Bordetella parapertussis war bisher eine eher seltene Ursache für eine Infektion mit Keuchhusten. Foto: Dr Microbe/stock.adobe.com
Bordetella parapertussis war bisher eine eher seltene Ursache für eine Infektion mit Keuchhusten. Foto: Dr Microbe/stock.adobe.com

In Deutschland ist es nach dem Ende der Coronamaßnahmen zu einem Anstieg der gemeldeten Bordetella-(B.-)parapertussis-Infektionen gekommen, während der klassische Keuchhusten durch B. pertussis selten geblieben ist. Das zeigt ein aktuelles Epidemiologisches Bulletin (2023; 33:3-14) des Robert Koch-Instituts (RKI). Den Daten zufolge ist der Anteil der gemeldeten Erkrankungen, die durch B. parapertussis ausgelöst wurden, von weniger als zehn auf mehr als 50 Prozent angestiegen. Und die Erkrankungen verliefen plötzlich nicht mehr milder als bei Infektionen mit B. pertussis. Zur Erinnerung: Für beide Keuchhustenerreger gilt seit 2013 eine ärztliche Meldepflicht. Es erkrankten bisher zu zwei Dritteln Erwachsene im medianen Alter von 39 Jahren, weil in Deutschland 90 Prozent der Kinder gegen Keuchhusten geimpft werden. Der Impfschutz kann mit der Zeit nachlassen, doch Erkrankungen im Erwachsenenalter sind in der Regel weniger gefährlich als bei Kindern. Der Anteil der Infektionen mit B. parapertussis war vor der Pandemie – auch bei Kindern – gering, obwohl der Impfstoff nicht vor dieser Spezies schützt. Ein Keuchhusten durch B. parapertussis wurde zudem als ungefährlich eingestuft, weil die Bakterien kein Pertussis-Toxin bilden. Auch vor der Einführung der Impfungen waren die Verläufe milder als beim „echten“ Keuchhusten. Die Ursachen für die aktuelle Entwicklung sind unklar. Das RKI vermutet, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Die weiterhin relativ niedrige Zahl von Infektionen mit B. pertussis bei Kindern könnte den Grund in der hohen Impfquote – von mehr als 90 Prozent – haben. Auch während der Pandemie wurde weiter geimpft. Der Impfschutz könnte die erneute Ausbreitung von B. pertussis verlangsamt haben. Das frühere präpandemische Niveau werde möglicherweise erst in einigen Jahren erreicht, vermutet das RKI-Team. Gegen B. parapertussis wirkt die Impfung nicht. Das Bakterium könnte sich nach dem Ende der Kontrollmaßnahmen rascher ausgebreitet haben. Ein Teil des Anstiegs könnte auch auf die Verbesserung der Diagnostik zurückzuführen sein. rme