Emmerthal (dpa/lni) - Im Zuge des Atomausstiegs ist in der Nacht zum Samstag um kurz vor Mitternacht das Kernkraftwerk Grohnde in Niedersachsen nach rund 36 Betriebsjahren abgeschaltet worden. Seit dem 5. September 1984 habe das Werk fast 410 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert – so viel, wie kein anderer Kraftwerksblock weltweit, teilte der Betreiber PreussenElektra mit. Der Druckwasserreaktor an der Weser sei acht Mal Weltmeister in der Jahresstromerzeugung gewesen und habe dabei zwei Weltrekorde aufgestellt.

Knapp 100 Atomkraftgegner feierten die Abschaltung in Grohnde mit Anti-Atomkraft-Fahnen und Wunderkerzen. Um Mitternacht legten die Demonstranten einen symbolischen Hebel um. In Norddeutschland ging zudem nach 35 Jahren in der Nacht auch das Kernkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein von Netz. Dieter Kölkebeck vom Anti-Atom-Plenum Weserbergland sprach in Grohnde von einem historischen Datum: "Das ist schon ein Gefühl der Genugtuung."

Das AKW Grohnde konnte rechnerisch rund 15 Prozent der Stromerzeugung Niedersachsens abdecken. Am Freitag endete auch der Betrieb des Kernkraftwerks Gundremmingen in Bayern. Damit sind bundesweit nur noch drei Kernkraftwerke in Betrieb. Deutschland will bis Ende 2022 aus der Atomenergie aussteigen.

PreussenElektra bedankte sich bei den Kraftwerksmannschaften, die über Jahre hinweg eine hervorragende Arbeit gemacht hätten. "Auf diese Leistung sind wir sehr stolz, denn damit haben wir über Jahrzehnte entscheidend zur sicheren, klimafreundlichen und zuverlässigen Stromversorgung in Deutschland beigetragen", sagte PreussenElektra-Chef Guido Knott.

Mit dem Ende der Stromproduktion beginnt in Grohnde der Rückbauprozess des Kernkraftwerks, der insgesamt rund 15 Jahre dauern dürfte. Der eigentliche Rückbau und Abriss soll Anfang des Jahres 2023 beginnen - sobald die entsprechende Genehmigung vorliegt. Bis Ende März soll der Reaktordruckbehälter aber bereits frei von Brennelementen sein.

Atomkraftgegner verwiesen darauf, dass das AKW Grohnde seit der Inbetriebnahme im Februar 1985 insgesamt 279 "Meldepflichtige Ereignisse" aufgewiesen habe und damit eines der störanfälligsten in Deutschland während seiner Laufzeit gewesen sei. Greenpeace forderte einen europaweiten Ausstieg aus der Atomkraft. Allerdings gibt es in der EU inzwischen Diskussionen, ob die Atomenergie mit Blick auf die Klimaschutzziele eine akzeptable und nachhaltige Energiequelle darstellt.

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Pressemitteilung PreussenElektra 1.1.2022

Reihenfolge der AKW-Abschaltungen

Über das AKW Grohnde