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Energie Experten warnen vor drastischer Steigerung der Gaspreise

Die Versorgung mit Gas bereitet den Experten Sorgen. Vorräte sind vor Beginn der Heizperiode viel zu knapp und die Preise steigen – und das sei erst der Anfang der Teuerungswelle.
Erdgasspeicher Reitbrook bei Hamburg: Vorräte schon vor dem Winter knapp

Erdgasspeicher Reitbrook bei Hamburg: Vorräte schon vor dem Winter knapp

Foto: A3576 Maurizio Gambarini/ dpa

Die Großhandelspreise für Erdgas steigen seit Monaten immer weiter. Vielerorts bekommen die Verbraucher das bereits zu spüren. Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox haben 32 regionale Gasanbieter für September und Oktober Preiserhöhungen von durchschnittlich 12,6 Prozent angekündigt. Beim Beheizen eines Einfamilienhauses führe das zu Mehrkosten von 188 Euro im Jahr. Allein zwischen Januar und Juli betrug der Anstieg der Importpreise, die vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle ermittelt werden, rund 42 Prozent.

Experten sehen dafür mehrere Gründe. Nach dem Wiederanlaufen der Wirtschaft habe sich die weltweite Nachfrage wieder normalisiert, erläutert Fabian Huneke vom Beratungsunternehmen Energy Brainpool. Hinzu kommt, dass die Gasspeicher in Europa nach dem vergleichsweise kalten Winter 2020/21 noch nicht wieder aufgefüllt sind. In Deutschland stehen die Pegel im Durchschnitt bei rund zwei Dritteln. Die über ganz Deutschland verteilten unterirdischen Speicher gleichen vor allem im Winter Verbrauchsspitzen aus. An kalten Tagen werden bis zu 60 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland aus inländischen Speichern abgedeckt, heißt es beim Branchenverband Initiative Erdgasspeicher.

Auch der derzeit hohe Preis könnte eine Rolle spielen, weil die Unternehmen sich scheuen, zu viel teures Gas vorrätig zu halten. So hätten »die Annahmen des Marktes zur weiteren Entwicklung der Preise dazu geführt, dass in der bisherigen Einspeisesaison weniger Gas eingelagert wurde«, sagt ein Sprecher des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper, der über die größte Speicherkapazität in Deutschland verfügt, die derzeit zu etwa 88 Prozent gefüllt ist.

Oliver Krischer, Fraktionsvize der Grünen im Bundestag, hat eine andere Erklärung. »Die Situation bei den leeren Gazprom-Speichern in Deutschland und Europa dürfte bewusst herbeigeführt worden sein«, vermutet er. Gazprom betreibt über seine Tochterfirma Astora unter anderem den Speicher im niedersächsischen Rehden, der mit einem Volumen von vier Milliarden Kubikmetern einer der größten in Europa ist. Am 15. September wies die Datenplattform für Rehden einen Füllstand von weniger als fünf Prozent aus. Deutschland rutsche damit »in eine Situation mit Erpressungspotenzial«, warnt Krischer mit Blick auf das Genehmigungsverfahren für die Ostseepipeline Nord Stream 2.

Gazprom Germania hält sich bei der Frage nach den Gründen für den weitgehend leeren Speicher Rehden bedeckt. Ein- und Ausspeichermengen erfolgten durch die Kunden, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. »Daher können wir auch nicht prognostizieren, wie die Entwicklung in der Zukunft aussehen wird.« Laut RWE ist Gazprom vertragstreu. »Alle unsere Lieferanten und Handelspartner, darunter Gazprom, erfüllen ihre Lieferverpflichtungen«, betont ein Sprecher.

Bei den Preisen gibt es für die Verbraucher absehbar keine Entwarnung: »Wir erwarten in diesem Herbst eine größere Gaspreiswelle«, sagt Verivox-Energieexperte Thorsten Storck.

mik/dpa-AFX
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