirkungen auf die Kulturgeschichte der Menschheit. So verliehen Pferde nicht nur Schnelligkeit und Kraft, sondern auch Macht und kriegerische Überlegenheit.

Mit den Schweinen auf die Waldweide

Von der Antike ins Mittelalter: Für die damalige bäuerliche Wirtschaftsweise hatte die Waldweide eine große Bedeutung. Das Schwein steht hier im Fokus. Im Frühjahr und Sommer wurde das Borstenvieh in den morastigen Auen und Sümpfen geweidet. Im Herbst zog man mit den Tieren in die Wälder, wo sie mit reifen Eicheln und Bucheckern gemästet wurden. Das machte das Fleisch der Schweine besonders wohlschmeckend und nahrhaft.

Neuzeit und Gegenwart: Verlust der genetischen Vielfalt

Um Verlust und Vielfalt geht es im nächsten Raum des Besucherzentrums, der den Zeitraum der Neuzeit bis zur Gegenwart darstellt. „Die Idee ist, das Verschwinden der Nutztierrassen zu zeigen. Gleichzeitig soll der Besucher für die noch bestehende Vielfalt sensibilisiert werden“, erläutert Stefanie Klingel das Konzept. In diesem Raum wird zudem eine interaktive Brücke geschlagen zu der Vielfalt der seltenen Nutztierrassen, die man in der Arche Warder live erleben kann. „Auch die Ziele der Arche Warder sollen vorgestellt werden, damit deutlich wird, warum wir das alles machen“, sagt Klingel. Der Landschaftstierpark Arche Warder leistet professionelle Erhaltungsarbeit für seltene Nutztiere, die vielfach vom Aussterben bedroht sind. Im Raum Verlust und Vielfalt steht das Huhn als Haustier im Mittelpunkt, da seine genetische Vielfalt durch die industrielle Haltung besonders gefährdet ist.

Eine Chance für die Zukunft

Wie soll unsere Zukunft aussehen? Darum geht es auf der „Farm der Zukunft“. Haupttier ist hier das Rind. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, bei einem großen interaktiven Spiel zu experimentieren. Welche Effekte hat zum Beispiel ein langjähriger, großflächiger Maisanbau mit Düngemitteln auf die Artenvielfalt und den Boden? Was passiert auf einem Feld, wenn ich einen Blühstreifen säe und keine Pestizide einsetze? Hier sollen Impulse gegeben werden, dass es einen anderen Weg der Landwirtschaft geben kann, der die Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten sowie Lebensräumen erhält. Denn die braucht der Mensch für die Versorgung mit Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energie. Tun wir also etwas und werden wir aktiv. Achten wir darauf, wie wir Tiere halten, was wir essen und wofür wir uns engagieren.

Kino und Innenhof

Im Kino des Besucherzentrums sind anspruchsvolle Filmclips zu verschiedenen Haustieren zu sehen, welche die zuvor vermittelten Informationen ergänzen. Die filmischen Beiträge wurden freundlicherweise vom ZDF zur Verfügung gestellt. Der Innenhof des Besucherzentrums wird als Ruhezone ausgestattet mit der Möglichkeit, einen Kaffee zu trinken sowie mit Sitzgelegenheiten zum Verweilen. 70 Quadratmeter sind dafür vorgesehen.

Eröffnung des neuen Museums am 26. April 2023

Baubeginn des neuen Arche Warder Besucherzentrums DOMESTICANEUM war im Januar 2022. Nach nur etwas mehr als einem Jahr Bauzeit wird Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther das DOMESTICANEUM am Mittwoch, 26. April 2023, feierlich eröffnen. Am Sonnabend, 29. April, wird das „große Opening“ für das Publikum stattfinden mit zahlreichen Aktionen. Dazu zählen etwa die Auftritte des Mittelaltervereins Bordesholm sowie des Erlebnis-Archäologen Thomas Heuck.

Finanzierung

2,5 Millionen Euro hat die Realisierung des neuen Arche Warder Besucherzentrums DOMESTICANEUM gekostet. Davon sind rund die Hälfte EU- und Landesfördermittel. Mit 150.000 Euro Zuschuss unterstützt Bingo! Die Umweltlotterie das Vorhaben, und rund 1 Millionen Euro kommen aus Eigenmitteln der Arche Warder.

Über den Landschaftstierpark Arche Warder

Die Arche Warder ist europaweit das größte Zentrum für seltene und vom Aussterben bedrohte Haus- und Nutztierrassen und engagiert sich in der Erhaltungszucht, Wissenschaft und Bildungsarbeit. Die 87 verschiedenen Rassen sowie 7 Wildtierarten (u.a. die Stammformen von Nutztieren) vermitteln einen ausgezeichneten Eindruck von der einstigen Agrobiodiversität. Der ästhetisch angelegte Landschaftstierpark bildet die Grundlage für eine intensive, hautnahe Tier-Mensch-Begegnung, Umweltbildung und Naturerfahrung.