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Zur Rose: Rekordpreis für Teleclinic

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Berlin -

Eines muss man Walter Oberhänsli, CEO von Zur Rose lassen: Wenn er eine Firma kauft, zahlt er gute Preise. Alleine die Übernahme von Teleclinic hat den DocMorris-Mutterkonzern mehr als 40 Millionen Euro gekostet – eine Firma, die keinen nennenswerten Umsatz macht.

Als unlängst bei einer Analystenkonferenz von Zur Rose ein Teilnehmer wissen wollte, wie viele Behandlungen denn bei Teleclinic durchgeführt würden, da herrschte peinliches Schweigen. Schließlich fasste DocMorris-CEO Olaf Heinrich sich ein Herz und erkundigte sich bei CEO Walter Oberhänsli und CFO Marcel Ziwica, ob es für sie okay sei, wenn er die Frage beantworte. „Dazu verraten war keine Details“, war dann seine Auskunft. Nur so viel: Teleclinic verzeichne starkes Wachstum, nicht zuletzt dank Corona.

Für Zur Rose stellt Teleclinic nach Angaben des Managements einen „strategisch wichtigen Baustein“ im hauseigenen Gesundheitsökosystem dar. Eigentlich hatte DocMorris erst vor einem halben Jahr eine Kooperation mit dem Konkurrenten Kry vereinbart – da eine Übernahme des schwedische Branchenpioniers nicht infrage kam, musste Zur Rose das Pferd wechseln. Entsprechend großzügig bemessen war der Kaufpreis von 43,5 Millionen Euro – 38,6 Millionen Euro zahlte Zur Rose in bar, den Rest in Aktien.

Für die bisherigen Investoren hat sich das Engagement gelohnt. Für zwei Millionen Euro hatte Digital Health Ventures (DHV) vor drei Jahren knapp 18 Prozent übernommen – der Fonds, über den unter anderem die Eigentümerfamilie des Phytoherstellers Dr. Willmar Schwabe, GHD-Gründer Andreas Rudolph und Reinhard Koop, Großaktionär bei CompuGroup Medical (CGM), bei Teleclinic investiert waren, konnte seinen Einsatz damit verdreifachen. Selbst für den Finanzinvestor ID Invest, der Ende 2018 für 7 Millionen Euro 26 Prozent der Anteile übernommen, hat sich der Hype um die Teleärzte ausgezahlt.

Für Apotal zahlt Zur Rose 60 Millionen Euro, davon 25 Millionen Euro in bar und den Rest in Aktien zuzüglich weiterer 20 Millionen Euro in den kommenden beiden Jahren. Das entspricht knapp der Hälfte des Umsatzes von 157 Millionen Euro im vergangenen Jahr.

Zum Vergleich: Für Medpex zahlte Zur Rose im Oktober 2018 zunächst 87 Millionen Euro in bar und 29 Millionen Euro in Aktien – insgesamt entsprach dies dem 0,7-Fachen des damals für das laufende Jahr angepeilten Umsatzes. Auch hier gab es zwei nachgelagerte Zahlungen, durch die sich der Gesamtkaufpreis auf 176 Millionen Euro erhöhte – entsprechend einem Umsatzmultiple von 1,0.

Für Apo-Rot hatte Zur Rose wenige Monate zuvor 57 Millionen Franken bezahlt, was rund 50 Millionen Euro entspricht und damit der Hälfte des Umsatzes im Vorjahr. Allerdings kommen hier Kosten für die Schließung des Standorts in Hamburg dazu.

Ein Jahr zuvor ging für 21 Millionen Franken (18 Millionen Euro) die ehemalige Schlecker-Tochter Vitalsana an Zur Rose; bei einem Umsatz von 30 Millionen Euro im Jahr 2016 ergibt sich damit ein Multiple von 0,61. Bei Eurapon lag der Kaufpreis bei 55 Millionen Franken (47 Millionen Euro), das waren fast 90 Prozent des Umsatzes von 52 Millionen Euro im Jahr 2016.

 

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