Ausschreitungen bei Corona-Protesten in Magdeburg – 14 Polizisten bei Gewalt nahe Zwickau verletzt

Polizisten und Teilnehmer einer Versammlung stehen sich in der Innenstadt von Magdeburg gegenüber.

Polizisten und Teilnehmer einer Versammlung stehen sich in der Innenstadt von Magdeburg gegenüber.

Rostock/Schwerin/Neubrandenburg/Greifswald. Mehr als 20.000 Menschen sind am Montag in zahlreichen deutschen Städten erneut gegen die staatlichen Corona-Maßnahmen auf die Straße gegangen - oft bei nicht genehmigten „Spaziergängen“. In einigen Orten gab es auch Versammlungen von Befürwortern der Maßnahmen und der Impfung.

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In Nürnberg demonstrierten annähernd 4.200 Menschen gegen die Corona-Politik - doppelt so viele wie erwartet. Wie das Polizeipräsidium mitteilte, gab es nach dem Auftakt des „Montagsspaziergangs“ keine Zwischenfälle. Auch in vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden riefen Gegner der Corona-Maßnahmen zu sogenannten Montagsspaziergängen als Zeichen des Protests auf, in Ulm/Neu-Ulm mit etwa 1.500 und in Ansbach mit rund 1.200 Teilnehmenden. Viele Städte hatten nicht ortsfeste Kundgebungen verboten und den Teilnehmern von nicht angemeldeten Demonstrationen Bußgelder angedroht.

Protestzug vor das ZDF-Hauptstadtstudio

In Berlin zogen Corona-Demonstranten am Abend vom Alexanderplatz zum ZDF-Hauptstadtstudio Unter den Linden. Wie der Tagesspiegel berichtet, wurde die Demonstration von dem Berliner Rechtspopulisten Eric Graziani angemeldet. Auch vor einer Woche hatte Graziani mit seiner Gruppierung „Patriotic Opposition Europe“ eine Demo angemeldet. Die Polizei schirmte das Hauptstadtstudio am Montagabend vor den rund 200 Demonstranten ab. In einer Rede soll Graziani dazu aufgerufen haben, die Presse zum Schweigen zu bringen. Erst in einem Nachsatz ergänzte er, dass dies auf „friedliche Weise“ zu geschehen habe. Gewaltsame Zusammenstöße mit der Polizei blieben allerdings aus.

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Ausschreitungen in Magdeburg und nahe Zwickau

Nicht friedlich verliefen die Corona-Proteste hingegen in Magdeburg. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt waren nach Angaben der Polizei rund 2.500 Menschen Aufrufen zum Protest gefolgt. Einzelne hätten versucht, Polizeiabsperrungen zu durchbrechen, es sei Pyrotechnik gezündet und eine Flasche in Richtung der Einsatzkräfte geworfen worden. Die Polizei setzte Schlagstöcke ein. Gegen neun Tatverdächtige wird wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte ermittelt. Eine Person sei nach einem tätlichen Angriff auf Polizeibeamte vorläufig festgenommen worden.

Verletzte gab es außerdem bei Gewalt am Rande illegaler Proteste in Lichtenstein bei Zwickau . Während es andernorts in Sachsen weitgehend friedlich blieb, wurden in der westsächsischen Stadt Polizisten attackiert. Laut Polizei hatten sich in einen Pulk von etwa 200 Demonstranten etwa 60 gewaltbereite junge Leute gemischt. Man habe sie separiert, um ihre Identität festzustellen, hieß es.

14 Beamte verletzt

„Diese widersetzten sich mit mehreren Durchbruchsversuchen der polizeilichen Maßnahme und griffen die Beamten massiv an. Darüber hinaus versprühten Teilnehmer Reizstoffe gegen die Einsatzkräfte. Eine Person versuchte, einem Beamten die Dienstwaffe zu entreißen und ein Polizist erlitt eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung“, teilte die Polizeidirektion mit. Insgesamt seien 14 Beamte verletzt worden.

