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Nachhaltigkeitsfonds: Virus stärkt Wachstum

Mark Haefele Quelle: PR
Mark Haefele Global Chief Investment Officer, UBS Global Wealth Management Zur Kolumnen-Übersicht: Geldanlage global

Während der Corona-Pandemie haben nachhaltige Anlagen an Fahrt gewonnen - und sind mittlerweile Teil des Mainstreams der Finanzindustrie. Warum Covid-19 diesen Trend beschleunigt und warum sich daran nichts ändern wird.

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In Fonds, die unter Berücksichtigung klar definierter Faktoren in den Bereichen Umwelt, Soziales und Governance (ESG) anlegen, ist laut dem Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar erstmals mehr als eine Billion Dollar investiert. Die Marke wurde nach Nettozuflüssen von 71,1 Milliarden zwischen April und Juni dieses Jahres überschritten. Wie die Financial Times unter Berufung auf Daten von Calastone meldete, lagen die Neugelder britischer Fonds, die in ESG-Anlagen investierten, allein für den Zeitraum April bis Juli über denen der vergangenen fünf Jahre zusammengenommen.

Das Interesse an nachhaltigen Anlagen ist nicht zuletzt auch durch die Pandemie angewachsen, hat diese doch deutlich gemacht, wie wichtig es ist, in krisenfeste Geschäftsmodelle zu investieren. Der Run auf nachhaltige Fonds dürfte meines Erachtens aber auch darüber hinaus andauern.

Warum ist Nachhaltigkeit für Anleger von Bedeutung? Soziale Faktoren stoßen bei Anlegern verstärkt auf Interesse und finden auch bei Unternehmen mehr Beachtung, da ein mangelhaftes ESG-Management den Zugang zu Anlegern und die Kapitalkosten verschlechtern kann. Das Magazin CIO nennt als Beispiel den britischen Fast-Fashion-Anbieter Boohoo.com, bei dem Anleger rasch aktiv wurden, als die Aktie nach Berichten über angebliche moderne Sklaverei abstürzte. Anleger mit langfristigem Anlagehorizont nutzen ESG-Anlagen zunehmend als Risikomanagement-Instrument.

CIO erwartet, dass wichtige ESG-Faktoren weiter verstärkt in den Anlegerfokus rücken werden, da das Interesse für soziale Aspekte wächst. Jüngste Ereignisse haben die finanziellen Folgen, die Probleme im Bereich Soziales für Unternehmen und Anleger haben können, deutlich aufgezeigt. Soziale Risiken im Portfolio können am besten dadurch abgesenkt werden, dass umstrittene Branchen gemieden, das soziale Abschneiden von Unternehmen überwacht und mehr Informationen beschafft werden. Ein weiterer Ansatz ist das direkte Einwirken auf Unternehmen, damit diese den Wandel im Unternehmen vorantreiben und ESG-Risiken steuern.

Wie schneiden nachhaltige Anlagen im Renditevergleich ab? Laut Morningstar schnitten 56 Prozent der 212 als nachhaltig eingestuften Fonds im zweiten Quartal in der jeweiligen Kategorie besser als andere Fonds ab. Im ersten Halbjahr 2020 rangierten 72 Prozent der Fonds für nachhaltige Anlagen in der oberen Hälfte ihrer Morningstar-Kategorie. Derselbe Trend war bei Indizes für nachhaltige Anlagen wie dem MSCI ESG Leaders zu beobachten, die entsprechende konventionelle MSCI-Indizes übertrafen. Zudem entwickelten sich laut Morningstar 18 von 26 Tracker-Fonds, die globale nachhaltige Indizes nachbilden, im zweiten Quartal besser als andere vergleichbare Fonds; in diesem Jahr rangieren alle vor ihren traditionellen Pendants.

Warum jetzt nachhaltige Anlagen? Regierungen in aller Welt haben ihre Unterstützung für grüne Projekte in den vergangenen Jahren verstärkt, mittels Regulierung wie auch über die Haushaltsausgaben. Dies hat infolge der Covid-19-Pandemie zugenommen und die Regierungen arbeiten entschlossen an einer grünen Erholung. Das dürfte die Performance von umweltfreundlichen Unternehmen in den kommenden Jahren zusätzlich beflügeln. Eine im Wall Street Journal veröffentlichte Analyse ergab, dass die 50 größten Volkswirtschaften der Welt 583 Milliarden Dollar in die Förderung ökologischer Initiativen stecken.


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Das Fazit für Anleger lautet: Die Pandemie hat verdeutlicht, dass nachhaltiges Anlegen sowohl aus finanziell-rationaler als auch aus ethischer Sicht zukunftsgerichtet ist.

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