Doxing: Datenschutzbeauftragter verwarnt AfD-Kreisverband
Der Datenschutzbeauftragte Stefan Brink hat einen Post der AfD, in dem der Wohnort einer Politikerin veröffentlicht wurde, als rechtswidrig eingestuft.
Weil er vertrauliche Daten über eine Landtagsabgeordnete ins Netz stellte, hat der Göppinger AfD-Kreisverband eine Verwarnung des Datenschutzbeauftragten aus Baden-Württemberg, Stefan Brink, erhalten. Brink bestätigte der DPA, dass er eine Sanktion gegen den Kreisverband ausgesprochen habe.
Hintergrund ist ein Streit zwischen der Göppinger AfD und der Grünen-Abgeordneten Ayla Cataltepe: Der Kreisverband hatte im Frühjahr auf seiner Facebook-Seite ein Foto eines Baugrundstücks von Cataltepe in Verbindung mit ihrem Namen gepostet. Der Post wurde kurze Zeit später gelöscht.
Die Abgeordnete Cataltepe war zuvor mit ihrer Nachbarin in Eislingen wegen eines Tretrollers in Streit geraten, was im Juni 2021 sogar zu einem Polizeieinsatz führte. Das Boulevardblatt Bild betitelte den Fall damals als Roller-Gate. Goßner postete das Bild vom Baugrundstück in Göppingen und schrieb darüber: "Sind Kinderroller in Zukunft noch sicher?"
"Der AfD-Kreisverband Göppingen hat meine persönlichen Daten ins Internet gestellt. Das geht gar nicht und ist absolut inakzeptabel", sagte Cataltepe der DPA. "Daher habe ich den Landesdatenschutzbeauftragten gebeten, die Sache zu prüfen. Im Ergebnis besteht kein Zweifel: Die AfD hat hier klar die rote Linie überschritten." Die AfD mache mit der Roller-Sache Politik, sagte die Abgeordnete.
Post als Doxing sanktioniert
Brink stufte den Post als rechtswidrig ein und sprach eine Verwarnung gegen den Kreisverband per Bescheid aus. Der Kreisverband habe mit dem Post preisgegeben, wo die Abgeordnete privat zu finden sei, kritisierte Brink. Ortskundige hätten den Bauplatz auf dem Foto leicht zuordnen können. Falls sich so etwas wiederhole, müsse der AfD-Kreisverband mit einem Bußgeld rechnen, so Brink.
Es sei das erste Mal, dass im Land ein sogenannter Doxing-Fall sanktioniert worden sei, sagte Brink. Unter Doxing versteht man das unerlaubte Veröffentlichen von privaten Daten wie Adresse, Telefonnummer und Arbeitgeber. Das werde immer häufiger als offensives Instrument eingesetzt, um dem politischen Gegner zu schaden, kritisierte der Datenschutzbeauftragte. Man habe einschreiten müssen, weil die Preisgabe der Privatsphäre über den zulässigen Raum der politischen Auseinandersetzung hinausgegangen sei.
"Ich habe mir nichts dabei gedacht", sagte der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Goßner, stellvertretender Kreisvorsitzender der Göppinger AfD. Er räumte ein, das Foto gemacht und gepostet zu haben. Es liege ihm fern, private oder künftige Wohnorte zu veröffentlichen - die AfD habe immer wieder selbst genug Probleme damit. Goßner sagte, er sei dazu geneigt, den Bescheid nicht anzufechten und künftig sensibler mit solchen Daten umzugehen.
Das ist aber nicht nur ein Echo. Man stachelt ihn aktiv dazu an zu pöbeln oder Gewalt...