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Auch die Polizei setzte nach eigenen Angaben Pfefferspray ein. In der Folge haben man die Personalien von 40 gewaltbereiten Teilnehmern festgestellt und Anzeigen wegen gefährlicher Körperverletzung und des tätlichen Angriffs auf einen Vollstreckungsbeamten erstattet, hieß es. Gegen 30 Demonstranten wurden zudem Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstoßes gegen die Corona-Notfallverordnung gefertigt.

Nicht angemeldete „Schweigemärsche“

In Mecklenburg-Vorpommern beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers insgesamt knapp 10.000 Menschen in mehr als 20 Städten an angemeldeten Lichterspaziergängen, Kundgebungen sowie nicht angemeldeten Schweigemärschen. In Rostock - der Stadt mit den bislang größten dieser Demos im Land - versammelten sich am Abend laut Polizei rund 4.000 Demonstranten. Erneut hätten auch rechte Gruppierungen sowie gewaltbereite Fußballanhänger an dem Protest teilgenommen, hieß es vonseiten der Polizei.

In der Landeshauptstadt Schwerin kamen den Angaben zufolge etwa 1.600 Menschen zusammen, auf dem Greifswalder Marktplatz mehrere Hundert. An der Mecklenburgischen Seenplatte versammelten sich nach ersten Schätzungen der Polizei gut 2.000 Demonstranten. In Greifswald stand den Kritikern der Corona-Maßnahmen eine große Gruppe von Gegendemonstranten gegenüber.

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17.000 Demonstranten in Thüringen

Mehr als 17.000 Menschen beteiligten sich laut Polizei in Thüringen an unangemeldeten Protesten gegen Corona-Schutzmaßnahmen. Abgesehen von kleinen Rangeleien seien die Demonstrationen friedlich verlaufen, sagte ein Sprecher. In Erfurt und Sömmerda setzte die Polizei Pfefferspray ein und erteilte Platzverweise.

Die meisten Teilnehmer habe man in Gera gezählt - rund 3.500. Hier seien außerdem „Einzelpersonen aus der rechten Szene“ unter den Demonstrierenden gewesen. In Altenburg und Saalfeld kamen nach Schätzungen der Polizei jeweils etwa 1.000 Demonstranten, in Nordhausen 500. Es handelte sich in allen Fällen um sogenannte Spaziergänge - also keine angemeldeten Versammlungen.

Proteste auch in Baden-Württemberg

Auch in Brandenburg sind die Proteste von Kritikern der Corona-Maßnahmen und Impfgegnern landesweit fortgesetzt worden. Vielerorts waren Gegenaktionen angekündigt. In Potsdam hatte am Montag das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ aufgerufen, den Gegnern der Corona-Maßnahmen nicht die Stadt zu überlassen. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte auf einer Kundgebung, die Menschen machten mit ihrer Anwesenheit deutlich, dass es nicht nur den Protest gegen die aktuellen Maßnahmen gebe. Das Miteinander auf einer angemeldeten Demonstration zeige, dass es möglich sei, seine Meinung zu äußern, ohne gegen Regeln oder Gesetze zu verstoßen.

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Mehrere tausend Menschen demonstrierten in Baden-Württemberg gegen die Corona-Maßnahmen. In Friedrichshafen hätten sich am Montagabend rund 2.000 Teilnehmer zu einem sogenannten Spaziergang versammelt, teilte ein Polizeisprecher mit. Die Teilnehmer hätten sich spontan in sozialen Netzwerken verabredet, mit dieser Aktion von Ravensburg nach Friedrichshafen auszuweichen. In Ravensburg habe es keine größeren Ansammlungen gegeben, sagte der Sprecher am Abend.

Die Polizei in Fulda (Hessen) löste am Abend eine Ansammlung von Gegnern der aktuellen Corona-Maßnahmen auf. Dabei habe ein Versammlungsteilnehmer die Einsatzkräfte angegriffen, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten Pfefferspray eingesetzt, die Person sei festgenommen worden. Die Versammlung wurde laut Polizei aufgelöst, da keine Masken getragen und keine Abstände eingehalten wurden. Außerdem habe es keinen Versammlungsleiter gegeben. Auch in anderen hessischen Städten gingen am Abend Menschen auf die Straße, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren - etwa in Frankfurt, Kassel oder Gießen.

RND/dpa|epd|dre

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